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„Entscheidung vor Morgengrauen“

Eine Filmsichtveranstaltung gegen den Krieg

„In Zeiten äußerer Bedrohung müssen alle an einem Strang ziehen. (…) Die Angst der Regierung, Leopard-2-Panzer könnten, würden sie denn [in die Ukraine] geliefert, zu wirksam sein oder zu Propagandazwecken missbraucht werden, spricht Bände. Es fehlt die Einsicht, dass sich auch Deutschland in einem Kampf zur Verteidigung seiner Freiheit befindet.“

Reinhard Müller, „Stark und bereit?“, „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ („FAZ“), 2.11.2022, S. 1 (Leitkommentar).

Bewegte Kindheit
Oskar Josef Bschließmayer [Oskar Werner] wird 1922 in Wien geboren und wächst unter einfachen Verhältnissen in Gumpendorf im 6. Stadtbezirk auf. Seine Mutter ist Fabrikarbeiterin, während sein Vater als Versicherungsvertreter sein Geld verdient. Die Liebe zwischen den Eltern erkaltet bald, weshalb der kleine Oskar bei Mutter und Großmutter heranwächst. Als der Junge acht Jahre alt ist, versucht sich die Mutter, verzweifelt ob ihrer Lebensumstände, das Leben zu nehmen. Am 9. November 1938 ist der mittlerweile 15-jährige Zeuge der nationalsozialistischen Novemberpogrome in Wien. Ein Erlebnis, welches ihn zeitlebens prägt und zum pazifistischen Antifaschisten werden ließ.

Kriegs-Theater
Bereits während der Schulzeit begeistert sich Oskar für das Schauspiel. Übers Schultheater, als Komparse beim Film und mit Sprechrollen im Rundfunk kommt er dem Beruf des Schauspielers näher. Die Schule muss er schließlich ohne Abschluss verlassen, was das renommierte Wiener Burgtheater 1941 jedoch nicht davon abhält, Werner als Ensemblemitglied zu engagieren. Während des zweiten Weltkrieges wird die Anstellung allerdings wiederholt durch Werners Einberufung zum Dienst im Heer unterbrochen. Auch weil seine damalige Lebenspartnerin Elisabeth Kallina nach den Nürnberger Rassegesetzen als Halbjüdin gilt, desertiert er 1944 mit Frau und Tochter Eleonore und versagt der Wehrmacht endgültig den Dienst. Nach Kriegsende bleibt er dem Burgtheater treu und heiratet seine große Liebe Elisabeth. Dabei legt er seinen bürgerlichen Familiennamen offiziell ab.“

Timo Buschkämper über den Schauspieler Oskar Werner, Filmreporter.de, 30.11.2020.

"Wir wollen nie mehr antreten auf einen Pfiff hin und jawohl sagen auf ein Gebrüll. Die Kanonen und die Feldwebel brüllen nicht mehr. Wir werden weinen, scheißen und singen, wann wir wollen. Aber das Lied von den brausenden Panzern und das Lied vom Edelweiß werden wir niemals mehr singen!“

Wolfgang Borchert, „Das ist unser Manifest“, Juli 1947.

So mag es sein oder werden: Nie mehr „Jawohl“ und Gebrüll von Menschen und Kanonen… Dieses Manifest hatte Gültigkeit für Vieles und Viele 1945 nach dem Zweiten Weltkrieg.

Frieden, Abrüstung, Völkerverständigung, Demokratie und soziale Entwicklung standen nach Diktatur und Krieg hoffnungsvoll auf der globalen politischen Tagesordnung für einen neuen Abschnitt (Zeitenwende?) der Zivilisationsentwicklung nach der alliierten Überwindung des Faschismus. Das Gestrige sollte sich nie wieder wiederholen; humane Ansprüche sollten verwirklicht sein.

Davon und dafür ist auch der Film „Entscheidung vor Morgengrauen“ von 1951 ein bemerkenswerter künstlerischer Ausdruck:
Ende 1944 ist offenkundig, daß die Gewaltherrschaft des Deutschen Reiches den (Welt-)Krieg verloren hat und von der Anti-Hitler-Koalition (UdSSR, USA und Großbritannien) besiegt werden wird. Zur Beschleunigung des Sieges über die Barbarei läßt US-Colonel Delvin, Kommandant einer Einheit des militärischen Geheimdienstes, deutsche Kriegsgefangene suchen, die bereit sind, Spionage in den deutschen Militärreihen zu diesem Zwecke zu betreiben. Karl Maurer (gespielt von Oskar Werner), „Happy“ genannt, meldet sich freiwillig, nachdem sein Freund von einem sogenannten Femegericht der ebenfalls kriegsgefangenen Nazis mit Todesfolge aus dem Fenster gestoßen wurde, weil er den erfolgreichen Ausgang des Krieges für die Nazis angezweifelt hat. Karl Maurer wird mit anderen Kriegsgefangenen in Spionagetechniken unterrichtet. Im Laufe der turbulenten Kriegshandlung macht er verschiedene Erfahrungen mit unterschiedlichen Haltungen zum Nazi-Regime und zum Krieg. Ihm gelingt die Ermittlung kriegswichtiger Informationen, die er entsprechend weiterleiten kann. Am Ende gelingt ihm aber nicht die Flucht in die sicheren US-Reihen und er wird als Spion durch deutsche Soldaten erschossen.

Dieser Film hat ein klares und beeindruckend pazifistisches sowie antifaschistisches Bekenntnis, welches aktuell lehrreich sein kann.
Darüber ist zu reden. Wir brauchen den Frieden als eine tatsächliche Zivilisierung des menschlichen Lebens. Machen wir uns ein Bild und tun etwas dafür.