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Von gestern

Die Alternative zum Chauvinismus

Wer führt?
„Die erste Zusammenkunft des amerikanischen Präsidenten und des deutschen Bundeskanzlers ist so unerwartet reibungslos, ja harmonisch, verlaufen, dass Merz sogar aus den Reihen der deutschen Opposition Beifall bekam. Doch wie Trump gern sagt: It takes two to tango. Und mit diesem Besucher wollte Trump tanzen, nicht ihn verprügeln. Er verzichtete vollkommen darauf, Deutschland und dessen Regierungschef Vorhaltungen zu machen, wie man sie von Trump und seinen Büchsenspannern, einige davon anwesend, schon oft gehört hat. Trump war anders als bei der Demütigung Selenskyjs nicht auf Krawall aus. Der Kanzler wäre mit dem Klammerbeutel gepudert gewesen, wenn er Trumps Einladung zum Tanz nicht angenommen hätte, auch wenn klar war, wer dann führt. (…)
Günstig stimmte den Gastgeber auch, dass Merz nicht zauderte, die Verteidigungsausgaben in die Höhe zu schrauben, die Washington fordert. Und dass der Kanzler erklärt hat, Deutschland werde mehr Verantwortung als Führungsmacht in Europa übernehmen, politisch, wirtschaftlich und militärisch.“

Berthold Kohler, „Der mit dem Trump tanzt“, „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ („FAZ“), 7.6.2025, S. 1 (Leitkommentar).

Instrumentelle Bestimmung der Angst
„Für die AfD war und ist Angst die Grundlage ihres Geschäftsmodells. Die teils durchaus verständliche und begründete Angst vor dem Euro-Crash oder die Überforderung durch Geflüchtete, zeitweise auch vor der angeblichen ›Coronadiktatur‹ und natürlich vor einem Krieg mit Russland – sie ist das AfD-Lebenselixier.“
Melanie Amann, „Was heißt hier letzte Chance?“, „SPIEGEL“ Nr. 24/7.6.2025, S. 6 (Leitartikel).

Parodie des Chauvinismus
„Der Deutsche fragt: Was ist der Mann? Der Amerikaner fragt: Wie viel ist der Mann wert?
Der Franzose fragt: Aus welcher Familie ist er? Der Wiener fragt: Wo schreibt er?
Der Budapester fragt gar nicht: er kennt den Mann und ist ihm Geld schuldig."

Kurt Tucholsky, „Nationales“, 1925.

Tucholsky ist wieder einmal aktuell übertragbar – der Chauvinismus: Deutsch: Eine hohe Stellung in der gesellschaftlichen Hierarchie. In der Wirtschaft, der Regierung oder im Militär. Mannhaft. (US-)amerikanisch: Wie teuer kann der Mann sich oder seine Waren verkaufen? Durch und durch kommerziell. Französisch: Feudale oder bürgerliche Herkunft bzw. Eliteausbildung. Etepetete. Mit der Nase nach oben. Wien: Das Renommee über den Rang der Zeitung. Rangstellung im Kaffeehaus (ironisch). Budapest (Hauptstadt Ungarns): Exemplarische Schuldnerposition (ironisch).

Allseitige Angstmache: Die AfD schürt Ängste, die nicht sein müssen. Eine Währung (Euro) kann nicht verunglücken, sondern wesentlich eine falsche Politik (Austerität und Militarisierung), die im Zahlungsäquivalent zum Ausdruck kommt. Die Geflüchteten sind nicht die Überforderung, sondern die unsozialen Bedingungen im Inland sowie die Kriegsführung im Ausland. Die Coronapolitik war tatsächlich überfordert und sehr restriktiv. Sie bedarf einer kritischen Aufarbeitung. Der Krieg mit Russland – soll heißen: auf NATO-Gebiet, östlich der Bundesrepublik Deutschland – wird herbeigeredet und -gerüstet.

Das ist Politik von gestern und vorgestern und hat keinerlei Zukunft verdient.

Chauvi Trump, Chauvi AfD und Chauvi Merz bilden eine Linie nationalistischer Militärpolitik, der Kapitalbegünstigung, des Sozialabbaus, des Ignorierens der Klimakrise, der Verfestigung des globalen Nord-Süd-Gefälles, konservativer Vorurteile und einer Alltagskultur der 1950er Jahre. Als hätte „’68“ nicht stattgefunden. Welche Männer!

Dagegen hilft am ehesten die (koordinierte) gesellschaftliche Opposition.

In (manchen) Parteien, den Gewerkschaften, sozialen Bewegungen, in der Interessenvertretung; in Bildung, Gesundheit, Kunst, Kultur und Wissenschaft.

Der Mensch ist kein kriegerisches Wesen, kein Objekt ver-rückter, autoritärer Politik.

Frieden als Gewaltfreiheit, zivile und soziale Entwicklung mit ökologischer Vernunft steht dabei an (gemeinsamer) erster Stelle. Sinn, Verstand und Entfaltung sehen so aus. Ein besseres Bild.