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Kurswechsel
„Die Fakultät für Erziehungswissenschaft der Universität Hamburg kommt an den Rand ihrer Leistungsfähigkeit. Unterfinanziert kann sie kaum noch ihre Aufgaben in Lehre und Forschung erfüllen. Die Fakultät soll die zukünftigen Lehrerinnen/Lehrer und pädagogischen Fachkräfte befähigen, auf der Basis neuesten wissenschaftlichen Wissens komplexe Anforderungen an Erziehung und Bildung konstruktiv zu beantworten. Das kann zunehmend weniger geleistet werden. [...] Die Fakultät soll Lehrerinnen und Lehrer für die Schule von heute und morgen ausbilden sowie Fachkräfte für Erwachsenenbildung, Behinderten- und Sozialpädagogik. Es gibt heute kaum ein gesellschaftliches Problem, an dessen Lösung schulische und außerschulische Erziehung und Bildung nicht konstruktiv mitarbeiten soll und will.“
Aus: „Für eine angemessene Ausstattung der Fakultät für Erziehungswissenschaft zur Bewältigung ihrer Aufgaben in Forschung, Lehre und Bildung“. Gemeinsame Erklärung des Fakultätsrats und der Fachbereiche.
Nahezu gleichzeitig mit der hier zitierten kritischen Erklärung der Erziehungswissenschaftler_innen ging eine verwandte Erklärung von 51 der 56 Schulleiter Hamburger Stadtteilschulen durch die Hamburger Nachrichten. Darin wurde deutlich, daß ein großes schulisches Engagement für Inklusion, für die Überwindung der sozialen Auslese im Bildungssystem, für Lernfreude und die Verwirklichung wichtiger Erkenntnisse der Bildungsforschung politisch strukturell stark eingeschränkt ist.
Die beiden Darlegungen sind Opposition gegen eine technokratische und auf Außenwirkung versessene Stadtpolitik, die an den Bedürfnissen der Mehrheit vorbeigeht.
Wenn sich also im Zuge der gegenwärtigen Haushaltslesungen in der Bürgerschaft der Senat rühmt, keine Neuverschuldung zu produzieren, ist die Frage zu stellen, ob nicht Investitionen in Personal, Arbeitszeitverkürzung und Qualifikation im Bildungsbereich, in den Hochschulen oder auch in den Jugend- und Sozialämtern ein größerer „Erfolg“ wären, weil die Arbeit von Menschen für Menschen dann schlicht besser oder überhaupt gelingen könnte.
Auch können Arbeitszeitverkürzung, der Aufbau von Stellen im öffentlichen Dienst und die Anhebung der Tarife nicht nur die Kräfte, Kreativität und Sorgfalt in gesellschaftlich wichtiger Arbeit fördern, sondern zugleich die Steuereinnahmen des Staates erhöhen: mehr gute Einkommen = mehr Steuern. Dies könnte wiederum Kultureinrichtungen, Straßen und Radwegen oder einer sozial gerechten und nachhaltigen öffentlichen Gewährleistung von Energie und Gesundheit zugutekommen. Es läßt sich auch in Frage stellen, ob – während die Elbphilharmonie nebst Luxushotel geöffnet wird – um jeden Platz im Winternotprogramm für Obdachlose und Flüchtlinge oder für eine Unterbringung von im Stich gelassenen Kindern gerungen werden muß.
Politik für Renomée, braven Schulden- und Rettungsdienst bei den Banken mit dem einzigen übergreifenden Programm der „Einhaltung der Schuldenbremse“ ist unwürdig, geht auf Kosten aller Generationen und ist durch nichts zu legitimieren.
Eine Trendwende kann von einer engagierten Öffentlichkeit durchgesetzt werden.
Der Beschluß der Fakultät für Erziehungswissenschaft ist beispielgebend, weil nicht versucht wird, eine konkurrenzangepaßte „Stärke“ zu simulieren, sondern die menschenfreundlichen Ziele, die Ernsthaftigkeit der Arbeit und die schlechten Arbeitsbedingungen offen angesprochen werden.
Die ganze Universität, die ganze Stadt kann diesen Impuls aufgreifen.
Verbesserungen von Menschen für Menschen gegen Hetze und Depression.