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Die fortgesetzte Aufklärung bleibt ohnegleichen

Die Wahlen zum Akademischen Senat (AS)

„Alles kann folglich nicht auf einmal geschehen. Doch was man nicht wachsen sieht, findet man nach einiger Zeit gewachsen. Der Langsamste, der sein Ziel nur nicht aus den Augen verlieret, geht noch immer geschwinder, als der ohne Ziel herumirret.“

Gotthold Ephraim Lessing, „Hamburgische Dramaturgie“/„Ankündigung“; Hamburg, den 22. April 1767.

In diesen Tagen haben es die Geschwister geistig-kulturelle Aufklärung und sozialer Fortschritt als die Garanten der humanen Entfaltung nicht besonders leicht.

So hält z.B. Senator Kusch nach wie vor an seiner antihumanen Initiative zur „aktiven Sterbehilfe“ fest und erhöht damit den ohnehin vorhandenen Verwertungsdruck auf alle Menschen, sich selbst eingeschlossen. – Er bekommt allerdings wegen mannigfaltiger Proteste aus der Gesellschaft dafür sogar Paroli aus den eigenen Reihen der CDU. Das ist zu begrüßen und zu befördern.

In diesem Bezugsrahmen agiert auch der Akademische Senat der Universität. Nur wenige seiner Mitglieder sind bislang bereit, sich konsequent bewußt und kritisch der gesellschaftlichen Kontroverse zwischen aufreibender Ökonomisierung und wohltuender Verbesserung der allgemeinen Lebensbedingungen auch für die Universität zu stellen. Dennoch ist es vielfach auf studentische Initiative hin gelungen, Positionierungen und Beschlüsse zu erarbeiten, die zum Wohle der Uni-Mitglieder, zur Mehrung der Aufklärung und Prämisse der positiven gesellschaftlichen Entwicklung sind. Beispielsweise seien hier nur die standhaften Ablehnungen von Studiengebühren, die Beschlüsse zu sozialer Lage der Studierenden, zur sozialen und psychologischen Beratung sowie der Prozeß zur Erarbeitung einer Grundordnung unter dem Druck des politischen rechten Senats genannt. Nun kömmt es daher darauf an, sich für die Verwirklichung von Auffassungen und Beschlüssen zu engagieren.

Die Wahlbeteiligung zur Gruppe der Studierenden konnte leicht erhöht werden. Das erhöht auch gelinde die Legitimation des Gremiums und der studentischen Vertretung. Obwohl wir an die wieder neu kandidiert habenden grünen Listen (Regenbogen/HWP, Grüne Hochschulgruppe) Stimmen abgegeben haben, sind wir – knapp – stärkste Liste geblieben. (Gediegene Arbeit und intellektuell hilfreiche Publizistik werden positiv rezipiert.)

Die Verlierer der Wahl sind die Liste Sprach- und Geisteswissenschaften/ MatheInformatikNaturwissenschaften, die nicht mehr im AS vertreten sein wird, und die Liste Jura- Wirtschaftswissenschaften, die ohne neuen direkten Kontrahenten 105 Stimmen verloren hat.

Die studentische Seite hat somit eine linkere Interessenvertretung als vorher.

Bei den Wahlen zum Technischen- und Verwaltungspersonal, den Vertretern des UKE (wissenschaftliches Krankenhaus in Eppendorf) sowie den Akademischen Angestellten hat sich nichts Wesentliches verändert. (Allerdings bedauern wir sehr, daß der gute Herr Delmas nicht mehr für die Gruppe der Dozenten kandidiert hat.)

In der Gruppe der ProfessorInnen hat die konservative Liste (mehr oder minder wohlerzogen durch die konstruktive Arbeit des Gremiums) leicht zu Ungunsten der sozialdemokratischen Liste – aufgrund ihrer politischen Verhaltenheit – hinzugewonnen.

Das kritische Engagement in der nächsten Legislatur wird ambitioniert und spannend bleiben.

„In Bertolt Brechts Gedicht ›Fragen eines lesenden Arbeiters‹ heißt es: ›Wer baute das siebentorige Theben? In den Büchern stehen die Namen von Königen. Haben die Könige die Felsbrocken herbeigeschleppt? Cäsar schlug die Gallier. Hatte er nicht wenigstens einen Koch bei sich?‹ Aus diesen berühmten Gedichtzeilen lässt sich auch für unser Thema Honig saugen. Denn die Vorurteile der Mächtigen können nur Schaden anrichten, wenn sie sich als Vorurteile in den Köpfen der Masse wiederholen.“

Sir Peter Ustinov, „Achtung! Vorurteile“, 2003, S. 283.

(Übrigens: Professoren und Profesorinnen halten sich bisweilen für die Elite von? Hiermit liegt ein massenhaftes Vorurteil vor.)

Ergebnis der Wahlen zum Akademischen Senat 2006

(im Vergleich die Wahlen zum Akademischen Senat 2005, n.a. = nicht angetreten)

Liste Stimmen Prozent Sitze
Fachschaftsbündnis, harte zeiten und Liste LINKS 654 (-210) 22,9% (-11%) 1(+/-0)
Regenbogen und HWP-Liste 648 (n.a.) 22,7% (n.a.) 1(n.a.)
Grüne Hochschulgruppe 257 (n.a.) 9% (n.a.) 0 (n.a.)
SprachGeistKultur-, MatheInformatikNaturwiss. 258 (-342) 9% (-14,5%) 0 (-1)
Realos (rechte SPDler) 350 (+35) 12,2% (-0,2%) 0 (+/-0)
LUST (FDPler) 144 (+29) 5% (+0,5%) 0 (+/-0)
Jura-, Wirtschaftswissenschaften-, Mediziner-Liste 549 (-105) 19,2% (-6,5%) 1 (+/-0)
Wahlbeteiligung 2890 (+342) 7,2% (+0,6%)