HomePublikationen › Flugblatt von Liste LINKS und harte zeiten mit SDS* vom

Tatsächlich: Frieden ist der Ernstfall

Afghanistan als fortgesetztes Lehrstück

„In einer aktuellen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey für den SPIEGEL hält eine große Mehrheit der Deutschen die Politik für gescheitert: Rund 76 Prozent bejahten die Frage, ob Deutschlands Afghanistan-Politik versagt habe. Die Umfrage wurde bereits am vergangenen Freitag gestartet, also noch vor der Einnahme Kabuls durch die Taliban.
Bei dem vernichtenden Zeugnis sind sich ausnahmsweise die Anhänge- rinnen und Anhänger aller Parteien nahezu einig. (...) Am besten bewerten noch die Sympathisanten der Union die deutsche Afghanistan-Politik.”

„SPIEGELONLINE“; 16.8.2021.

„Nun meinen einige, der westliche Truppenabzug am Hindukusch sei voreilig gewesen. Dagegen sprechen fast 20 Jahre. Richtig ist, dass er operativ überstürzt wurde, weil die Amerikaner das Ende der Friedensverhandlungen zwischen Kabuler Regierung und Taliban nicht abgewartet haben. Sie nahmen jeden Einigungsdruck von den Taliban. (…)
Die Bundesregierung hätte besser die amerikanische Brille abgelegt. Die Franzosen haben es getan. Sie zogen 2015 ab. Jetzt müssen sie sich nicht erklären.“

Miguel Sanches, „Das Scheitern des Westens“, „Hamburger Abendblatt“ (Leitartikel), 16.8.2021, S. 2.

„Wenn wir es dahin bringen, daß die große Menge die Gegenwart versteht, so lassen die Völker sich nicht mehr von den Lohnschreibern der Aristokratie zu Haß und Krieg verhetzen, das große Völkerbündnis,
die Heilige Allianz der Nationen, kommt zustande, wir brauchen aus wechselseitigem Mißtrauen keine stehenden Heere von vielen hunderttausend Mördern mehr zu füttern, wir benutzen zum Pflug ihre Schwerter und Rosse, und wir erlangen Friede und Wohlstand und Freiheit.“

Heinrich Heine, „Französische Zustände“ (Vorwort), 1832.

Die Bilanz von 20 Jahren Krieg in Afghanistan ist wirklich und wortwörtlich verheerend: Insgesamt haben eine halbe Million Menschen dort ihr Leben lassen müssen; der sogenannte Einsatz hat insgesamt drei Billionen Euro Kriegs- und Besatzungskosten für die NATO- Länder verursacht; die Analphabetenquote beträgt 80 Prozent; über die Hälfte der afghanischen Bevölkerung lebt deutlich unter der Armutsgrenze; eine eigene Landwirtschaft, geschweige denn eine Industrie, ist nicht aufgebaut (außer massivem Opiumanbau); politische und kulturelle Willkür sind an der Tagesordnung, der Gebrauch von Waffen ist selbst- verständlich; bei einer Einwohnerzahl von 38 Millionen Menschen sind bis zu sechs Millionen Personen auf der Flucht; das Land ist bitterarm und dekultiviert.

Schon unmittelbar nach dem Angriff der US- Armee auf Afghanistan, deklariert als „Kampf gegen den Terror“ infolge des destruktiven Angriffs auf die „Twin Towers“ in New York am 11.9.´01, ist deutlich geworden, daß statt des Terrorismus ein ganzes Land militärisch attackiert wird. Politische bzw. zivilisierende und diplomatische Lösungen wurden nicht gesucht oder angestrebt. Die hegemoniale Politik stand und steht immer noch Kopf.

Die Vorläufer der Taliban wurden zu Beginn der 1980er Jahre von der US-Regierung unter Präsident Ronald Reagan sowie von der britischen Regierung unter der Ministerpräsidentin Margaret Thatcher finanziell und politisch unterstützt.
(So wie es machtpolitisch gerade paßt.)

Afghanistan ist nicht nur ein Land in einer für Macht und Geld relevanten geostrategischen Region, sondern unter seiner Erde lauern und befinden sich Erdgas, Öl sowie Lithium und seltene Erden – wichtige Rohstoffe für die Industrieproduktion sowie die Börse.

Eine solidarische Weltentwicklung sieht wahrlich anders aus. Sie beinhaltet die Beendigung von Kriegen (oder sie erst gar nicht zu beginnen), den Stopp von Rüstungsexporten, die tatsächliche Entwicklung von Landwirtschaft, ggf. Industrie, Bildung, Kultur sowie weitestgehend faire Handelsbeziehungen.

Frieden ist also tatsächlich der Ernstfall einer sich solidarisch entwickelnden Weltgemeinschaft. So sind wir Alle gleich.

www.ziviler-hafen.de