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Bewußtsein in der Tat

Es lohnt sich, aus der Deckung zu kommen

„So sagt jeder, was man nicht tun soll,
und verbietet dem andern die Hucke voll.
Denn das deutsche Volk kann nur ruhig schlafen
hinter einer Hecke von § §§§.
Jeder hackt auf jedem. Jeder will untersagen.
Keiner gönnt keinem was. Sieh, wie sie sich plagen!
Denn die Bremse ist das Wichtigste an einem deutschen Wagen.
Im Verbieten sind sie groß. Im Gewähren sind sie klein.
Lassassein!
Lassassein!
Lassassein –!“

Kurt Tucholsky, „Ein Wort“, 1930.

„Zum Schicksal dieser [linken] Minderheit [in einer kleinen, republikanisch dominierten Ortschaft im ländlichen Texas] gehört es, den Anhängern der Mehrheitsmeinung nicht ausweichen zu können, sondern gerade im Privatleben von ihnen abhängig zu sein. Die meisten guten und persönlichen Beziehungen der Demokraten sind solche zu Republikanern, vor denen sie ihre wahre politische Meinung verleugnen. Dieselbe Ausdrucksvorsicht, die manchem Rechten die bittere Enttäuschung erspart, mit einer Linken verheiratet zu sein, erschwert es freilich auch den Linken untereinander, sich als mögliche Verbündete zu erkennen.“

André Kieserling, „Bewusstseinsformen im Untergrund / Wie politische Mehrheiten ganz von allein Minderheiten knebeln“, „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ („FAS“), 6.2.2022, S. 56.

„Doch auch wenn der Lernstoff Spaß macht und die Arbeit erfüllend ist, sind zu lange Arbeitszeiten über einen längeren Zeitraum gesundheitsschädlich – und auch nicht besonders effektiv. Untersuchungen wie die Zeitlast-Studie, die zwischen 2000 und 212 durchgeführt wurde, zeigen, dass die Lernzeit nicht der ausschlaggebende Faktor für gute Noten ist. Andere Aspekte, wie beispielsweise die Anwesenheit bei Präsenzveranstaltungen, haben statistisch betrachtet, einen größeren Einfluss.“

Maximilian John, „14 Stunden ohne Pause“ [„Trend Studytube“], „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ („FAZ“), 5.2.2022, S. C3.

Gebote und Verbote – laut oder leise, sichtbar oder unsichtbar, gesetzlich oder moralisch – bedürfen, auch der vorgetäuschten, Zustimmung, sonst haben sie wenig Wirkung.

Ob sinnvoll oder nicht, darüber kann – bestenfalls begründet bzw. kultiviert! – gestritten werden. Was aber, wenn ein Gebot von (fast) allen Regierungen und dem Mainstream der Medien ausgeht, es dürfe über Vieles und besonders Einiges nicht gestritten werden?
Wenn TINA´s (there is no alternative) neue Kleider nicht einer kritischen Überprüfung unterzogen werden sollen?

So scheint es doch mit der Happiness (Glück) von Homeoffice und Homeschooling zu sein.

Arbeitsverdichtung, Entfremdung, Isolation, Gereiztheit und Sinnverlust vor den Kacheln in den „eigenen vier Wänden“ (mit welcher Größe und Ausstattung eigentlich?) hätten keine negative Bedeutung, spielten keine sozio-kulturelle Rolle. Ähnlich sei es mit den Theatern, Kinos, Museen, Bibliotheken, Restaurants und sowieso mit der Verhältnismäßigkeit und Dauer respektive der Begründetheit der Einschränkung von Grundrechten sowie der allseitigen Gesellschaftlichkeit der Menschen.

In diesem Zusammenhang gilt für die hiesigen Hochschulen seit nunmehr fast seit zwei Jahren die weitgehende Abschottung. Trotz gestiegener Impfungen in der Gesellschaft (bei Studierenden mit überdurchschnittlich hoher Quote), AHA+L und entsprechenden Hygienekonzepten – was sinnvoll, vernünftig und sicher ist - sind Viele in den Stubenarrest vor die Kachel verbannt. Ein Gros der StudienanfängerInnen zu Beginn der Pandemie bzw. der Eindämmung hat noch nie eine Hochschule (Menschen, Kultur und gemeinsame persönliche Entwicklung!) von innen erlebt.

Wissensaneignung, Mehrung der Erfahrung, verantwortliche Persönlichkeitsentwicklung, Wahrheitsfindung, Problemlösungen oder das beschimpfte Weltverbessertum gelingen nur in lebendiger Präsenz. TINA trägt lediglich verwaschene Lumpen. Der Frieden in der Welt hingegen lockt zu neuen Erkenntnissen und ihrer Anwendung.

„Wenn jemand sagt, daß er den Frieden will, ist immer noch die Frage, weshalb. Im Frieden gedeiht sein Weizen, und man müßte erst wissen, ob er auf alle Fälle friedlich gesonnen ist oder hauptsächlich wegen des Weizens.“

Heinrich Mann, „Die Jugend des Königs Henri Quatre“, 1935/Berlin und Weimar 1966, S. 345.