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Damals?

Das ist gar nicht so lange her

„Man kann den bedrohten Planeten nur retten, wenn man alle Länder, auch Russland und China, dafür gewinnt und überzeugt. So sehen sie [die aktuellen Grünen] sich genötigt, Stück für Stück ihr politisches Tafelsilber, nicht nur den Pazifismus, sondern inzwischen auch manche ökologische Position zu entsorgen. Das strenge Sanktionsregime zwingt sie, den Kohleausstieg zu verschieben, den anstehenden Abschied von der Kernenergie, die Ausweitung neuer Naturschutzgebiete. Sie verabschieden sich von der Begrenzung der Rüstungsausgaben und vom Verbot des Exports von Rüstungsgütern in Krisengebiete.
In Wahrheit – das haben Nelson Mandela, Mahatma Gandhi und Martin Luther King bewiesen – sind auch die Menschenrechte auf Dauer nur gewaltfrei durchzusetzen. Das mag länger dauern als der Weg der Gewalt und der Sanktionen. Aber es erzeugt stabilere Gesellschaften und verringert die Zahl der Opfer und der vom Krieg, Bürgerkrieg und Demütigung traumatisierten Menschen.“

Antje Vollmer (Grüne), von 1994-2005 Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, „Der Irrtum der Grünen“, „der Freitag“/ „Debatte“, 24.11.2022, S. 17.

„Verhandlungen für einen Waffenstillstand sind unausweichlich. [US-Generalstabschef] Milley hat doch offensichtlich recht: Die kleine Ukraine kann bei aller Tapferkeit niemals über Russland siegen, außer mit wachsender Unterstützung der USA. Das aber könnte zum Krieg zwischen Russland und den USA führen, denn man kann auf Dauer keinen Krieg führen, ohne Kriegspartei zu sein. Europa, Frankreich und Deutschland sollten nun eiligst auf politischer und militärischer Ebene in Washington Anschluss an die von Milley eröffnete Debatte suchen und diese in die nationalen Parlamente tragen. Dazu brauchen wir Debattenfreiheit: Fraktionszwang beim Friedensthema wäre undemokratisch! (…)
Denn Frieden ohne Russland ist in Europa nicht möglich, das sollte wieder zur Devise europäischer und westlicher Politik werden. Wir müssen umkehren von einem langen, zerstörerischen – und unnötigen Weg.“

Klaus von Dohnanyi (SPD), „Ukraine-Krieg: Es ist zu viel Blut geflossen“, im Gespräch mit Matthias Iken, „Hamburger Abendblatt“, 25.11.2022.

„Der Erfolg macht schön, großzügig und sicher, zumindest macht er ein Gesicht. Der Mißerfolg verwischt das Gesicht. Die Gesellschaftsform ist die beste, die den meisten Menschen den größten Erfolg gewährleistet.“

Bertolt Brecht, „Über Erfolg“, „Me-ti / Buch der Wendungen“, entstanden im Exil der 1930er Jahre.

Aus der Geschichte läßt sich lernen. Sie kann sehr nah sein, näher, als manchen lieb ist. Wahr ist auch, was ambitioniert vertreten und erreicht worden ist. Licht ist eine Quelle der Erkenntnis.

Bei den Grünen in den 1980er Jahren: Der Pazifismus als zivile Entwicklung, die Ökologie-Politik für ein nachhaltiges Mensch-Natur- Austauschverhältnis, der Internationalismus als ein gründlicher Ausgleich des globalen Nord-Süd-Gefälles, der progressive Feminismus als eine egalitäre Kulturorientierung.

Bei der SPD in den 1970er bis heran an die 1980er Jahre: „Mehr Demokratie wagen!“ (Willy Brandt), die soziale Öffnung der Bildung und der Hochschulen, der Ausbau des Sozialstaates sowie die Entspannungspolitik gegenüber dem Warschauer Vertrag.

Das ist also nicht sehr lange her. Allerdings war dies politisch und kulturell bzw. in der Gesellschaft nicht unumstritten. Auch wurde Vieles nicht in Gänze verwirklicht und bedurfte ohnehin ausgeprägter gesellschaftlicher Kontroversen, an denen die Studierendenbewegung („´68“) und auch die Friedensbewegung, Teile der Wissenschaften und der Kultur sowie die Gewerkschaften beteiligt waren. Daran sich zu erinnern ist sinnvoll und nützlich. Die Geschichte hat einen wertvollen Fundus an – realisierten und verfehlten – Möglichkeiten, die aktuelle Bedeutung für die Zukunft haben.
Nichts ist „Schicksal“ oder fällt ganz einfach vom Himmel.

Ein vernünftiges und engagiertes Zusammenwirken verschiedener Kräfte in unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen (Bildung, Kultur, Soziales, Arbeitsleben) sowie Personen mit eigenen Akzenten für die umfassenden Aspekte der tatsächlichen Menschenwürde kann zu einer (neu bestimmten) positiven Entwicklung der Mehrheit der Menschen beitragen und ihre Verwirklichung sein.

TINA (There is no alternative) war gestern, Besseres (strukturell) war vorgestern, Aufraffen ist heute, Verbesserung ist morgen. Dieser bewußt hergestellte Zusammenhang hat aktuelle Bedeutung.
  Für die meisten, denen eingeredet werden soll, sie hätten sich zu fügen und zu begnügen. Auch die Hochschulen waren einst Orte des Aufbruchs und der übergreifenden Initiative.
  Für Frieden, Antifaschismus, Demokratie, internationale Solidarität und soziale Gerechtigkeit – mit einer Prise Keckheit.

Das mag erinnert und neu angewandt sein. Aufklärung und Emanzipation waren stets Beweger.

Gestaltung
In jeder Hauptstadt wird regiert:
Was ist, wenn Mehrheit sich nicht ziert?

BAE!-Sinn-Vers, „Pferdestall“.