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Was es bedeutet, den Krieg wirklich abzulehnen
Anregungen auch für die Universität

„Ich stehe draußen, wieder draußen. Gestern Abend stand ich draußen. Immer steh ich draußen. Und die Türen sind zu. Und dabei bin ich ein Mensch mit Beinen, die schwer und müde sind. Mit einem Bauch, der vor Hunger bellt. Mit einem Blut, das friert hier draußen in der Nacht. Und der Einbeinige sagt immerzu meinen Namen. Und nachts kann ich nicht mal mehr pennen. Wo soll ich denn hin, Mensch?“

Wolfgang Borchert, „Draußen vor der Tür“, 1947, html.

„Wo soll ich denn hin, Mensch?“ Diese Frage ist symptomatisch für unsere Zeit, in der Flucht und Elend Teile der Weltgesellschaft ähnlich belasten wie in dem letzten großen Krieg der Industrieländer Europas. Der „Zweite Weltkrieg“ begann vor 80 Jahren. Heute ziehen – auch wegen des Friedenswillens der Bevölkerungen – hiesige Regierungen und Wirtschaftsmächte es vor, den Krieg in andere Weltregionen zu exportieren wie Autos und Hühnerflügel. Beispielsweise gibt die Bundesregierung aktuell vor, nicht zu wissen, welche Länder am Jemenkrieg beteiligt sind, damit hiesige Firmen weiter Waffen dahin exportieren können. Oder: Commerzbank, Deutsche Bank und Allianz haben allein in den letzten 3 Jahren 7,2 Milliarden Euro in Nuklearwaffen oder deren Trägersysteme investiert. 7,2 Milliarden Euro, die wesentlich besser beim Welternährungsprogramm oder als Investitionen in eine ökologische Energiewende eingesetzt wären – besonders angesichts von über 820 Millionen Menschen, die weltweit hungern.

Die konsequente Gegnerschaft zum Krieg ist für die Wahrheit und menschenwürdiges Leben. „Non-Profit“!

„Wo soll ich denn hin, Mensch?“ – Jede und jeder hat Bedeutung. Auch in einer reichen Stadt wie Hamburg, wo zuweilen Lehrer*innen für ihre Schüler*innen Frühstück mitbringen, weil sonst die gemeinsame Konzentration zum Lernen nicht reicht. Oder in der es in den 1980er Jahren 350.000 öffentlich geförderte Wohnungen gab und 2017 nur noch knapp 80.000. Oder in der die Studienplätze nicht ausreichen für die Bildungsansprüche.

Für den Frieden? Das ist soziales Leben, um zur solidarischen Entwicklung beizutragen, das ist Kritik, um aufzurichten, das ist Lachen, um nützliche Freude zu teilen und ziviler Einsatz, um bessere Verhältnisse für Alle real zu machen.
Mit den Ausschaltungs- und Wichtigkeitsritualen der Konkurrenzgesellschaft, der Exzellenzuniversitäten und mit ihren Aufstiegsillusionen hat das nichts zu tun. Für sichere und sinnvolle Arbeit kämpft man am besten gewerkschaftlich organisiert. Wer sich über Leistungsdruck, Kälte und Oberflächlichkeit ärgert, kann eine solidarische Kultur prägen und Bündnisparter*innen dabei finden. Da das stupide Pauken durch gemeinsame Lernfreude ersetzt werden soll, ist es am besten, darüber zu sprechen und Änderungen kollektiv einzufordern. Da die Studien- und Wohnheimplätze, Mittel, BAföG, Räume nicht reichen, ist die Parole „Schuldenbremse streichen!“. Und: Weil Wissenschaft nur zivilen Zwecken und friedlicher Entwicklung zuarbeiten soll, lohnt es sich, für eine „Zivilklausel“ an Hochschulen und im Hochschulgesetz einzutreten.

Individuelle oder gruppenmäßige kurzfristige Vorteile sind Vortäuschungen eines besseren Lebens. Frieden und Allgemeinwohl sind dem Egoismus wesensfern. Sozialer, gerechter, nachhaltiger und gleichberechtigter muss alles gestaltet werden, damit die menschliche Gesellschaft und ihre Erde erfreulich fortbestehen. Der Kooperation, Kreativität und Kritik sind also keine Grenzen zu setzen!