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Der Bildung, der Forschung, der Lehre
Zur Bürgerschaftswahl

„Es kann keine dauerhafte und entwicklungsfähige Vereinigung geben, wenn sie nicht von bestimmten ethischen Prinzipien getragen ist, welche die Vereinigung selbst ihren einzelnen Bestandteilen auferlegt um deren inneren Festigkeit und Homogenität willen, die notwendig sind, um das Ziel zu erreichen.“

Antonio Gramsci, „Typen von Zeitschriften“, Gefängnishefte, §79, Heft 6, 1930-1932.

Am Donnerstag dieser Woche wird der Akademische Senat eine öffentliche Diskussion zu den hochschul- und wissenschaftspolitischen Programmen mit Vertretern und Vertreterinnen der Bürgerschaftsparteien (und der FDP) veranstalten.

Die Universität ist, entgegen 30 Jahren Unterfinanzierung und 10 Jahren Ökonomisierung, eine gesellschaftliche Einrichtung mit dem Ziel der Erkenntnisgewinnung. „Für alle Menschen will sie ein Ort lebenslangen Lernens sein und ein öffentlicher Raum der kulturellen, sozialen und politischen Auseinandersetzung“, heißt es im Leitbild der Uni Hamburg. Eine menschenwürdige Entwicklung für Alle und Frieden bilden darin die übergreifende Orientierung für das gemeinschaftliche Wissen-Schaffen.

Nun ist die Kontroverse, ob fortgesetzt gegen diese verallgemeinerungswürdigen Ziele die Universität zum Anhängsel der privaten Wirtschaft degradiert („Standortfaktor“) bzw. zur monotonen Ausbildungsstätte herabgemindert werden soll oder ob Bedingungen geschaffen werden, die ethische Richtschnur des Leitbildes mit ganzer Überzeugung und demokratischer Partizipation der Mitglieder zu verwirklichen.

Dafür sollte ein kooperatives Agieren der Universität gelingen:
— Für Gebührenfreiheit und für bedarfsgerechte, staatliche Finanzierung der Volluniversität und eines bedarfsgerechten Hochschulbaus,
— für eine Demokratisierung der Hochschulverfassung und deren lebendige Ausgestaltung,
— für kritische Souveränität der Uni gegenüber Staat und „Wirtschaft“,
— für eine wissenschaftliche Studienreform „von Unten“,
— für eine Stärkung kritischer Geschichts- , Friedens- und Umweltforschung und
— für die Entfaltung wissenschaftlicher Kooperationen mit Museen, Theatern und anderen Bildungs- und Erinnerungsorten der Stadt, die ihrerseits vernünftig gedeihen können müssen.

Die gemeinsame Entwicklung solcher Ansprüche und ihre bewußte Realisierung – auch gegen noch widrige Bedingungen – sind die wirksamste Herausforderung für Bürgerschaft und Senat, sich entsprechend wissenschaftspolitisch neu zu orientieren. Die Politik des Teile und Herrsche hat ihre prinzipielle Grenze bei der Solidarität.
Die Zukunft ist offen.

„Es ist mit dem Witz wie mit der Musik, je mehr man hört, desto feinere Verhältnisse verlangt man.“ (220)

Georg Christoph Lichtenberg, „Einfälle und Bemerkungen“, Heft D, 1773-1775.