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Lesen und aus der Geschichte lernen

Ein Aufruf

„Das AfD-Programm sei in puncto Islam, Klimawandel, Zuwanderung und Familienpolitik »unpräzise, unsinnig, töricht, unsäglich, vorgestrig und frauenfeindlich«, in Wahrheit »totaler Schwachsinn«, diktierte der AfD-Fraktionschef der »Welt«-Kollegin und resümierte: »Ich schäme mich dafür.« Nun ging die Scham gleichwohl nicht so weit, dass Kruse aus dem Laden austrat, den er angeblich so furchtbar findet. Denn dann müsste er wohl auch den Job des Fraktionschefs an den Nagel hängen, und der bringt ihm mit der dreifachen Diät neben seiner Professoren-Pension noch rund 8000 Euro pro Monat ein. Die kann man ja auch als eine Art Schmerzensgeld verstehen, mit dem es sich schöner schämen lässt.“
Hamburg Abendblatt: Wie eine parteilose Feministin die Hamburger AfD aufwühlt, 7.5.2016.

„Und doch ist es so – daß Fühllosigkeit gegen das große Geheimnis, das man berührt, wenn man ›Mensch‹ sagt und ›Menschheit‹, den geistigen Tod bedeutet. Das ist keine Wahrheit von gestern und vorgestern, veraltet, reizlos und matt. Es ist die neue und notwendige Wahrheit von heute und morgen, diejenige, die Leben und Jugend für sich hat gegen die falsche und welke Jugendlichkeit gewisser Tages lehren und Wahrheiten.“
Thomas Mann: Vom kommenden Sieg der Demokratie, 1938.

Die Erbschafts- und Vermögenssteuer ganz abschaffen, „Wettbewerb“ forcieren, die Gewerkschaften denunzieren, die Grenzen schließen, für Schulen und Hochschulen konservative Strukturen und mehr „Leistung und Disziplin“ fordern, die Atomenergie als „Zukunftstechnologie“ feiern, den öffentlich-rechtlichen Rundfunk privatisieren und Nation, Familie, Bundeswehr vergöttern – das kann einem schon politisch sehr rechts vorkommen.

Als organisierte Reaktion gegen die (internationale) Erneuerung von Solidarität und sozialem Fortschritt geht aber die AfD mit rechtem Populismus vor, der zuspitzt, was ohnehin schon problematisch ist. Pure and simple: Die Krise der Zivilisation besteht in verstärkter Ungleichheit, in ihrer katastrophalen Verteidigung vermittels Banken, Militär, restriktiver Sozialgesetzgebung, Freihandel und Abschottung sowie mehr oder weniger dumpfer, marktkonformer Ideologie. Der Krieg ist die Zuspitzung der Konkurrenz.

Die Alternative ist Aufklärung und Emanzipation. Sie besteht darin, durch gemeinsames gesellschaftliches Eingreifen soziale und kulturelle Verhältnisse zu schaffen, in denen alle Menschen sich solidarisch entfalten. Arbeit und Handel, Politik, Bildung, Wissenschaft und Künste sowie soziale Lebensverhältnisse auf dem Ethos der gleichen Menschenwürde entfalten, ist der praktische Sinn.

Humanistische Literatur handelt daher vom ganzen Menschen und Menschsein: Wie gelingt gemeinsam die Befreiung von allem was unterdrückt und beengt?
Die Nazis haben – organisiert aus den Studentenschaften – im Mai 1933 Literatur und wissenschaftliche Werke verbrannt, die sich kritisch dieser Frage stellten. Die antifaschistische Erwiderung auf diesen Vorschein der kommenden Barbarei war ebenso analytisch wie ästhetisch und gewitzt. Sie bleibt aktuell. Die Künste und die Wissenschaften haben zur Überwindung von Krieg und Diktatur beigetragen – durch Ergründen, durch die artikulierte Ambition für ein friedliches Zusammenleben Aller, durch kooperative Verständigung aller Menschenfreunde – über alle Grenzen hinweg:
„Ein Mensch glaubt an Tomaten und Tabak. Der Mensch bin ich.“

Wolfgang Borchert: „Die lange, lange Straße lang“, Erzählung, 1947.)

Das Gute ist immer wirksam. Auch als Literatur und Lernen für das bessere Leben.
Wir rufen dazu auf, zu lesen.