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Renaissance:

Demokratisch, vernünftig, zivil und sozial

„Allein das Denken, sagt man, hat im Kriege doch viel zu bedeuten. Bei dem Führer schon, aber ein Denken soldatischer, nicht philosophischer Art; im übrigen braucht es Tagediebe, Hurenwirte, Straßenräuber, Meuchelmörder, Bauernschädel, Strohköpfe, Schuldenbrüder und derlei Hefe der Menschheit zu diesem heldischen Metier, nur keine Philosophen, die nach Lampe riechen.“

Erasmus von Rotterdam (1466-1536), „Das Lob der Torheit“, 1509.

Unter Hamburger Kaufleuten ist es üblich gewesen, nur die weniger regen Söhne auf die höhere Bildungslaufbahn zu schicken. Die vermeintlich Begabten übernahmen die Geschäfte. Hamburg ist deshalb erst sehr spät (1919) zu seiner Universität gekommen. Erst durch politische Revolution, soziale Reformen und die entsprechenden Kämpfe dafür ist diese Gründung gelungen.

So kommt es, daß die Universität Hamburg mit der Beendigung des ersten Weltkrieges ins Leben trat.

Zivilisation ist ohne Philosophie nur schlecht zu machen.

Die nun europaweit geführten Angriffe auf die Errungenschaften sozialer, kultureller und bildungsmäßiger Verbesserungen für die Allgemeinheit, die in der Regel als „Kosten der Krise“ deklariert werden, sind bei genauerer Betrachtung sowohl eine Folge politisch herbeigeführter und aufreibender weltweiter Konkurrenz (auch: Krieg) als auch deren konzeptionelle Fortsetzung. In letzter Konsequenz wäre dies die Auslieferung des Mensch-Seins – inklusive aller bisherigen Kulturleistungen – an das irrationale Treiben auf den (Finanz-)Märkten. There is no alternative (TINA)?

Gegen Margaret Hilda Thatcher, Baroness Thatcher of Kesteven, und folgende ist hingegen wahr, daß der Mensch eine Geschichte hat, seine gesellschaftlichen Lebensbedingungen erkennen und verändern kann bzw. sozialer sowie kultureller Fortschritt mit der Bestimmung von Frieden und sozialer Gleichheit in einer widersprüchlichen Gesellschaft von vielen Vernünftigen errungen wird.

Die universitäre Gegenposition zur beabsichtigten Zerstörung der Kultur fußt deshalb auf der Einsicht in die Notwendigkeit von Humanität und Aufklärung: „Im Leitbild der Universität sind als Maßstäbe einer gesellschaftlich notwendigen Entwicklung die Kooperation zwischen den Fächern und die Förderung der Internationalität, die Unabhängigkeit von Forschung und Lehre, die Bildung mündiger Menschen, die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses und die Zuwendung der Wissenschaften zu gesellschaftlichen Aufgaben formuliert. Die Universität will damit einen Beitrag zur zivilen, ökologisch nachhaltigen, sozial verantwortlichen und demokratischen Entwicklung der Gesellschaft leisten.“ (Beschluß vom 9.9.2010) Mit dieser Begründung fordert der Akademische Senat die Rücknahme der Kürzungsbeschlüsse von rund 12 Mio. Euro jährlich sowie eine generelle Budgetanhebung um 50 Mio. Euro und ruft alle Mitglieder der Universität auf, sich an den stadtweiten Aufklärungsaktivitäten gegen die Kürzungspolitik des CDU/GAL-Senats zu beteiligen.

Das Engagement für eine friedliche und menschenwürdige Welt ist die Sinngebung der Wissenschaft seit der Antike. Das Maß der Wissenschaftlichkeit oder auch Qualität ist die geschichtliche Menschwerdung selbst. Seit der Entwicklung der industriellen Massenproduktion und damit der potentiellen Überwindung von Armut, Hunger und kulturellem Elend ist diese Entwicklung einzig möglich als soziale Mehrheitsbewegung.

Die hierarchische Wertsetzung von Bildung und Wissenschaft nach „Leistung“ und „Exzellenz“ ist dagegen ein eng begrenzendes Selektionsprinzip. Hier entstehen gut bezahlte Schrebergärtner.

Wer allerdings die Welt ermessen will, muß sehen, was gut für Alle ist.