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Militarismus?

Nein Danke!

Zur begrifflichen Einordnung
„Militarimus der, Zustand des Übergewichts miltär. Grundsätze, Ziele und Wertvorstellungen in der Politik eines Staates und der Übertragung miltär. Prinzipien auf alle Lebensbereiche. Merkmale des M. Sind u.a. die Überbetonung militär. Formen. Vorherrschaft des militär. Machtprinzips im öffentlichen Leben, Ausbreitung militär.-autoritärer Ordnungsformen (persönl. Gehorsam, Disziplin) im zivilen Bereich, bevorzugte Stellung des Militärs. Der M. Ist nicht daran gebunden, dass Militärpersonen die Regierung des Landes ausüben.“

Brockhaus Taschenlexikon, Gütersloh/München 2010, S. 4968.

Minister Doppelzunge
„Die Konferenz erinnert an den >Westfälischen Friedensschluss<, der 1648 in Münster und Osnabrück den Dreißigjährigen Krieg beendete und als Beginn der modernen Diplomatie und des Völkerrechts gilt. In seiner Grundsatzrede zur Eröffnung der von nun an jährlich geplanten Konferenz würdigte Pistorius des Westfälischen Frieden als in vielerlei Hinsicht bis heute bedeutsamen Inspirationsquelle. (…) Deutschland werde sein weltweites Engagement über Europa hinaus verstärken, weil die regelbasierte Ordnung nicht nur in der Ukraine unter Druck gerate, sondern auch im Indopazifik und in Afrika. >Wir werden nicht zuschauen, wie hegemoniale Kräfte auf der Welt souveränen Staaten und Völkern ihren Willen aufzwingen<, sagte der Verteidigungsminister mit Blick auf China, das seine Interessen im indopazifischen Raum >mit Härte und teilweise auch rücksichtslos< durchsetze.“

Reiner Burger, „Pistorius: Helfen der Ukraine weiter“, „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ („FAZ“), 16.9.´23, S. 6.

Infragestellung
„Ihr meint, wir können jetzt nach Hause gehn? Beileibe! es wird noch ein Stück aufgeführt. Nach der Tragödie kommt die Farce. Immanuel Kant [1724-1804, Philosoph der Aufklärung] hat bis hier den unerbittlichen Philosophen traciert [die Spur gelegt], er hat den Himmel gestürmt, er hat die ganze Besatzung über die Klinge springen lassen, der Oberherr der Welt schwimmt unbewiesen in seinem Blute, es gibt keine Allbarmherzigkeit mehr, keine Vatergüte, keine jenseitige Belohnung für diesseitige Enthaltsamkeit, die Unsterblichkeit der Seele liegt in den letzten Zügen – das röchelt, das stöhnt - und der alte Lampe [Martin, 1734-1806, Diener Kants] steht dabei mit seinem Regenschirm unterm Arm als betrübter Zuschauer, und Angstschweiß und Tränen rinnen ihm vom Gesichte.“

Heinrich Heine, „Zur Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland“, Drittes Buch, 1835.

Aufgeklärte Menschen nehmen erstaunt respektive kritisch zur Kenntnis: Ist der Westfälische Frieden, der den Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) beendete und als Beginn der modernen Diplomatie und des Völkerrechts gilt, eine „Inspirationsquelle“ des „Bundesverteidigungsministers“ Boris Pistorius (SPD!) für Aufrüstung, hemmungslose Waffenexporte und „militärische Tugenden“?

Hat der sozialdemokratische Biedermann – von der eifrigen Bellizistin Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP) soll an dieser Stelle nicht die Rede sein – im Sinn, daß dieser grobe Unsinn zu schweren Lasten eines demokratischen Sozial-, Bildungs- und Kulturstaates geht? Ist auf dem moralischen Politikzettel geschrieben, wie sehr eine zivile Entwicklung der Welt, die Überwindung von (Ernährungs-, Gesundheits-, Sozial- und Bildungs-)Elend dadurch empfindlich eingeschränkt wird? Wie soll auf diese Weise die Klimakrise bewältigt werden? Mag außer Acht geraten sein, daß dem Grundgesetz ein Friedensgebot vorangestellt ist? Gelten Ebenfalls Friedensgebot und Gewaltverzicht als fundamentale Norm der UN-Charta nicht mehr? Soll mit der „Zeitenwende“ der „Frieden als Ernstfall“ auf den Müllhaufen der Geschichte geworfen werden? Sind die negativen Erfahrungen von zwei Weltkriegen oder aber auch die Entspannungspolitik sowie die weltweiten Abrüstungsbemühungen der Amnesie anheimgefallen? Ist im verantwortlichen Blick („Schaden abzuwehren und den Nutzen zu mehren“), wie sehr „militärische Tugenden“ die Kultur und das menschengemäße Leben in der Gesellschaft häßlich beeinträchtigen? Wir fürchten, Herr Pistorius hat diesen Verstand unterwegs verloren.

Dabei kommt es zu diesen Zeiten sehr auf den historisch bewußten Verstand an, um sich gesellschaftlich verantwortlich den Problemen, Fragen, Aufgaben und Widersprüchen der menschlichen Weltgemeinschaft adäquat zu stellen.

Diese Aufgabe zur Verwirklichung von höheren Zwecken eines menschenwürdigen Zusammenlebens geht Alle etwas an – in allen gesellschaftlichen Bereichen, an jedem Ort, zu jeder Zeit.

Auch die Hochschulen sind ein gesellschaftlicher Ort, ein kultureller Organismus, wo diese allseitige Verantwortung als notwendige Möglichkeit realisiert werden kann und sollte.

Das betrifft Alle einzeln bzw. in ihrem solidarischen Zusammenwirken für die sozialkritische Verbesserung der gesellschaftlich bedingten menschlichen Existenz. Sie ist in jedem Moment positiv und progressiv gestaltbar. Das sollten wir uns nicht ausreden lassen. TINA („There is no alternative“) gilt nicht. Wir sollten uns umschauen. Wer mehr sieht, weiß es besser.