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Krise, Wahrheit und Perspektive

Einsicht und Aussicht für Entwicklung

„›Zeuge der Wahrheit‹ sein – das erwartet die Gesellschaft von den Medien, von den Journalisten. Erwartet wird hier zu allererst, dass sie für ›Aletheia‹ sorgen, dass sie das Verborgene aufdecken, dass sie den Teppich wegziehen, unter den Skandalöses gekehrt worden ist. Der Journalismus soll dubiose Waffengeschäfte enthüllen, er soll aufdecken, wo Reiche und Mächtige ihr Geld verstecken, um Steuern zu sparen, er soll politische Lüge und Korruption aufspüren. Die Wahrheit soll ans Licht. Als, zum Beispiel, die Panama-Papers veröffentlicht wurden, war das so eine Licht- und Sternstunde. Diese Aufdeckungsarbeit aber ist es nicht allein. Aufdeckung geschieht nicht um der Erregung willen, sondern, nehmen wir ruhig dieses Wort, um der Treue zu Demokratie und Rechtsstaat willen.“

Heribert Prantl, „Corona und die Wahrheit – Zwei wissenschaftliche Studien kritisieren die Berichterstattung in der Pandemie. Von der Vertrauenswürdigkeit der Presse in schwierigen Zeiten.“, „Süddeutsche Zeitung“ („SZ“), 23.8.2020.

„Wo ist das Aufstiegsversprechen, wenn selbst nach etlichen Jahren sinkender Arbeitslosigkeit noch rund ein Viertel aller Beschäftigten bei uns zu Niedriglöhnen arbeiten – obwohl zu Agenda-Zeiten das Versprechen galt, dass Billigjobs toll sind, um Arbeitslosen den Einstieg ins Berufsleben und damit ein Sprungbrett zum Karriereaufstieg zu gewähren? War wohl eher ein Aufstiegsversprecher als ein Aufstiegsversprechen. Wenn in der Corona-Krise in den vergangenen Wochen bis zu sieben Millionen Menschen in Kurzarbeit mussten, helfen auch da die schönsten Appelle an des Glückes eigene Schmiede nicht. (...) Es hilft halt wenig, an die Eigenverantwortung zu appellieren, wenn individuelle Existenzen durch Corona-, Euro-, Banken-, Klima-, Technologieschock-, Billigkonkurrenz- oder andere Krisen zerstört zu werden drohen. Und Ärmere kaum noch Chancen haben aufzuschließen. Das sind ja alles keine Ausnahmen und Randphänomene. Dann gilt es, die Welt erst einmal krisenfester zu machen nach etlichen Jahren entglittener Globalisierung und Rumtata-Liberalisierung. Erst dann ergibt es auch wieder Sinn, an Eigenverantwortung zu appellieren. Und Aufstiegsversprechen auszugeben.“

Thomas Fricke, „FDP – Hohle Aufstiegsversprechen“, „SPIEGELONLINE“, 21.8.2020.

„Moral
Ihr weißen Mäuschen, nehmt Euch in acht,
Laßt Euch nicht ködern von weltlicher Pracht!
Ich rat Euch, lieber barfuß zu laufen
Als bei der Katze Pantoffeln zu kaufen.“

Heinrich Heine, Gedichte 1851-1855.

Mal ehrlich: Von allgemeiner Wellness kann ganz gewiß nicht die Rede sein. Lediglich die eigene Anstrengung zur Bewältigung des Gegenwärtigen kann die Lage nicht verbessern. Insofern ist die FDP – berechtigterweise – mit ihrer Propaganda zu „Leistungsbereitschaft“ und „Eigenverantwortung“ bei der nächsten Bundestagswahl vom Status der (marktliberalen) außerparlamentarischen Opposition bedroht.

Die Wahrheit ist, wie sie auch Thomas Fricke (s.o.) in seiner Kolumne ausspricht, daß es zur Lösung der anhaltenden und durch den Shutdown verschärften Krise höherer Steuern bei den Reichen, tariflicher Arbeitsverhältnisse, der Regulierung der Banken bzw. der Finanzgeschäfte und insgesamt einer Politik zur (mindestens) Verringerung der sozialen Ungleichheit bedarf.

Dazu kommt noch das sozial- und wirtschaftspolitische Erfordernis, die „Schuldenbremse“ zu lösen, d.h. die „schwarze Null“ auf Dauer zu streichen, um die gesellschaftlichen Bereiche des Sozialen, der Bildung, der Kultur sowie der Gesundheit und des öffentlichen Nah- und Fernverkehrs zu rekonstruieren und zu stärken.

Bei der Katze keine Pantoffeln zu kaufen, heißt, gesteigert das kritische Bewußtsein und das solidarische Handeln für Frieden, soziale Gerechtigkeit, aufgeklärte Bildung und Kultur, für ein vernünftiges Umweltverhältnis und ebenso internationale Kooperation zu verwirklichen.

Die aktive Realisierung der Grundrechte und der Demokratie ist auf diese Weise in der Meinungsbildung, im Alltagsverhalten, am Arbeitsplatz, in (einigen) Parteien, in den Gewerkschaften, in sozialen Bewegungen und in den Gremien der Interessenvertretung zu unternehmen.

Nicht zuletzt die Hochschulen sind somit ein Ort des allseitigen Engagements der gesellschaftlichen Verantwortung respektive menschenwürdiger Krisenüberwindung.

Im Übrigen: So viel Präsenz wie möglich und so wenig Digital wie nötig.