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Mut zum Frieden

Ein folgenreicher Gedanke

„FAS: Kriegsschiffe statt Kreuzfahrtschiffen. Ist das die Zeitenwende?
Burkhard: Wenn Sie es so plakativ formulieren wollen.“

Oliver Burkhard (Chef von Thyssenkrupp Marine Systems sowie Personalvorstand des Gesamtkonzerns), im Interview mit „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ („FAS“), „Bei U-Booten setzen wir den Standard“, 9.4.2023, S. 22.

„Früher wusste man, wer die Wahrheit sagt, braucht ein schnelles Pferd. Heute müsste man den Satz ergänzen: Wer in Deutschland für den Frieden ist, benötigt ein dickes Fell. Die Brutalisierung der Debatte und die Militarisierung der Kultur mussten vor einigen Wochen Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer erfahren – die beiden ernteten für ihr „Manifest für Frieden“ hauptsächlich Hass und Häme. „Das Bullshit-Bingo der Briefschreiber“, höhnte die Kommentatorin auf t-online, die „FAZ“ machte eine „Querfront“ aus, die größte Kölner Zeitung sammelte fünf Gründe, Wagenknecht und Schwarzer nicht mehr zuzuhören.
Zuhören ist Teil der Demokratie
Bei aller berechtigten Kritik am Mitmischen der AfD und mancher kruder Russland-Nähe: Zuhören ist Teil der Demokratie. Man darf, ja, man muss über den Inhalt streiten. Unterzeichnet haben den Aufruf schließlich Politiker aller Parteien, Theologen, Künstler, Wissenschaftler und Unternehmer.
Insgesamt haben 777.000 Menschen das Manifest für Frieden unterschrieben. Darin steht ein Satz, den noch vor 13 Monaten wahrscheinlich alle abgenickt hätten: „Verhandeln heißt nicht kapitulieren. Verhandeln heißt, Kompromisse machen, auf beiden Seiten.“ Ist das so falsch?
In dieser Woche kassierten ehemalige Sozialdemokraten und Gewerkschafter Prügel für ihren Appell „Frieden schaffen!“. Sie zitieren darin Willy Brandt: „Es gilt, sich gegen den Strom zu stellen, wenn dieser wieder einmal ein falsches Bett zu graben versucht.“ Ist das wirklich alles so falsch? Mitunterzeichner sind der brave
Ex-Finanzminister Hans Eichel und der EU-Kommissar Günter Verheugen, Wolfgang Thierse oder IG-Metall-Chef Klaus Zwickel. Sind das alles Verrückte?“

Matthias Iken, „Keiner redet bei uns mehr vom Frieden“, „Hamburger Abendblatt“, 8.4.2023.

Sind das alles Verrückte? Nein, denn die Vernünftigen werden als abseitig zu erklären versucht, damit das Militärische, die Gewalt, gegenüber dem Zivilen, der Konfliktregulierung, der internationalen Kooperation und menschenwürdigen Entwicklung dominiert. Der Thyssen- krupp-Chef hat darauf eine kurze und unzweideutige Antwort. Sie liefern alles, das ist ein sehr gutes Geschäft. Nun wollen wir nicht beschränkt für Kreuzfahrtschiffe plädieren – beispielsweise für Handels-, Passagier-, Rettungs- und Reinigungsschiffe aber wohl.

Unser Plädoyer gilt gleichfalls der Beendigung von allen Kriegen, der klugen Diplomatie und zivilen Konfliktregulierung, der Rüstungskonversion in der Produktion, dem internationalen Handels-, Kultur- und Bildungsaus- tausch, der gemeinsamen Bewältigung der Klimakrise, der Überwindung von Hunger und Not, dem Widerstreiten reaktionärer Ideologien und autoritärer Regimes (überall) sowie der Aufklärung, der politischen Weitsicht und nachdrücklichen Geduld zur allseitigen Schaffung menschenwürdiger Lebensbedingungen.

Das ist alles andere als verrückt, sondern rückt im besten Falle Vieles (wieder) gerade.
Die Aufklärung als ein Gebot der praktischen Vernunft ist hierbei an erster Stelle hilfreich.

Den Wissenschaften, der Bildung, den Künsten, der Kultur erwächst in diesem Zusammenhang zunehmend die nützliche Aufgabe, ihren analytischen, pädagogischen und ästhetischen Beitrag dafür zu leisten, „die Mühsal der menschlichen Existenz“ zu erleichtern (Bertolt Brecht, „Das Leben des Galilei“, 1939 im dänischen Exil verfasst und am 9. September 1943 in Zürich uraufgeführt). Zu diesen höheren Zwecken wird zur Zeit einiges – in vielen Ländern – unternommen.

Die zivile Zeitenwende steht der militärischen Zeitenwende entgegen. Dafür haben die Vielen für die Vielen eine persönliche gemeinschaftliche Bedeutung.

Unter dem Dach der UNO ist es besser als unter dem Radar sowie der Propaganda von Militärbündnissen. Zivil ist mutig.

Heiterer Verstand
Der Schelm im Nacken
sieht in der Regel weiter
als die blinde Kuh.