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„Wehrpflicht“ als Kriegspflicht?
Nein Danke!

Totaler Krieg?
„Der Krieg in der Ukraine zeigt: Wenn es losgeht, werden Millionen Menschen gebraucht, um den Widerstand zu organisieren – an der Front, aber auch in jedem Kraftwerk, in den Rechenzentren, in Krankenhäusern, Fabriken, nahezu überall. Das Thema ›Gesamtverteidigung‹ beschäftigt bislang Militärs. Einige Staatskanzleien hören interessiert zu, wenn ein General vorbeischaut. Aber schon im SPD-geführten Innenministerium stellte sich die Ministerin in den vergangenen drei Jahren taub. Eine neue Bundesregierung muss klarmachen, wie ernst die Lage ist, und die Gesamtverteidigung zum ressortübergreifenden Thema machen. (…) Wenn Europa im modernen Krieg siegen will, braucht es Klasse, Norm und Masse.“
Peter Carstens, „Kampfkraft in allen Dimensionen“, „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ („FAZ“), 7.4.2025, S. 1 (Leitkommentar).

SPIEGEL-Fechterei
„Die Wehrpflicht ist kein angenehmes Thema. Die Vorstellung, man selbst oder das eigene Kind könnte in einen Krieg ziehen, ist beängstigend. Aufgabe von Politikern mit Führungsanspruch wäre es, diese Ängste ernst zu nehmen und zu erklären, dass Sicherheit und Freiheit nicht selbstverständlich sind, sondern im Ernstfall verteidigt werden müssen. (…) Das Interesse der Jungen ließe sich mit einem kostenlosen Führerschein steigern oder erleichtertem Zugang zum Wunsch-Studium oder -Ausbildungsplatz. Mit solchen Extras könnten die Älteren die Jungen ein wenig dafür entschädigen, dass deren persönliche Freiheit eingeschränkt wird.“
Marina Kormbaki, „Antreten, bitte!“, „SPIEGEL“ Nr. 15/5.4.2025, S. 6 (Leitartikel).

Immerhin
„Seit über 50 Jahren lese ich nun den SPIEGEL, vor allem auch wegen der SPIEGEL-immanenten Kriegsskepsis an allen Fronten. Was mir schon seit längerer Zeit auffällt, ist die offensichtliche Zeitenwende auch im SPIEGEL. Zuerst werden Waffenlieferungen an die Ukraine als alternativlos dargestellt, dann wird die weitgehende Militarisierung Deutschlands/Europas als unbedingtes Muss dargestellt. Wo bleibt die Ausgewogenheit, wo bleibt die journalistische Skepsis?“
Leserbrief von Josef Thier, Friedrichsdorf (Hessen) in derselben Ausgabe.

Falsch, mit Methode
Grober Unsinn sind
Hetze, Krieg und Militär –
wider den Menschen.

Welch ein nur leicht gezähmtes Wortungetüm: „Gesamtverteidigung“! Soll hier die „Generalmobilmachung“ vonstatten gehen? Nicht nur des Militärs, sondern der ganzen Gesellschaft? Das klingt nach Kriegserklärung und dem „Totalen Krieg“? Ist aus der Geschichte nicht zu lernen?

Waren zwei Weltkriege nicht mehr als genug? Was sollen „Klasse, Norm und Masse“? Gibt das Overkill-Potential der Atombewaffnung nicht gänzlich anders zu denken? Hat die zivile Entwicklung ihren Sinn und Reiz verloren? Gibt es nicht genug Probleme zu lösen?

Und dann noch die lächerlichen „Extras“ (für die „Wehrpflicht“): Führerschein und Studium oder Ausbildungsplatz für die Einschränkung der persönlichen Freiheit oder gar das Sterben auf dem – schwer begrenzbaren – Schlachtfeld. Für wen, für was, warum?

Die „Jungen“ – und nicht nur sie – haben wirklich Besseres zu tun und im Sinn. Skepsis ist also mindestens angebracht.

Von daher und dafür betrachtet, haben die Beendigung von Kriegen, zivile Konfliktlösungen, das Verbot von Rüstungsexporten, die Konversion der Rüstungsproduktion, der Abbau von (tradierten und neu intensivierten) Feindbildern und die produktive internationale Kooperation ihren tieferen Sinn, ihre alternative Bedeutung für die gewaltfreie Entwicklung der globalen Menschheit.

Demzufolge sollten sich die Medien, Wissenschaft, Kultur und Kunst, aufgeklärte Menschen insgesamt und sowieso, von der Kriegspropaganda nicht nur nicht vereinnahmen lassen, sondern ihren gemeinsamen Verstand für die friedliche Entfaltung sozialer Lebensverhältnisse kooperativ und verantwortlich einsetzen.

Das Kriegerische ist – nach besserem praktischen Wortsinn – nicht menschlich. Die „Wehrpflicht“ bleibt überflüssig. Die Militarisierung ist von Grund auf schädlich.

Besser sind auf jeden Fall die soziale Entwicklung, die Überwindung der Klimakrise, die Beseitigung von Hunger, Elend und Mangel, die nachhaltige Schwächung reaktionärer Verirrung.

Die Wissenschaften, ihre Akteure, sind nach Verfassungsnorm frei, ihre kreative Verantwortung in diesem Sinn, dem Menschensinn, geistig und entsprechend fordernd wahrzunehmen.

Die Besserung, das Gute, braucht den eingreifenden Verstand, den Mut, diesen kritisch einzusetzen. Von nun an und weiterhin.