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Dokumentation von Grundsatzpapieren zur Arbeit des Akademischen Senats (AS) aus dem Jahre 2005

„Zum Geleit“

Humanistische Aufklärung in bewegten Zeiten

„Es gilt die Schilderung eines wechselseitigen dumpfen Drucks aller sozialen Sphären aufeinander, einer allgemeinen, tatenlosen Verstimmung, einer sich ebensosehr anerkennenden als verkennenden Beschränktheit, eingefaßt in den Rahmen eines Regierungssystems, welches, von der Konservation aller Erbärmlichkeit lebend, selbst nichts ist als die Erbärmlichkeit an der Regierung. [...]
Die Kritik, die sich mit diesem Inhalt befaßt, ist die Kritik im Handgemenge, und im Handgemenge handelt es sich nicht darum, ob der Gegner ein edler, ebenbürtiger, ein interessanter Gegner ist, es handelt sich darum, ihn zu treffen.“

Karl Marx, Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie, Einleitung, 1844.



Inhalt

0. Editorial
I. Zum Geleit VI – „Benimm“ oder Der klare Kurs zu den Mitmenschen
II. Zum Geleit VII – Lernen.
III. Zum Geleit VIII – Wohin des Wegs?
IV. Zum Geleit IX – Zu den Geleiten; Courage ist Erkenntnis, ist Helligkeit
V. Zum Geleit X – Offener Brief an die Mitglieder des Akademischen Senats
VI. Zum Geleit XI – Wie soll das alles nur weitergehen?
VII. Zum Geleit XII – Das Lob der Torheit ist die Grundtorheit der Epoche
VIII. Zum Geleit XIII – Autoritäten oder Wer fürchtet sich vor den Herausforderungen
IX. Zum Geleit XIV – Schön ist, was Einsicht schafft
X. Zum Geleit XV – Wissen und Leben
XI. Zum Geleit XVI – Kontraste oder Der Mut zur Alternative


0. Editorial

Liebe Kommilitoninnen und Kommilitonen,
liebe Kolleginnen und Kollegen,

in dieser Broschüre dokumentieren wir (Liste LINKS, harte zeiten – junge sozialisten, Fachschaftsbündnis) unsere publizistische Reihe „Zum Geleit“ aus dem Jahr 2005. In diesen Grundsatzpapieren geht es sehr konkret ums Große und Ganze – der Persönlichkeit, der Universität, der Gesellschaft.

Der Akademische Senat (AS) ist das zentrale, gruppendemokratische Universitätsgremium. Er hat nach den Drägerschen Konterreformen noch einmal erhöhtes politisches Gewicht. Seine Mitglieder diskutieren und entscheiden in dem Gegensatz zwischen Anpassung an die lächelnde Marktdoktrin und der Alternative weitblickender, verantwortlicher und widerständiger Realisierung humanistischer Maßstäbe.

In dieser Kontroverse ergreifen wir Partei für die wissenschaftliche Einheit von Erkennen, Verstehen und Handeln zur Verbesserung der menschlichen Lebensbedingungen. Aufgeklärte Politik, Kultur und Wissenschaft als Perspektive persönlicher wie gesellschaftlicher Entfaltung können so wirkungsvoll entfaltet werden. Vor diesem Anspruch ist es die Qualität der Universität Hamburg – mit ihren positiven Wendepunkten der Befreiung 1945 und des studentischen Aufbruchs 1968 –, eine „Demokratische Massenuniversität“ geworden zu sein. Soziale Offenheit, demokratische Verfaßtheit und emanzipatorische Wissenschaft sind ihre wesentlichen Entwicklungsziele. Dagegen wendet sich die Abwicklung ihrer sozialen Errungenschaften und politischen Maßstäbe durch den neokonservativen Senat. An keine Verschlechterungen sollte sich gewöhnt werden. Mit den „Geleiten“ thematisieren wir daher historische Erfahrungen sowie künstlerische, literarische und wissenschaftliche Hervorbringungen vergangener Epochen als Herausforderung der kritischen Vernunft. Sie verdeutlichen unsere Grundauffassungen und sollen – wider die tagespolitische Gereiztheit, die Drangsal vernunftloser Senats-Anordnungen und die Zerstückelung der Universität – die vernunftgeleitete, heiter-argumentative Verständigung der Universitätsmitglieder in bewegten Zeiten anregen. Die Universität sei eine „Republik“ der praktizierten Aufklärung.

In diesem Sinne wünschen wir erbauende Lektüre und eine gute Übersicht bei der Wahl.


I. Zum Geleit VI

Zur AS-Sitzung am 20. Januar 2005

Wenn es um eine sozial verantwortliche und demokratische Entwicklung der Universität geht (zum Beispiel mit dem Kampf gegen Studiengebühren, mit einer beteiligungsorientierten Geschäftsordnung der Gremien oder gesellschaftlich verantwortungsbewußter Forschungsförderung), dann ist professoraler Standesdünkel ein ernstes, uraltes Hindernis. Braves Stillhalten wird dann gelegentlich zur höchsten menschlichen Tugend erklärt:

„Benimm“
oder
Der klare Kurs zu den Mitmenschen

1) Verhaltenheit

„Nicht Zutreffendes streichen
Was deine Stimme so flach macht
so dünn und so blechern
das ist die Angst
etwas Falsches zu sagen

oder immer dasselbe
oder das zu sagen was alle sagen
oder etwas Unwichtiges
oder Wehrloses
oder etwas das mißverstanden werden könnte
oder den falschen Leuten gefiele
oder etwas Dummes
oder schon Dagewesenes
etwas Altes

Hast du es denn nicht satt
aus lauter Angst
aus lauter Angst vor der Angst
etwas Falsches zu sagen

immer das Falsche zu sagen?“

Hans Magnus Enzensberger, „Die Furie des Verschwindens“, Gedichte, 1980.

Die jüngere Entwicklung macht unsicher – Gewonnenes, Gewohntes, Geschätztes wird zerbrochen, aufgelöst. Das Neue wirkt bedrängend. Wer den Kopf aus dem Fenster reckt, wird ausgelacht. Weitermachen. Schweigen. Innerlich sprechen. Verbittern? Wieder sprechen? Und: Widersprechen? Andere, weil anderes entdecken?

2) Gereiztheit

„Ein Mann will ein Bild aufhängen. Den Nagel hat er, aber nicht den Hammer. Der Nachbar hat einen. Also beschließt unser Mann, hinüberzugehen und ihn auszuborgen. Doch da kommt ihm ein Zweifel: Was, wenn der Nachbar mir den Hammer nicht leihen will? Gestern schon grüßte er mich nur so flüchtig. Vielleicht war er in Eile. Aber war die Eile nur vorgeschützt, und er hat was gegen mich. Und was? Ich habe ihm nichts angetan; der bildet sich da etwas ein. Wenn jemand von mir ein Werkzeug borgen wollte, ich gäbe es ihm sofort. Und warum er nicht? Wie kann man einem Mitmenschen einen so einfachen Gefallen abschlagen? Leute wie dieser Kerl vergiften einem das Leben. Und dann bildet er sich noch ein, ich sei auf ihn angewiesen. Bloß weil er einen Hammer hat. Jetzt reicht’s mir wirklich. – Und so stürmt er hinüber, läutet, der Nachbar öffnet, doch noch bevor er ›Guten Tag‹ sagen kann, schreit ihn unser Mann an: ›Behalten Sie sich Ihren Hammer, Sie Rüpel!‹“

Paul Watzlawick, „Anleitung zum Unglücklichsein“, „Die Geschichte mit dem Hammer“, 1990, S. 37f.

Wer in das Dasein von Nachbarn, Kollegen und Mitgliedern derselben Einrichtung per se den Feind hineinphantasiert, hat gegen die Drangsale und ihre Verursacher sowie die Verantwortlichen schon verloren. Die Möglichkeiten des befreienden Erkennens und Zusammenwirkens sind so selbstverschuldet vertan. Der Beschimpfte steht da und kann das hilfreiche Werkzeug nicht geben.

3) Konfliktfähigkeit

„29.
Lerne Widerspruch ertragen! Sei nicht kindisch eingenommen von Deinen Meinungen! Werde nicht hitzig noch grob im Zanke! Auch dann nicht, wenn man Deinen ernsthaften Gründen Spott und Persiflage entgegensetzt! Du hast, bei der besten Sache, schon halb verloren, wenn Du nicht kaltblütig bleibst und wirst wenigstens auf diese Art nie überzeugen.“

Adolph Freiherr von Knigge, „Über den Umgang mit Menschen“, Erstes Kapitel – „Allgemeine Bemerkungen und Vorschriften über den Umgang mit Menschen“, 1790.

Erkenntnisgewinnung braucht Position, Argument, Streit, Widerlegung, Einsicht und handelndes Übereinkommen.
Danach: Innehalten, Überprüfung, Neugewinnung von Einsichtsschärfe und erweiterte Befähigung zum kooperativen Tätigsein.
Der gemeinsame Nutzen ist das – kontrovers gewonnene – Gemeinsame.

4) Rationale Heiterkeit

„Ich kenne keinen blendenden Stil, der seinen Glanz nicht von der Wahrheit mehr oder weniger entlehnet. Wahrheit allein gibt echten Glanz und muß auch bei Spötterei und Posse, wenigstens als Folie, unterliegen.“

Gotthold Ephraim Lessing, „Anti-Goeze – Zweiter“, 1778.

Die Eleganz des Gedankens besteht in seiner Zutreffendheit und Schaffung von Perspektive. Die Wahrheit steht im Einklang mit dem allgemeinen Nutzen. Sie muß gegen Drohungen und Einschränkungen aller Art gewonnen werden. Ehrlich ist, wer über Hemmnisse und Gegnerschaften zur Vernunft spricht. Spott sei den Verschleierungen. Der rationale Zugang zu den Mitmenschen ist dauerhaft heiter.

Hamburg, den 12. Januar 2005


II. Zum Geleit VII

Zur AS-Sitzung am 17. Februar 2005

Wozu wird der Kleinkrieg in der Universität gesucht (z.B. Professores gegen alle anderen Statusgruppen - genannt: "Sonstige"), wenn doch die erkennbare Ursache der Übel bei der kapitalfrommen Politik des politischen Senats zu suchen ist? Offenkundig hindert die vielfache persönliche Kapitulation vor den schlechten sozialen und politischen Verhältnissen die aussichtsreiche Verständigung der Universitätsmitglieder. Da heißt es:

Lernen.

1) Wider den Trübsinn

„(399) Er
Auch gut! Philosophie hat eure Gefühle geläutert,
Und vor dem heitern Humor fliehet der schwarze Affekt.“

Friedrich Schiller, „Xenien“, Musen-Almanach, 1797.

„Schwarze Affekte“ werden zunehmend alltäglich. Dunkle Neigungen, deren Ursprung unbeleuchtet gelassen wird, wachsen, bestärken sich gegenseitig und prosten sich grimmig zu.
Die Feindseligkeit richtet dann sich ebenso nach außen und verkennt die gleichen Zusammenhänge der anderen.
Den Dingen auf den Grund zu gehen, heißt: heller werden. Kategorisch Denkende sind bewußte Gemeinschaftswesen. Philosophie kann beste Praxis sein.

2) Die geistige Souveränität der Wahl

„Was die wahre Freiheit und den wahren Gebrauch derselben am deutlichsten charakterisiert, ist der Mißbrauch derselben.“ (400)

Georg Christoph Lichtenberg, „Einfälle und Bemerkungen“, Heft L, 1796-1799.

Die Entscheidung nach dem bloßen Moment bedeutet die Verfehlung der humanen Souveränität. Um die Ecke zu denken statt hinter die Schule zu laufen – insonderheit bei Bedrängungen –, verschafft die Wahl der entwickelteren Möglichkeit des Handelns und des Wirkens.
Die Befreiung von Bedrängungen ist der höhere Sinn von Bewegungen.
Der Weg wird verkürzt durch die präsente Kenntnis des Ziels.

3) Verantwortung

„Die Hauptlenkerin, die uns bei der Standeswahl leiten muß, ist das Wohl der Menschheit, unsere eigne Vollendung. Man wähne nicht, diese beiden Interessen könnten sich feindlich bekämpfen, das eine müsse das andre vernichten, sondern die Natur des Menschen ist so eingerichtet, daß er seine Vervollkommnung nur erreichen kann, wenn er für die Vollendung, für das Wohl seiner Mitwelt wirkt.
Wenn er nur für sich selbst schafft, kann er wohl ein berühmter Gelehrter, ein großer Weiser, ein ausgezeichneter Dichter, aber nie ein vollendeter, wahrhaft großer Mensch sein.“

Karl Marx, „Betrachtung eines Jünglings bei der Wahl eines Berufes“ (Abiturientenarbeit – Deutscher Aufsatz), August 1835.

Marx war vor 170 Jahren 17 Jahre alt, als er dieses verbindliche Diktum verfaßte.
Die wirklich allgemein und besonders förderliche Einheit von Eigennutz und Gemeinnutz ist ein zugerölltes und börsentraktiertes menschliches Grundbedürfnis. Hier setzt der aussichtsreiche Mut der Aufklärung an. Die Mühe lohnt sich.

4) Lernen.

„Trux an den Sabin
Ich hasse dich, Sabin; doch weiß ich nicht weswegen:
Genug, ich hasse dich. Am Grund ist nichts gelegen.
Antwort des Sabin
Haß mich, soviel du willst! doch wüßt ich gern, weswegen;
Denn nicht an deinem Haß, am Grund ist mir gelegen.“

Gotthold Ephraim Lessing, Sinngedichte, 1753-1771.

Wer die Gründe erfahren will, braucht nicht zu hassen. Wer die Gründe erblickt hat, kann sie anderen vermitteln. Die Vermittlung konstituiert einen neu kultivierten alltäglichen Zusammenhang. Die entspannte Konzentration auf das Wesentliche schafft eine erträgliche Welt. Erkenntnis verbündet sich dieserart mit der Gestaltung.

5) Heiterkeit

„Warum kann einem ein andrer den Hut nie richtig aufsetzen? Immer müssen wir noch mal dran ruckeln.“

Kurt Tucholsky, „Schnipsel“, 1932.

Nutzen oder Schaden: ist dies keine Alternative?
Da kann einer sich noch so viel Mühe geben, wir nehmen ihm das Wohlmeinende, gar Wohltuende, nicht ab. Der Hut gehört uns. Der Kopf ist lediglich Träger.
Wem gehört der Anblick?

Hamburg, den 9. Februar 2005


III. Zum Geleit VIII

Zur AS-Sitzung am 10. März 2005

Die geschäftsordnungsmäßige Maßregelung der Studierenden im AS geht vielen Mitgliedern zu weit. Die menschenverachtenden Auswirkungen der Einführung von („Langzeit“-)Studiengebühren und des Verfalls der universitären Kultur und nützlicher Erkenntnisse unter dem Druck ständig neuer neoliberaler Diktate können und sollten nicht länger verharmlost und ignoriert werden. Die Universität und ihre Mitglieder brauchen eine positive Perspektive gemeinsamen Handelns. Nachdenklich werden Studiengebühren erneut vom AS abgelehnt. Die Frage ist dennoch weiterhin:

Wohin des Wegs?

1) Ewig auf und ab?

„Till
Till Eulenspiegel zog einmal
mit andern über Berg und Tal.
Sooft als sie zu einem Berge kamen,
ging Till an seinem Wanderstab
den Berg ganz sacht und ganz betrübt hinab;
allein, wenn sie berganwärts stiegen,
war Eulenspiegel voll Vergnügen.
›Warum‹, fing einer an, ›gehst du bergan so froh,
bergunter so betrübt?‹ – ›Ich bin‹, sprach Till, ›nun so.
Wenn ich den Berg hinuntergehe
so denk ich Narr schon an die Höhe,
die folgen wird, und da vergeht mir denn der Scherz;
allein, wenn ich berganwärts gehe:
So denk ich an das Tal, das folgt, und faß ein Herz.‹“

Christian Fürchtegott Gellert (1715-1769)

„Die Narren sind in der ganzen Welt platt und frostig und ekel; wann sie belustigen sollen, muß ihnen der Dichter etwas von dem Seinigen geben. (...)
Er muß sie aufputzen; er muß ihnen Witz und Verstand verleihen, das Armselige ihrer Torheiten bemänteln zu können; er muß ihnen den Ehrgeiz geben, damit glänzen zu wollen.“

Gotthold Ephraim Lessing, „Hamburgische Dramaturgie“, Zweiundzwanzigstes Stück, 1776.

Eulenspiegel bricht die Erwartungen einer spontanen Reaktionsweise und Stimmung, indem er eine Krümmung weiterdenkt und damit die Kraft für den Aufstieg gewinnt. Die Betrübnis während des Abstiegs hat geringere (negative) Folgen als die Freude Motor ist zur Zeit des Erklimmens. Des Narren Wahrheit sprengt die Beengung der scheinbaren Zwangsläufigkeit. Ein zusätzliches Wanderziel könnte alle Bögen überbrücken. Die vernünftige Antizipation bewegt alle nützlichen Handlungen.

2) Wer schaut hin und zieht Konsequenzen?

„Auf der Straße liegt ein toter Mann. Der Deutsche legt ihn rechts; der Engländer prüft, ob er sich etwa das Leben genommen hat; der Franzose klebt ihm eine Stempelmarke auf den Bauch – und Mussolini läßt auf alle Fälle dementieren, er sei es gewesen.“

Kurt Tucholsky, „Nationales“, 1924.

Im Zweifel ist’s Mussolini gewesen. Dem ist durch Beiseitelegen, durch die unverbrüchlich mißgünstige Annahme der finalen Selbstschädigung oder die amtlich-korrekte Behandlung der Sache Mensch nicht beizukommen. Der mutmaßliche Gewalttäter hat schlechte Gründe, die ernsthaft kritisch fundiert abzulehnen sind. Wer Zweifel hat, möge sich prüfen. Das mögliche Morden ist zu verhindern.

3) Wenn heute ...

„Wenn damals die deutsche Intelligenz alles, was Namen und Weltnamen hatte, Ärzte, Musiker, Schriftsteller, Künstler, sich wie ein Mann gegen die Schande erhoben, den Generalstreik erklärt, manches hätte anders kommen können, als es kam.“

Thomas Mann am 7. September 1945 an Walter von Molo zur Begründung seines Exils.

Auch ohne „Weltnamen“ mögen sich alle, deren Aufgabe das Geistige, Künstlerische und Humane ist, gegen die „Schande“, die in absichtsvoller Verdummung, Gewalt und Dekultivierung besteht, zu jeder – auch zu schaffenden – Gelegenheit erheben. Diese Gemeinschaft ist wirksam.
Möge manches anders kommen, als es soll.

4) Nahe Ferne

„Glückliche Fahrt
Die Nebel zerreißen,
Der Himmel ist helle,
Und Äolus löset
Das ängstliche Band
Es säuseln die Winde,
Es rührt sich der Schiffer.
Geschwinde! Geschwinde!
Es teilt sich die Welle,
Es naht sich die Ferne;
Schon seh ich das Land!“

Johann Wolfgang v. Goethe, Lyrische Dichtungen, Weimar 1794-1797.

Der neue Mut zur Aufklärung bläht die Segel eines jeglichen Schiffs. Die ganze Crew ist dann froh. Das Handeln erhält durch die ergebnisreiche Wahrheitsfindung einen erweiterten Sinn. Auch wenn das auf der Hand liegende einstweilen verlacht wird, ist das Vorhandensein der Erkenntnis nicht zu eliminieren. Hie und da steht auf der Begreifensfläche ein nackter Kaiser und ist kleiner als vorher gemeinhin angenommen. Das Volk lacht und findet freudentränig Gefallen an der wahren Größe der Macht. So ist das Schaffen auf Du und Du mit der Emanzipation durch allgemein würdige Menschlichkeit. Unerreichtes ist näher gerückt.
Wer will diese Hoffnung verneinen?

Hamburg, den 2. März 2005


IV. Zum Geleit IX

Zur AS-Sitzung am 14. April 2005

Das Keilen um die Beteiligung der ehemaligen Fachbereiche in der Leitung der neugegründeten, größeren Fakultäten ist hart. Viele haben berechtigte Angst, untergebuttert zu werden. Das Studentenwerk hat eine Verschlechterung der sozialen Lage der Studierenden im engen Zusammenhang mit dem rechten Senat festgestellt. Konsequenzen gegen die politischen Bedränger sind aber für manche AS-Mitglieder immer noch eine große Hürde. Sie fragen: Soll man sich überhaupt mit der Welt außerhalb der Universität befassen? Die Geleite würden sie gerne im AS „verbieten“ (oder auch nicht: der TOP wird monatelang nicht befaßt). Also:

Courage ist Erkenntnis, ist Helligkeit

1) Zivilität

„Der Charakter der französischen Revolution war aber zu jeder Zeit bedingt von dem moralischen Zustande des Volks und besonders von seiner politischen Bildung. Vor dem ersten Ausbruch der Revolution in Frankreich gab es dort zwar schon eine fertige Zivilisation, aber doch nur in den höheren Ständen und hie und da im Mittelstand; die unteren Klassen waren geistig verwahrlost und durch den engherzigsten Despotismus von jenem edlen Emporstreben abgehalten. Was aber gar die politische Bildung betrifft, so fehlte sie nicht nur jenen unteren, sondern auch den oberen Klassen.“

Heinrich Heine, Einleitung zu „Kahldorf über den Adel“, 1831.

Der Zustand einer Gesellschaft, ihrer Einrichtungen, ihres Alltags, die Qualität der Begegnungen und die Verfaßtheit der einzelnen Menschen, die besonderen sowie generellen Entwicklungsmöglichkeiten sind nicht unwesentlich abhängig von der möglichst hohen erkenntnisgeleiteten Allgemeinheit einer qualifizierenden Bildung.
Somit ist die Pflege und das Schaffen institutioneller, sozialer und kultureller Voraussetzungen zur intellektuellen Aneignung der Gesellschaft respektive der humanen Gestaltung der sozialen Welt selbst ein verantwortlicher Prozeß der Zivilisierung menschlichen Lebens.

2) Politik als Tatsache

„Bildung mündiger Menschen: Ihren Bildungsauftrag sieht die Universität in der Entwicklung von Sachkompetenz, Urteilsfähigkeit und der Fähigkeit zu argumentativer Verständigung auf wissenschaftlicher Grundlage. Für alle Menschen will sie ein Ort lebenslangen Lernens sein und ein öffentlicher Raum der kulturellen, sozialen, und politischen Auseinandersetzung.“

Leitbild der Universität, 1998.

Ferner ist im Leitbild das Ziel der „individuelle(n) und korporative(n) Verantwortlichkeit“ formuliert.
Die Mitglieder des Akademischen Senats sind als Mitglieder der Universität, als Angehörige einer funktionalen Gruppe der Hochschule und als Person einer politischen Gruppierung in das höchste Gremium der Akademischen Selbstverwaltung gewählt worden.
Durch die Entfernung des Großen Senats und die Installierung des Hochschulrates kommt dem Akademischen Senat eine gestiegene Bedeutung für die Wahrung und Entfaltung der Universität zu. Das sind schwer zu leugnende politische Tatsachen.
Daraus abgeleitet ist zunehmend sinnvoll, daß in der Erkenntnisgewinnung und Entscheidungsfindung des Gremiums auf höherem Niveau positionelle Auffassungen in politischer Argumentation (s.o.) zum Ausdruck kommen, damit die Verantwortung des Akademischen Senats für die positive Entwicklung der Hochschule fundiert gebildet wird bzw. zum Ausdruck kommt und Angriffen auf die Institution standhält. Schlechtlaunige Fluchtneigungen sind deshalb zu überwinden.

3) Zensur steigert das Elend

„(1) Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt.“

Grundgesetz der BRD, Artikel 5.

Unter verstärkten Bedrängungen wächst, wenn diese nicht kritisch und souverän gemeinschaftlich reflektiert werden, die Neigung, Kassandra einzusperren, ein Haustier in die Wüste zu schicken oder den Boten zu köpfen.
Der Selbstzensur entspricht die Zensur anderer. Die Ursachen der Übel bleiben unberührt. Die Probleme befinden sich in kumulativer Entwicklung. Das eigene Wohlbefinden sinkt mit der Ausweitung der Mißgunst.

4) Ego?

„Willst du dich am Ganzen erquicken,
So mußt du das Ganze im Kleinsten erblicken.“

Johann Wolfgang v. Goethe, Lyrische Dichtungen, Weimar 1810-1812.

Das Ego bleibt klein, will es nur besonders sein.

Hamburg, den 7. April 2005


V. Zum Geleit X

Zur AS-Sitzung am 12. Mai 2005

Die Mai-Sitzung findet im großen Hörsaal der Chemie statt, denn: die Studierenden sind mehrheitlich kritisch aufgebracht und zahlreich anwesend! Über die Politik des Rechtssenats, die Studiengebühren, die polizeilichen Prügel gegen protestierende Studierende und die bis dahin unklare Haltung der Universitätsleitung dazu. Alle müssen begreifen: angesichts der Kontrahenz von senatsgewollter ökonomischer Verzweckung von Mensch und Wissenschaft sitzen hier alle am selben Ort. Verständigung ist vonnöten und gelingt: Studiengebühren werden eindeutig abgelehnt, der Zusammenhang der Universität soll verteidigt, die Auseinandersetzung mit der Behörde gesucht werden!

Offener Brief an die Mitglieder des Akademischen Senats

„Keine Gesellschaft kann auf Dauer bestehen, wenn sie dem Reichtum einiger weniger den Vorrang gegenüber der Armut der Mehrheit gibt.“

Peter Ustinov, „Der Markt frißt seine Kinder“, 1. November 1997.

Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Die Polizei rückt immer öfter auf den Campus. Knatternde Hubschrauber kreisen bisweilen über dem Philosophenturm. Die Politik mit ihren anderen Mitteln geht der wissenschaftlichen Einrichtung zu Leibe. Wo liegt Kaliningrad?

Der Zerstückelung der vielfältigen Einheit in Fakultäten entspricht die entwissenschaftlichende (auch soziale) Teilung des Studiums in Bachelor und Master; die Jagd nach Creditpoints erbringt weder Erkenntnis-, noch Persönlichkeits-, noch Gesellschaftsgewinn; die Unterfinanzierung drückt fortgesetzt wie ein zu enger Schuh; Studiengebühren sollen soziale Selektion und die Devotion der Käuflichkeit erzwingen; der Bauschutt legt sich auf Akten, Bücher und Gemüt.

Die lächelnd geschönte Misere ist das aktualisierte Erbe des einstigen Schill-Senats: die programmatische Förderung des privaten Reichtums, die intensivierte Drangsalisierung der Armen, das Verunglimpfen wie Verprügeln der Opposition, die kalte Ökonomisierung der öffentlichen Einrichtungen - die Hochschulen stehen in einer Reihe mit Kindertagesstätten, Schulen, Krankenhäusern, Geschichtswerkstätten, Frauenhäusern, Museen und Kulturzentren. Die Schlaglöcher in den Straßen sind zum alltäglich merklichen Symbol der staatlichen Verwahrlosung geworden.

Diese Lage ist unerfreulich und entspricht immer weniger den Belangen der Bevölkerung sowie einer verantwortlichen Wissenschaft.

Hier ist die demokratische Sorgfalt des Akademischen Senats gefordert. Verschüttete Ansprüche müssen neu zur Geltung gebracht werden: Freudige Aufklärung, demokratische Partizipation, soziale Nützlichkeit, gemeinschaftliche Zivilcourage und Persönlichkeitsentwicklung seien das moderne Credo der Universität.

Die Geleite sind in diesem Sinn beabsichtigt. Sie entsprechen allen Tagesordnungspunkten.

Mit ermunternden Grüßen,
Golnar Sepehrnia und Olaf Walther


VI. Zum Geleit XI

Zur AS-Sitzung am 9. Juni 2005

Nun sind aus der neu gefestigten Erkenntnis gemeinsamer humaner Anliegen für den AS Schlußfolgerungen zu ziehen. Insbesondere die nahende Einführung von restriktiven Bachelor- und Masterstudiengängen erfordert den Mut zur widerständigen Kreativität gegenüber dem politischen Senat, will man sich nicht an der Entwissenschaftlichung des Studiums und gesteigerten Gängelung der Studierenden beteiligen; aber die notwendige Courage wird zunächst weiter verweigert:

Wie soll das alles nur weitergehen?

0) Vermaledeite Zustände

„Die Ideen darüber, wie man die neuen Produktionsmöglichkeiten nutzen könnte, sind nicht sehr entwickelt worden seit den Tagen, als das Pferd tun mußte, was der Mensch nicht konnte. Denken Sie nicht, daß in so mißlicher Lage jede neue Idee sorgfältig und frei untersucht werden sollte? Die Kunst kann solche Ideen klarer und sogar edler machen.“

Bertolt Brecht, „Anrede an den Kongreßausschuß zur Untersuchung unamerikanischer Betätigungen“, 1947.

Die Höhe der Zivilisation ist fragil. Auf der einen Seite: Moderne Produktionsanlagen, Bach-Konzerte, erkleckliche Reste von Sozialversicherungen, glitzernde Fassaden und die Möglichkeit allgemeiner Wohlfahrt. Auf der anderen Seite: Stummes Elend, laute Verzweiflung, tiefe Gräben – in den Schluchten der Großstädte und zwischen den Kontinenten.
Was muß untersucht werden?

1) Zukunft: Die umfassende Verneinung des Krieges

„Alle Leute haben eine Nähmaschine, ein Radio, einen Eisschrank und ein Telefon. Was machen wir nun? fragte der Fabrikbesitzer.
Bomben, sagte der Erfinder.
Krieg, sagte der General.
Wenn es denn gar nicht anders geht, sagte der Fabrikbesitzer.“

Wolfgang Borchert, „Lesebuchgeschichten“.

Es geht anders, sagen die Menschen.
Wir geben Gründe, erklären die Wissenden.
Wir liefern, Bilder, Figuren, Geschichten und Tonfolgen, pflichten die Kunstschaffenden bei.
Wenn es so ist, muß ich mich der Masse an Vernunft fügen, gesteht der Fabrikbesitzer.
Was ist zu tun?

2) Nach wie vor: Aufklärung!

„Daß ich etwas, ehe ich es glaube, erst durch meine Vernunft laufen lasse, ist mir nicht ein Haar wunderbarer, als daß ich erst etwas im Vorhof meiner Kehle kaue, ehe ich es hinunterschlucke. Es ist sonderbar, so etwas zu sagen, und für unsere Zeiten zu hell, aber ich fürchte, es ist für zweihundert Jahr, von hier ab gerechnet, zu dunkel.“

Georg Christoph Lichtenberg, „Einfälle und Bemerkungen“, Heft J, 1776-1779.

Wissenschaft braucht einen weiten Blick, der nahe Gegenstände nicht scheut, Bodenhaftung, Werte-Courage und Bewegungsfreude; öffentliche Geltung durch angemessene Finanzierung, soziale Offenheit der Studien, eine verläßliche Struktur für den demokratischen Disput und ein positives Credo für die menschliche Entwicklung.
Die Wirklichkeit erhält durch Wandlung Würde.

Wer beginnt?

Hamburg, den 31. Mai 2005.


VII. Zum Geleit XII

Zur AS-Sitzung am 30. Juni 2005

Vorsichtig wird sich der BA/MA-Probleme angenommen: Der AS kritisiert die Bedingungen der Einführung dieser Studiengänge und fordert von der Wissenschaftsbehörde bessere Finanzierung für die Umstellung der Studiensysteme. Für die Vorbereitungen zur Wahl des neuen Uni-Präsidenten (2006) votiert eine knappe Mehrheit gegen einen Kriterienkatalog, der Demokratie, soziale Offenheit und gesellschaftliche Verantwortung der Wissenschaften als Auswahlmerkmale verbindlich machen sollte. Er soll dennoch in die Arbeit der Findungskommission (in Kooperation mit dem senatsgewollten Hochschulrat) Eingang finden. Aber, wer mit dem Teufel ißt ...

Das Lob der Torheit ist die Grundtorheit der Epoche

1) Der kalkulierte Betrug

„Mephistopheles (in Fausts langem Kleide):
Verachte nur Vernunft und Wissenschaft,
Des Menschen allerhöchste Kraft,
Laß nur in Blend- und Zauberwerken
Dich von dem Lügengeist bestärken,
So hab’ ich dich schon unbedingt –
Ihm hat das Schicksal einen Geist gegeben,
Der ungebändigt immer vorwärts dringt
Und dessen übereiltes Streben
Der Erde Freuden überspringt.
Den schlepp’ ich durch das wilde Leben,
Durch flache Unbedeutenheit,
Er soll mir zappeln, starren, kleben,
Und seiner Unersättlichkeit
Soll Speis’ und Trank vor gier’gen Lippen schweben;
Und hätt’ er sich auch nicht dem Teufel übergeben,
Er müßte doch zugrunde gehn!
(Ein Schüler tritt auf)“

Johann Wolfgang v. Goethe, „Faust 1“, 1808.

Was ist geschehen?
Der Teufel schlüpft diabolisch in die Rolle des Gelehrten, um dem Schüler jegliche Lust an der Wissenschaft auszutreiben. Die kategoriale Erforschung der Welt sei Last, Leid und Qual – und führe zu nichts. So nimmt der Schüler Abstand davon zu lernen. Luzifer hat bravourös gewonnen und triumphiert.
Des Lebens Genuß und der Menschengesellschaft Erkenntnis wurden gegensätzlich getrennt. Der nihilistische Sieg besteht in der gelungenen Täuschung.

2) Käuflich oder wissend

„Kein gerechterer Beurteiler fremden Verdiensts als der philosophische Kopf. Scharfsichtig und erfinderisch genug, um jede Tätigkeit zu nutzen, ist er auch billig genug, den Urheber auch der kleinsten zu ehren. Für ihn arbeiten alle Köpfe – alle Köpfe arbeiten gegen den Brotgelehrten. Jener weiß alles, was um ihn geschiehet und gedacht wird, in sein Eigentum zu verwandeln – zwischen den denkenden Köpfen gilt eine innige Gemeinschaft aller Güter des Geistes; was einer im Reiche der Wahrheit erwirbt, hat er allen erworben. – Der Brotgelehrte verzäunet sich gegen alle seine Nachbarn, denen er neidisch Licht und Sonne mißgönnt, und bewacht mit Sorge die baufällige Schranke, die ihn nur schwach gegen die siegende Vernunft verteidigt.“

Friedrich Schiller, „Was heißt und zu welchem Ende studiert man Universalgeschichte?“, 1789.

Was ist abzulehnen?
Brot ist Lohn, Lohn ist Anerkennung, Anerkennung ist Käuflichkeit, Käuflichkeit ist Oberfläche, Oberfläche ist Kälte, Kälte ist Angst, Angst ist Neid, Neid ist dumm. Also: Brot ist dumm.
Und: Knien macht häßlich.

3) Der gute Ton

„Die Esel und die Nachtigallen
Es gibt der Esel, welche wollen,
Daß Nachtigallen hin und her
Des Müllers Säcke tragen sollen.
Ob recht? fällt mir zu sagen schwer.
Das weiß ich: Nachtigallen wollen
Nicht, daß die Esel singen sollen.“

Gottfried August Bürger, 1789.

Wer macht die Musik?
Esel sind von ihrer Natur her heiser.
Der Mensch trifft den Ton nach gereifter Überlegung. Die Nachtigallen können dann die Säcke tragen.
Zum guten Ton gehören: die Ablehnung militärischer Handlungen, die nützliche Arbeit für alle, die Freiheit von Elend als Würde des Menschen, die bestimmende Teilhabe von informierten Mehrheiten, die nahe gelegte Freude an der Kunst, die Aufklärung als gemeinschaftliche Angelegenheit, die in Gesundheitshäuser umbenannten Krankenanstalten, der lachende Hinweis auf den nackten Kaiser.
Ein Tor, wer Schlechtes dabei denkt.

Hamburg, den 21. Juni 2005


VIII. Zum Geleit XIII

Zur AS-Sitzung am 25. August 2005

Die Befürworter der Hörigkeit gegenüber politischen und kulturellen „Autoritäten“ im Akademischen Senat bekommen ein klares Contra. Kritisch diskutiert wird der präsidiale Jahresbericht über das Ringen der Universität mit den merkantilen Tauschwertanforderungen an Wissenschaft und Mensch, die den Nutzen dieser humanen Bildungseinrichtung in Frage stellen. Es stehen sich „Performance“ und aufgeklärt kooperative Menschlichkeit gegenüber. Anläßlich des 60. Jahrestags der befreiten Wiedereröffnung der Universität wird sich auf eine gegenwartsbezogene Festveranstaltung verständigt. Die entschiedene Umsetzung positiver AS-Beschlüsse wird aber weiter mehrheitlich gemieden.

Autoritäten?
oder
Wer fürchtet sich vor Herausforderungen?

0) Bezugnahme

„Eine aristokratische Haltung
Herr Keuner sagte: ›Auch ich habe einmal eine aristokratische Haltung (ihr wißt: grade, aufrecht und stolz, den Kopf zurückgeworfen) eingenommen. Ich stand nämlich in einem steigenden Wasser. Da es mir bis zum Kinn ging, nahm ich diese Haltung ein.‹“

Bertolt Brecht, „Geschichten vom Herrn Keuner“.

Die Bezugnahme zur Welt ist immer eine konkrete Verhaltensweise zu anderen Menschen. Die verspannte Neigung, „die Sonstigen“ im Akademischen Senat als nachrangig zu betrachten sowie
zu behandeln, hat zugenommen.
Wem steht das Wasser bis zum Kinn?

1) Untertanen als Autoritäten?

„Die Macht, die über uns hingeht und deren Hufe wir küssen! Die über Hunger, Trotz und Hohn hingeht! Gegen die wir nichts können, weil wir alle sie lieben! Die wir im Blut haben, weil wir die Unterwerfung darin haben! Ein Atom sind wir von ihr, ein verschwindendes Molekül von etwas, das sie ausgespuckt hat! Jeder einzelne ein Nichts, steigen wir in gegliederten Massen als Neuteutonen, als Militär, Beamtentum, Kirche und Wissenschaft, als Wirtschaftsorganisation und Machtverbände kegelförmig hinan, bis dort oben, wo sie selbst steht, steinern und blitzend! Leben in ihr, haben teil an ihr, unerbittlich gegen die, die ihr ferner sind, und triumphierend, noch wenn sie uns zerschmettert: denn so rechtfertigt sie unsere Liebe!“

Heinrich Mann, „Der Untertan“, 1918.

Dem ist an vertiefender Kritik nichts hinzuzufügen.
Die Aktualität besteht in der verschärften Gliederung des Sozialen.
Es bleibt nur die Frage: Wer widersteht?

2) Schwarze Pädagogik

„Nach so vielen furchtbaren Gewalten, denen man unterworfen war, nach den Märchenkröten, dem Vater, dem lieben Gott, dem Burggespenst und der Polizei, nach dem Schornsteinfeger, der einen durch den ganzen Schlot schleifen konnte, bis man auch ein schwarzer Mann war, und dem Doktor, der einen im Hals pinseln durfte und schütteln, wenn man schrie – nach allen diesen Gewalten geriet nun Diederich unter eine noch furchtbarere, den Menschen auf einmal ganz verschlingende: die Schule.“

Heinrich Mann, a.a.O.

Gegen das Schwarze der Furcht gelte - alle Unkenrufe wider das Erkennen und Zeichnen von Kontrasten beiseite gelassen – das Helle der Erkenntnis, die heitere Einsicht in die Handlungsmöglichkeiten humaner Gestaltung. Die Verwandtschaft in der Lage, die Arbeit an der erweitert en Vernunft, das Geltenmachen von rationalen Maßstäben, das Erwirken von Verbesserungen der Bedingungen macht die Einzelnen allgemein bedeutungsvoller und gleicher in der speziellen gegenseitigen Wertschätzung.

3) Der Wert des Unbezahlbaren

„Nach den Gesetzen des Marktes wird ein Gut umso teurer, je knapper es ist. Doch den Wert des Wassers wirklich zu schätzen wissen und einen Marktpreis für Wasser festzusetzen sind zweierlei Dinge. Keiner weiß Wasser mehr zu schätzen als eine Dorfbewohnerin, die zum Wasserholen meilenweit gehen muss. Keiner schätzt es geringer als ein Städter, der dafür bezahlt, den Hahn aufdrehen zu können, um das Wasser endlos fließen zu lassen.“

Arundhati Roy, „Die Politik der Macht / Rumpelstilzchens Reinkarnation“ in: „Die Politik der Macht“, 2002, S. 166

Wenn der Mensch nach dem Maß einer Ware bemessen wird, ist er nicht viel wert. (Manche werden erst gar nicht taxiert!)
Wer den Menschen nach dem Maß einer Ware bemißt, hält von seinen Mitmenschen in der Regel nicht viel und erhält seinen formalen Rang aus der Position des entwürdigenden Bewertens. Wertvoll ist dagegen das Nützliche, das Gebräuchliche, der kulturelle Genuß, die produktive Kooperation und wer sich daran beteiligt.
Das alles ist schwer auszupreisen.

4) Schicksal?

„Resigniert wollte ich wieder in meinen Stumpfsinn zurückfallen, da durchfuhr es mich wie ein Blitz mit grauenhafter Beklemmung: Hatte die Fliege nicht eben gegrinst und mir mit ihrem blödsinnigen Kopf nachsichtig zugenickt? Gerade wollte ich ihr meinen Stiefel mitten in das höhnische Gesicht schleudern, da sprach sie mich an – mit einer etwas dünnen und sehr sachlichen Stimme, der aber doch eine gewisse Lebensweisheit nicht fehlte –, sie erinnerte mich an meinen alten Religionslehrer. Siehst du, sagte sie, du wolltest mein Schicksal sein und jetzt bin ich dir entwischt, du Dummkopf? Man muß nämlich über seinem Schicksal stehen, wenn es auch nur wenige Zentimeter sind, gerade so viel, daß es einen nicht mehr erreicht und in die Tiefe reißen kann. Begreifst du das?–“

Wolfgang Borchert, „Ching Ling, die Fliege“.

Das Gegebene kommt nur über uns, wenn wir es dulden.
Die Duldung wird legitimiert durch die Aussichtslosigkeit.
Die Aussichtslosigkeit entsteht durch die Überschätzung des pur Individuellen.
Die eigene Begrenzung mindert die Bedeutung der sozialen Verwandtschaft mit anderen.
Der Zirkel kann durch einfache Maßnahmen durchbrochen werden.
Der erste Schritt betritt einen anderen Weg.
Heiterkeit ist hier sehr hilfreich.

Hamburg, den 16. August 2005


IX. Zum Geleit XIV

Zur AS-Sitzung am 22. September 2005

Weiterhin ist umstritten, wie notwendig die historisch und gesellschaftspolitisch bewußte Einordnung der konkreten hochschulpolitischen Entscheidungen des AS erörtert werden muß. Wir streiten für einsichtige Bezugnahme gegen die verkaufsträchtige Erscheinung im Gegeneinander. Der AS spricht sich für die Verbesserung der sozialen Lage der Studierenden und der Studienberatung aus und macht dafür konkrete Vorschläge. Umstritten ist nach wie vor auch die Berechtigung rein unternehmerisch orientierter Aufbaustudiengänge. Deshalb:

Schön ist, was Einsichten schafft

0) Ausschluß?

Im Akademischen Senat tauchte der Zweifel auf, ob Thema und Fragen der Ästhetik etwas in diesem Gremium zu suchen hätten, also richtig plaziert seien. Abgesehen davon, daß dem Senat, dem akademischen, in jedem Fall mehr Schönheit gut zu Gesichte stünde, gilt das Maß des Schönen auch dann, wenn es einseitig grimmig negiert wird.

1) Abwehrhaltung

„Der Widerstand
Aristokratisch gesinnt ist mancher Glehrte; denn gleich ist’s,
Ob man auf Helm und Schild oder auf Meinungen ruht.“

Johann W. v. Goethe, Lyrische Dichtungen, Weimar 1794-1797.

Sicherheit scheint der mainstream zu schaffen. Man fließt mit großen trägen Massen mächtig und gelassen - stets unterkühlt – dahin. Von den kommenden Stromschnellen ist keine Ahnung. Der stürzende Fall der Massen ist nicht im Sinn. Warnende, entgegenschwimmend und rufend am Ufer, sind den Mit-Strömenden lästig.
Kommt Korrektur vor dem Fall?

2) Widerspruch der Zeit

„Von Natur neige ich mich zu einem gewissen Dolce far niente, und ich lagere mich gern auf blumigen Rasen und betrachte dann die ruhigen Züge der Wolken und ergötze mich an ihrer Beleuchtung; doch der Zufall wollte, daß ich aus dieser gemächlichen Träumerei sehr oft durch harte Rippenstöße des Schicksals geweckt wurde, ich mußte gezwungenerweise teilnehmen an den Schmerzen und Kämpfen der Zeit, und ehrlich war dann meine Teilnahme, und ich schlug mich trotz den Tapfersten ...“

Heinrich Heine, „Über die französische Bühne. Vertraute Briefe an August Lewald“, Neunter Brief, 1838.

Nicht ohne hohen materiellen sowie psychischen Aufwand, nicht ohne die dynamischen Gefahren des normalen Lebens läßt es sich allzu lange auf dem Zauberberg verweilen. Die Kämpfe der Zeit finden immer statt. Krieg oder Frieden ist eine unausweichliche Alternative, die sich nicht im Liegestuhl entscheiden läßt. Je mehr den Balkon verlassen, desto günstiger für die bessere Seite; desto heiterer ihre Verwirklichung.

3) Sinn des Gedankens und der Kunst

„Nein: weder die Künstler noch ihre Historiker können von der Schuld an unseren Zuständen freigesprochen werden, noch entbunden von der Verpflichtung, an der Änderung der Zustände zu arbeiten.“

Bertolt Brecht, „Über die Notwendigkeit von Kunst in unserer Zeit“, Dezember 1930.

Die barbarischen Extreme menschlicher Erfahrung lehren (potentiell) die strikte Ablehnung des Unmenschlichen, die frühe Vermeidung des Schlimmsten, die Wendung zum Besseren, die Verantwortung Aller, die Möglichkeiten der notwendigen Zwistüberschreitung – das Schöne gemeinsamer humaner Wirksamkeit.
Hier sollte nichts velwechsert welden.

4) Wahrheit als Schönheit

„Ich kenne keinen blendenden Stil, der seinen Glanz nicht von der Wahrheit mehr oder weniger entlehnet. Wahrheit allein gibt echten Glanz und muß auch bei Spötterei und Posse, wenigstens als Folie, unterliegen.“

Gotthold Ephraim Lessing, „Anti-Goeze/Zweiter“, 1778.

Der Lüge Lack überdauert nur einen Regenschauer, Kollege Rost nagt genüßlich auch bei Sonnenschein.
Guter Lack hingegen hat ebenso eine sichere Grundierung. Gefahren perlen schnell zu Boden. Auch wenn sie Schatten hinterlassen, lassen sie sich leicht abwischen.
Glänzender Spott hat immer ein Ziel – die bewegende Erkenntnis.

Hamburg, den 13. September 2005


X. Zum Geleit XV

Zur AS-Sitzung am 27. Oktober 2005

Der Senator Kusch übt sich in expliziter sowie dezidierter Menschenverachtung. Sein Votum für „aktive Sterbehilfe“ ist typisch für den politischen Senat. Soll man sich allem ergeben? Eine neue, widerständige Alltags-Kultur ist gefordert. „Der Wahrheit und Humanität verpflichtet“ beschließt der AS eine Resolution anläßlich des 60. Jahrestags der Befreiung vom Faschismus und der Universitätswiedereröffnung, die sich im November jährt.

Wie bitte?

1) Legalisierter Fatalismus?

„Dem Geld erweisen die Menschen Ehren.
Das Geld wird über Gott gestellt.
Willst du deinem Feind die Ruhe im Grab verwehren
Schreibe auf seinen Stein: Hier ruht Geld.“

Bertolt Brecht, „Vom Geld“, Gedichte 1927-1930.

Herr Kusch, der spezielle Senator für Gefängnisse, will ethische Dämme brechen. Kaltes Kostenkalkül soll Leben vorzeitig beenden.
Das christliche Gebot der Nächstenliebe, die einhakende Kollegialität, die intellektuelle Sensitivität der Fairneß, schon gar der egalitäre Impetus der Solidarität - alles ein Pofel.
Er hat Widerspruch geerntet. Dieser wächst nach.

2) Erinnernde Negation der Destruktivität

„Nein, dafür nicht. Nein, dafür sind die Toten nicht tot: Daß die Überlebenden weiter in ihren guten Stuben leben und immer wieder neue und dieselben guten Stuben mit Rekrutenfotos und Hindenburgportraits.
Nein, dafür nicht.“

Wolfgang Borchert, „Das ist unser Manifest“.

Aus schlechtesten Zeiten, die besser hätten sein können, wissen wir, daß sie nie wieder kommen dürfen. Hier stehen reichhaltige Erfahrungen zur Verfügung.
Frieden ist die permanente Anwesenheit von Zivilität.
Literatur bildet die höhere Aufmerksamkeit für überwindenswerte Ungereimtheiten.

3) Sinnschaffung

„Wie jeder Anlaß mich verklagt und spornt
Die träge Rache an! Was ist der Mensch,
Wenn seiner Zeit Gewinn, sein höchstes Gut
Nur Schlaf und Essen ist? Ein Vieh, nichts weiter.
Gewiß, der uns mit solcher Denkkraft schuf,
Voraus zu schaun und rückwärts, gab uns nicht
Die Fähigkeit und göttliche Vernunft,
Um ungebraucht in uns zu schimmeln.“

William Shakespeare, „Hamlet“ (1601), derselbe im Vierten Aufzug/vierte Szene.

Tempo. Und dann? Die Trägheit als Kontrapunkt falschen, hetzenden Bemühens?
Die Ökonomie gibt den Takt. Das Recht schnürt den Leib. Der Apologet sagt: alternativlos. Der Supermarkt hat Likör.
Hingegen stellt der Gebrach des garstigen Verstandes das Mensch-Sein wieder auf die Füße.

4) Würdige Haltung

„Der Mensch soll um der Güte und Liebe willen dem Tode keine Herrschaft einräumen über seine Gedanken. Und damit wach’ ich auf ...“

Thomas Mann, „Zauberberg“, 1924.

Der Schlaf der Vernunft produziert Ungeheuer.
Aus dem Albtraum erwacht, besteht die eigenverantwortliche Möglichkeit, sich wieder aufzurichten.
Die Vernunft hat neue Nahrung durch ihr Gegenteil. Der Mensch schafft am besten sich selbst, indem er nicht hinnimmt.
Es geht den meisten anderen sehr ähnlich.

Hamburg, den 18. Oktober 2005


XI. Zum Geleit XVI

Zur AS-Sitzung am 15. Dezember 2005

Die vernünftige Entwicklung von Universität und Gesellschaft ist Aufgabe aller. Die Konflikte des vergangenen Jahres haben prinzipielle Alternativen offengelegt. Wer nicht unbewußtes Objekt des rohen Alltags von Markt und Devotion sein will, braucht eine klare kritische Perspektive. Die kollegiale Verständigung hierüber eröffnet neue Möglichkeiten für echte Reformen, das heißt humane Entwicklung. Die begonnene Debatte um die Grundordnung der Universität ist ein bedeutsamer Anlaß.

Kontraste

oder:

Der Mut zur Alternative

0) Die Philosophie des Gegensatzes

„Vorsicht bei der Verwahrung von Erfahrungen Me-ti sagte: Man kann sich zu Verallgemeinerungen erheben wie der Vogel, der den Boden flieht, weil er zu heiß geworden ist, und wie der Sperber, der die Höhe aufsucht, um das Kaninchen zu erspähen, auf das er sich stürzen will.“

Bertolt Brecht, „Me-ti/Buch der Wendungen“.

Der Ausgangspunkt für den Menschen ist stets die Erde, das heißt der Mensch. Dahin ist immer wieder zurückzufinden. Irrungen und Wirrungen sind nicht auszuschließen.
Schon in Erwartung heißen Grundes suchen manche das Weite.
Manche treten auf der Stelle und warnen vor den Gefahren.
Andere wiederum schicken andere vor.
Vierte bezeichnen sich als besonders, indem sie rückwärts gehen.
Denken hingegen stellt sich Schwierigkeiten: Philosophie hat, wer nach Alternativen sucht. (Fundstücke sind am besten als Allgemeingut zu verwenden.)

1) Die Geschichte, ein Schnäppchenmarkt?

„Lassen Sie mich ein Beispiel nennen: Die nationalsozialistische Ideologie berief sich auf das Recht des Stärkeren. Dies hat zu einer menschenverachtenden Behandlung der sogenannten Schwächeren geführt. Im Reflex auf diese verwerfliche Politik erleben wir bis heute, dass allein das Berufen auf das ›schwach sein‹ moralische und politische Ansprüche auslöst, die einer Überprüfung nicht immer Stand halten.“(...) „Aber alles, was darüber (»Hilfe für die Schwachen«/»Grundsicherung«) hinaus geht, soll doch bitte der Entscheidungsfreiheit des Einzelnen und dem Markt unterliegen; soll vertraglich geregelt sein und nicht mehr der politischen Beliebigkeit unterliegen.“

Ole v. Beust, Rede vor dem Überseeclub (Sept. 2003)

Kritisches Geschichtsbewußtsein sei ein „Reflex“.
Verträge sollen das Minimum regeln. Gelobt wird, was „stark“ ist: große Geschäfte, Konkurrenz, Deklassierung, Kurzfristigkeit. Zäh wie gebratene Schuhsohle. Hart wie Glaubensdogmen. Flink wie Wackeldakkel. Humane Lernergebnisse werden hartnäckig verdrängt. Der Krieg ist hierin natürlich erscheinend enthalten.
Gesundheit, Bildung und Kultur werden achtlos auf den Markt geworfen. Hier sollen sich dann alle raufen. Das ist die wahre Bedeutung der Ware "Freiheit". Die Vermeidung des allgemein Nützlichen bestimmt das politische Programm.

2) Der Realismus sogenannter Träume

„Es wächst hienieden Brot genug
Für alle Menschenkinder,
Auch Rosen und Myrten, Schönheit und Lust,
Und Zuckererbsen nicht minder.
Ja, Zuckererbsen für jedermann,
Sobald die Schoten platzen!
Den Himmel überlassen wir
Den Engeln und den Spatzen.“

Heinrich Heine, „Deutschland ein Wintermärchen“, 1844.

Daß der soziale Reichtum in den Händen einiger weniger am besten aufgehoben sei – je mehr, desto besser für alle –, gehört zur alltäglichen Märchenstunde.
Die engagierte Dichtung wußte seit jeher schon mehr von der Wahrheit.
Wurde (auch sie) ernst genommen, ist die Menschheit weiter gekommen.
Wenn wir Heine feiern und gedenken, sollten wir gewahr sein, daß Schönheit nicht zuletzt die Freiheit von Elend bedeutet.

Nachsatz als Vorsatz:

Der aufrechte Gang war und ist evolutions- bzw. kulturgeschichtlich ein bedeutender Sprung in der Entwicklung der Lebewesen; in der Fortbewegung ist ab und zu daran zu erinnern.

Hamburg, den 6. Dezember 2005