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Deutschland: Leben oder Sterben?

Zur Verwunderung

Zum Bedenken
„Am Wochenende trägt Annabell Flecktarn. Im zivilen Leben Jurastudentin, ist sie seit fast sieben Jahren Reservistin in der Bundeswehr. In regelmäßigen Übungen trainiert sie mit ihren Kameraden Personen- und Bootskontrollen und militärische Fähigkeiten: schießen, schwimmen, marschieren, Gelände durchkämmen. Im Verteidigungsfall sollen sie Hafenanlagen und Kasernengelände sichern. ›Meine Generation hat Krieg und dessen Folgen bisher – zum Glück – nie selbst erleben müssen‹, sagt Annabell. Soldaten wollen auch keinen Krieg. Dennoch würde sie im Ernstfall ihr Leben für dieses Land opfern. (…) Maria Moubarak, 24, studiert Soziologie und Politik in Bremen, gehörte zu den ersten Unterzeichnern einer Petition gegen die Wiedereinführung der Wehrpflicht. Sie engagiert sich im Bundessprecherrat der Linksjugend. Ihre Meinung: ›Für einen Staat ziehe ich nicht in den Krieg.‹ Maria hat einmal Kampfsport gemacht und mag Videospiele wie Minecraft und Animal Crossing. (…) Lukas Schniedergers, 21, sagt: ›Ich lehne Krieg auf jeden Fall ab, finde aber auch, dass man ein Recht hat, sich zu verteidigen.‹ Nach einem Freiwilligen Sozialen Jahr studiert Lukas Psychologie in Hamburg und engagiert sich ehrenamtlich bei der Telefonseelsorge. Er geht regelmäßig ins Fitnessstudio, oft mit einem Podcast im Ohr. Sein Favorit: ›Feuer & Brot‹ von Alice Hasters und Maximiliane Häcke. (…) Sie [Annabell] erzählt, was einmal ein Kamerad zu ihr gesagt hat: ›Mit deinen Freunden triffst du dich zum Kaffee trinken, mit deinen Kameraden würdest du für dieses Land sterben.‹“
Anna Seifert, „Würdest du für Deutschland kämpfen?“, „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ („FAS“), 25.5.2025, S. 9 u. 10.

Mit Ironie
„Lumpentum
Die reichen Leute, die gewinnt
Man nur durch platte Schmeichelein –
Das Geld ist platt, mein liebes Kind,
Und will auch platt geschmeichelt sein.
Das Weihrauchfaß, das schwinge keck
Vor jedem göttlich goldnen Kalb;
Bet an im Staub, bet an im Dreck,
Vor allem aber lob nicht halb.
Das Brot ist teuer dieses Jahr,
Jedoch die schönsten Worte hat
Man noch umsonst – Besinge gar
Mäcenas’ Hund, und friß dich satt!“

Heinrich Heine, 1851. (Mäcenas, 70 v.u.Z. – 6 v.u.Z., römischer Adliger und Berater des Kaisers Augustus, Förderer der Künste, dessen Name wird ein Gattungsbegriff.)

Nach Befehl und Gehorsam: „Schießen, schwimmen, marschieren, Gelände durchkämmen“. – Was muß das für ein Land sein, für das es sich lohnen soll, zu sterben? Wofür sollen Jugend und Zukunft hingegeben werden? Wo bleiben Hoffnung, Freude und Humanität? Was soll sein mit den kritischen Erfahrungen, auch wenn mensch sie selbst nicht gemacht hat? Hat das Lernen aus der Geschichte seine Gültigkeit verloren?
Wo bleibt die gestaltende Vernunft?

Mit „Kriegstüchtigkeit“, „Europas stärkster konventioneller Armee“ (mit dem Atomschirm Frankreichs), mit angestrebt bald 400.000 SoldatInnen, wo Kanzler Friedrich Merz (CDU) in Litauen martialisch behauptete, der Schutz von Vilnius sei der Schutz von Berlin?
Soviel Unsinn auf ein Mal ist unerträglich.

Die Zukunft für Alle, nicht nur für die Jugend, ist im Frieden begründet. Das sei exzellent. Nach wie vor müssen die Beendigung von Kriegen, zivile Konfliktlösungen, gewaltfreie Koexistenz, internationale Solidarität, die Bewältigung der Klimakrise, die Überwindung von Hunger, Elend und Despotien sowie ein aufgeklärtes Menschenbild gesellschaftlichen Vorrang erhalten. Gegen die neurotische Steigerung von permanenter Angst, wildem Haß, dummem Vorurteil und unnötiger Gewalt.

Für sinnvolle Arbeit, soziale Daseinsvorsorge, Bildung, Kunst und Kultur, für ein Gesundheitswesen, das den Namen verdient, kooperative Dominanz der sozialen Beziehungen und somit einen erfreulichen Alltag mit dem Abbau von Mißtrauen.

Auch in den Wissenschaften mögen diese humanen Zwecke zunehmend als exzellent gelten.

Dafür sei sinnvoll zu wirken. In Forschung, Lehre und Bildung sowie in der studentischen Interessenvertretung und der akademischen Selbstverwaltung. In der organischen Einheit aller Mitglieder. Das Gelingen ist notwendig und möglich. Es geht alle Mitglieder der Hochschule an. Was zu beweisen ist.