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Für einen besseren Zusammenklang

„Was das Orchester zeigen kann: Wenn eine Situation von Gleichheit geschaffen ist, dann können alle miteinander zusammen arbeiten, essen, zusammen lachen und zusammen weinen.“

Der Dirigent Daniel Barenboim gegenüber ‚DLF Kultur‘ anlässlich seines 75. Geburtstags, 15.11.2017.

Dieser Tage hat die Stadt Hamburg für ein Wissenschaftskolleg eine Million Euro locker gemacht. Es soll ein Ort der Begegnung für Intellektuelle und Wissenschaftler sein und ist im prunkvollen Kaisersaal des Rathauses eröffnet worden. Die „Denkfabrik“ werde von der Universität und der Wissenschaftsbehörde getragen, vermeldet das Abendblatt. Es verspreche, der „Exzellenzstrategie“ der Uni Hamburg Rückenwind zu verleihen, prognostiziert der Tagesspiegel. Der Präsident der Akademie der Wissenschaften Hamburg, Edwin Kreutzer, hofft: „Die internationale Sichtbarkeit Hamburgs als Wissenschaftsmetropole würde dadurch wesentlich gestärkt werden.“

Aber tragen sogenannte Exzellenz und internationale Sichtbarkeit wirklich dazu bei, das soziale und kulturelle Leben in dieser Welt besser zu machen?

Eine Universität verträgt ebensowenig wie ein Orchester viele Erste Geigen.
In welchem Verhältnis steht die wachsende Zahl forschungsorientierter Renommierprojekte zu einer gelingenden wissenschaftlichen Bildung und Forschung für die Vielen?

Sind die Beiträge einer inklusiven Pädagogik, völkerverständigender und friedensbildender Religionswissenschaft, präventiver Gesundheitsforschung, vertiefender Sprachbildung, historischer Aufklärungs- und Perspektivarbeit, die Verbindung von Naturwissenschaft und demokratischer Ethik, menschenrechtliche Bildung und Infragestellung, die sozialkritische Kompetenz bei Medienschaffenden, die gewerkschaftliche Perspektive innerhalb und außerhalb der Universität annähernd oder gar hinreichend berücksichtigt?

Ist die oft sorgfältige Verknüpfung von „Wissenschaft und Praxis“ in den sozialen, kulturellen und Bildungseinrichtungen und Kleinbetrieben der Stadt minderzuschätzen?

Ist dem kulturbildenden Zusammenwirken aller Universitätsangehörigen – ob Studierende, Pförtner oder Wissenschaftler – im universitären Alltag genügend Bedeutung beigemessen?

Da dies ersichtlich nicht der Fall ist, sollte eine Situation der kooperativen Gleichheit der Beteiligten geschaffen werden. Das ist relevant für die Studienreform, die Hochschulfinanzierung, die Forschungsfragen, die Mitbestimmung und das alltägliche Miteinander.

Ein stimmiger Vielklang beginnt damit, das Werk zu studieren und einander zuzuhören: Rational, anteilnehmend und dynamisch im Zusammenspiel für eine größere, bessere (Welt-)Gemeinschaft.