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Hinaus ins Weite!
„Vielleicht sollten wir es darum mit Lessing halten, der seiner Minna von Barnhelm einen wunderbaren Satz in den Mund gelegt hat: ›Das Lachen erhält uns vernünftiger als der Verdruss.‹
Damit wurde ein Bild von der Aufklärung in die Welt gesetzt, das ihr alle Zornesröte nimmt; die Vernunft nicht als die Schwester des autoritären Eifers, sondern der antiautoritären Heiterkeit.“
Sir Peter Ustinov, „Achtung! Vorurteile“, 2003, S. 48.
Der Schlingerkurs der ratlosen Gestalten an den Steuerrädern von Markt und Staat wirkt zunehmend grotesk. Die Heiterkeit der Bevölkerung wächst mit dem Engagement, die öffentlichen Angelegenheiten gemeinsam in die Hand zu nehmen. Jetzt wird wieder bewußt entschlossen Geschichte gemacht. Das ist das Kennzeichen der neuen historischen Phase.
Die fundierte Hoffnung in einer beengten Welt ist, daß die globale Zivilisation ohne Not und Gewalt, aufgeklärt, solidarisch und entwicklungsoffen auf hohem kulturellen und technologischen Niveau nicht nur nötig, sondern auch möglich ist.
Diese Chance der gleichen positiven Freiheit aller ist aber noch den unkontrollierten Ausschlägen fiebernder Börsenkurse ausgesetzt. Dagegen wächst die gesellschaftliche Opposition: Menschenwürde ist die solidarische Entwicklung des Ganzen.
Das gilt nicht minder für die Universität. Der „Kampf um die Zukunft“ ist der Entschluß, kollektiv und konsequent an einer humanistischen Neuorientierung der Gesellschaft mitzuwirken. Dafür hat sich der Akademische Senat auch kritisch zum Diktat der „Schuldenbremse“ positioniert:
„Hamburg ist eine der reichsten Städte der Welt und kann sich ausfinanzierte, wachsende Hochschulen leisten. [...] Der starren Politik mit der Schuldenbremse steht der zivilisatorische Nutzen sozial offener Hochschulen, demokratischer Bildung und unabhängiger Forschung als Alternative gegenüber. Eine Ausgabensteigerung hierfür würde selbst dem wirtschaftlichen Erfordernis entsprechen, die gesellschaftliche Produktivität kulturell und materiell zu erhöhen. Und sie würde eine sozial und ökologisch verantwortliche Entwicklung der Ökonomie begünstigen und damit weiteren Krisen vorbeugen helfen.
Aus diesen Gründen ist eine haushalts- und wissenschaftspolitische Umkehr notwendig und möglich.“
In diesem Kontext ist die eilige Zusicherung des Senats, die Uni von etwaigen zusätzlichen Kürzungen von 2013-2020 auszunehmen und die Studiengebühren zum WiSe 2012/13 abzuschaffen und weitgehend zu ersetzen zwar ein Teilerfolg, aber nicht hinreichend. (Die Folgen von 35 Jahren Unterfinanzierung blieben davon unberührt.)
In gründlicher Überwindung neoliberaler Mythen sowie der Schäden der Kommerzialisierung und Konkurrenz kann und sollte die Universität – mit allen - nunmehr aufbrechen, sie umfassend zur Stätte menschlicher Entfaltung zu entwickeln. Durch die bewußte Aneignung des kulturellen Erbes der Menschheit, durch historische und systematische Erkenntnis von Zusammenhängen bzw. mit gesellschaftlich relevanter Aufklärung entwikkelt sich die Klugheit der Allgemeinheit. Das bleibt sinnvoll und nötig. Mit dieser Perspektive können solidarisch auch Management durch echte Demokratie, „Bachelor“ durch Bildung und Mangel durch soziale und haushalterische Progression überwunden werden.
Die Aktionswoche vom 24. bis 28. Oktober wird zur Beteiligung an diesem Prozeß reichlich Anstoß und Gelegenheit geben.
Die Alternative ist konkret.