HomePublikationen › Flugblatt von Liste LINKS und harte zeiten mit SDS* vom

Frieden jetzt!

Mit ziviler Perspektive gewinnt die Welt

„USA: Internationaler Aufruf von Wissenschaftlern und Diplomaten

FRIEDEN AUSHANDELN JETZT!
Internationale Friedens- und Konfliktforscher sowie Praktiker der Außenpolitik trafen sich am 22. März 2022 in der Forschungseinrichtung Point of View in der Jimmy und Rosalynn Carter School in Mason Neck / Virginia und formulierten den folgenden Appell an die Konfliktparteien in der Ukraine:
Alle Konfliktparteien leiden unter diesem Konflikt. Die Kosten an Menschenleben und Leid wachsen täglich, und die schädigenden Auswirkungen des Konflikts machen sich überall auf der Welt breit. Es ist höchste Zeit, dass sich die Parteien auf eine sofortige und vollständige Einstellung der Feindseligkeiten einigen. Die Fortsetzung der gewaltsamen Auseinandersetzung vervielfacht unweigerlich die Zerstörungen und birgt zunehmend die Gefahr des Einsatzes von Atomwaffen oder anderen Massenvernichtungswaffen. Gemeinsam mit dem UN-Generalsekretär meinen wir, dass jetzt die Bedingungen für die Aushandlung eines für alle Parteien akzeptablen Abkommens gegeben sind. Die Parteien sollten daher ohne Vorbedingungen mit dem Aushandeln eines umfassenden Friedensabkommens beginnen. Wir rufen die internationale Gemeinschaft dazu auf, den entstehenden Friedensprozess zu unterstützen, indem sie humanitäre Hilfe, Entwicklungshilfe und Unterstützung bei der Friedenskonsolidierung für den langfristigen Prozess des Wiederaufbaus anbietet.
Darüber hinaus ist es zwingend erforderlich, dass sich alle OSZE-Teilnehmerstaaten zu einer umfassenden Überprüfung der bestehenden Sicherheitsarchitektur verpflichten. Diese Überprüfung sollte unverzüglich beginnen, um die Schlussakte von Helsinki und die anderen Sicherheitsvereinbarungen bis zum bevorstehenden 50. Jahrestag der OSZE in Helsinki im Jahr 2025 zu aktualisieren. Die unten aufgeführten Unterzeichner laden dazu ein, sich der Erklärung anzuschließen und sie weiterzuverbreiten. Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an
Universitätsprofessor Richard E. Rubenstein unter rrubenst@gmu.edu“

„Ich habe noch nie so viele Militärexperten gesehen, gehört und gelesen wie in den letzten Monaten. Weshalb hat mir keiner erklärt, wie wir Frieden schaffen können? Warum stopfen die Deutschen der Rüstungsindustrie 100 Milliarden Euro zusätzlich ins Maul? Noch einmal: Ich distanziere mich von allen militärischen Aktionen, natürlich zuerst von den Aktionen der Russen, die die ganze Schuld auf sich geladen haben, weil sie den Krieg begonnen haben. Aber ich distanziere mich genauso von der Militärnomenklatura, die jungen Menschen einredet, sie müssten das Vaterland – schrecklicher Nazisprech – bis zum letzten Blutstropfen verteidigen.“

Der österreichische Architekt Wolf Prix im „SPIEGEL-Gespräch“, „SPIEGEL“ Nr. 14/2.4.2022, S. 112-114, hier S. 112.

Wer mag das noch angemessen finden? Der aktuelle
„SPIEGEL“ tituliert in einem Artikel den Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) als „Kriegswirtschaftsminister“. Nicht nur ein Wortungetüm. Als Friedensminister wird zur Zeit niemand öffentlich be- oder ausgezeichnet. Außer dem UNO-Generalsekretär António Guterres scheint dieser Tage kaum jemand in öffentlichem Amt und Würden für den Frieden einzutreten.

Jeder Krieg ist schädlich. Besonnene Menschen in allen gesellschaftlichen Bereichen und überall auf der Welt wissen, daß schon Aufrüstung und Militarisierung sozial und kulturell schädlich sind bzw. wichtige humane Ressourcen binden und deformieren. Sie verderben die menschlichen Beziehungen und lassen die notwendige und mögliche Lösung gesellschaftlicher internationaler Probleme (Umweltrationalität, Überwindung des Nord-Süd- Gefälles, Vernunft als gesellschaftliche Leitlinie) gewissermaßen im Straßengraben liegen.

Jeder Krieg ist zu beenden. Politische Lösungen respektive Diplomatie hat stets Vorrang. Kriegshandlungen sind unverzüglich zu stoppen, Verhandlungen müssen aufgenommen werden, Reparationen sind zu leisten, eine gemeinsame Entwicklungsperspektive ist zu entwickeln. (Im Jemen gilt beispielsweise ein zweimonatiger Waffenstillstand. Er ist das erste koordinierte Abkommen dieser Art seit 2016. Vertrauensbildende Maßnahmen sollen und können zu einer zivilen Perspektive führen.)
Die Beendigung der militärischen und politischen Eskalation in der Ukraine beinhaltet auch die zu realisierende Möglichkeit der stärkeren Bewältigung der Klimakrise.

Desgleichen bedeutet Frieden die Verhinderung von Hungerkatastrophen auf dem afrikanischen Kontinent. Der Wirtschaftskrieg steigert die weltweite Inflation und schadet nicht nur der Bevölkerung in Rußland.
Strawinskis Musik und Tolstois Literatur gehören zum kulturellen Welterbe. Wissenschaftlicher, kultureller und sportlicher Austausch sind unverzichtbar für friedliche Beziehungen. (Im antiken Olympia galt eine Waffenruhe der Beteiligten während der Wettkämpfe. Ab ca. 700 v.u.Z.)

„Ein gemeinsames Haus Europa“ (Michail Gorbatschow) ist anstrebenswerter und bewohnbarer als beispielsweise die sündhaft teure Anschaffung von F-35 Atombombern. Frieden ist keine alberne Sehnsucht von sogenannten Drückebergern, sondern ein grundsätzliches Anliegen von mutigen und vernünftigen Menschen, die sich durch Wutreden in ihren positiven Ambitionen nicht beirren lassen. Vernunft ist der Ernstfall für ein besseres Leben. Lernen bedeutet Abrüstung.