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Wer Frieden will, muß das Sofa verlassen

Über den 1. September hinaus

„18 Monate auf dem Sofa haben uns zu Stubenhockern gemacht – ein Leben in Langeweile wurde zum Lebensstil. Und wegen der weiterhin gültigen Hygieneregeln bleiben viele zu Hause. Die Angst geht auch nicht aus. Solange Masken, Abstand halten und Desinfektionsmittel zum bunten Abend gehören, bleibt das Leben grau. Und je länger wir unser beschränktes Leben daheim leben, umso mehr halten wir den Ausnahmefall von gestern für den Normalfall von morgen. (…)
Vergessen wir nicht: Für uns als Kinder war Hausarrest die schlimmste aller Strafen. Diese Sichtweise aufs Leben hatte eine tiefe Weisheit.“

Matthias Iken, „Die Anziehungskraft des heimischen Sofas“, „Hamburger Abendblatt“, 28.8.2021.

„Gegenwärtig erschwert es uns die Pandemie, direkte demokratische Aktionen zu erleben. Das gefährdet die Demokratie. Die tägliche Parteiarbeit, der Wahlkampf auf dem Marktplatz und der gemeinsame Gang zur Wahlurne sind Formen gelebter Demokratie. Aber noch weit grundsätzlicher stehen wir vor der Frage, wie wir bei aller gebotenen physischen Distanz ein hohes Maß an demokratischer Geselligkeit ermöglichen können. Ohne die Kreuzung sozialer Kreise versiegt die Lebenskraft der Demokratie. Gerade weil die Maßnahmen gegen die Pandemie die soziale Ungleichheit in unserer Gesellschaft verschärfen, gilt es nach Wegen zu suchen, auch in der Pandemie öffentliche Räume wie Parks und Sportplätze, Bibliotheken und Museen, Kindergärten und Schulen zugänglich zu machen.“

Till van Rahden, „Außer Rand und Band/Wie die Demokratie ihre Fassung bewahrt“, „Blätter für deutsche und internationale Politik“, Nr. 8/2021, S.71-80, hier S. 80.

„Die Linke hatte recht, Terror ist militärisch nicht auszurotten!“

Klaus von Dohnanyi, „Dohnanyi am Freitag“, „Hamburger Abendblatt“, 27.8.2021.

„Weder Sein noch Nichtsein, sondern die Ruhe oder Unruhe ist die große Frage der Börse. (….) So ein alter Louisdor [französische Goldmünze, eingeführt im 17. Jahrhundert] hat mehr Verstand als ein Mensch und weiß am besten, ob es Krieg oder Frieden gibt.“

Heinrich Heine, „Französische Zustände“, Artikel VIII, 1832.

Wer bestimmt über Krieg oder Frieden? Die Politik zur Eindämmung der Corona-Pandemie hat das vielfältige gesellschaftliche Leben – inkl. der praktizierten Grundrechte – auf ein empfindliches Maß von Apathie reduziert. Vor dem Bildschirm ist es einsam. Auf dem Sofa ist schlecht Denken und Tanzen. Hausarrest tut niemandem gut. Kinder und Kacheln künden klar die Wahrheit über schädliche Einschränkungen.

Wenig ist bislang bemerkbar, daß am 26. September zum Bundestag gewählt wird. Der Wahlkampf trottet meist lustlos vor sich hin. Wenn Demokratie auf Höhe der Zeit bedeutet oder bedeuten sollte, sich qualifiziert eine Auffassung zu bilden, sich für eine neue, andere und bessere Entwicklung von Gesellschaft und Persönlichkeit zu entscheiden, über den Sofarand zu blicken, aus der eigenen (und gemeinsamen) Unzufriedenheit eine erweiterte und positive Orientierung zu bilden, da- rüber immer öfter ins Gespräch zu gehen, Gelegenheiten und Zusammenhänge entsprechenden Einsatzes aufzusuchen oder zu bilden, den sozialen Zusammenhang des Alltäglichen zu entschlüsseln, sich für große und kleinere Belange zu engagieren, die eigene und kooperative Wirksamkeit zu entdecken, bei aller Anstrengung gar Freude zu empfinden – dann, ja dann entsteht neuer Sinn und Richtiges ist getan. Fortsetzungen können folgen. Der Stubenarrest ist aufgebrochen.

Zu dieser notwendigen Weitung und Niveauhebung des gesellschaftlichen, gemeinschaftlichen bzw. persönlichen Lebens – auch zur solidarischen Befreiung von Angst – gehört unweigerlich die Neubelebung der Hochschulen. Dort gibt es etwas zu sagen – zum Frieden, zum Klima, zur sozialen Lage, zum Verschwinden von Manipulation und Menschenfeindlichkeit. Dazu mag Allen etwas von Bedeutung einfallen. Authentische Begegnungen sind dafür die Voraussetzung und sollten entsprechend realisiert werden.
Gewollt, geeignet, gelungen. – Eine andere Reihe der drei G´s.