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Emanzipation vom Profitprinzip ist nötig

„Jetzt haben Milliardäre mehr Reichtum als 4,6 Milliarden Menschen auf dieser Erde. Das ist eine Ungleichheit, auf die wir schauen. Und dabei muss man im Blick haben, dass fast die Hälfte der Weltbevölkerung weniger als 5,50 Dollar pro Tag zum Leben hat. (…) Wir können nicht mit diesem schiefen System fortfahren, das die Reichen und die Super-Eliten begünstigt. Das muss sich komplett ändern. Und das kann sich ändern, wenn die Regierungen dafür sorgen, dass jeder die richtigen Steuern zahlt. Man kann nicht mit einem System fortfahren, in dem Unternehmen letztlich weniger Steuern zahlen als die Bürger.“

Amitabh Behar von der NGO „Oxfam“ International, Tagesschau, 20.01.2020. html

Die meisten Menschen wollen in einer Demokratie leben.
Aber wollen die meisten Menschen in diesem/im Kapitalismus leben?

Im Jahre 1980, als der Kalte Krieg die Welt in Spannung hielt, fand in Hamburg im Rahmen der Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) eine wissenschaftliche Tagung statt. Der damalige Universitätspräsident Peter Fischer-Appelt sagte aus diesem Anlaß einer Moskauer Zeitung: „Wenn die Wissenschaftler sich zu ihrer Verantwortung gegenüber dem Frieden bekennen, dann müssen sie getreu dem Schwur von Galileo Galilei verfahren, über den Bertolt Brecht gesagt hat: ‚Ich bin dafür, daß das einzige Ziel der Wissenschaft darin bestehen soll, die schwere Bürde des menschlichen Daseins zu erleichtern.‘ Nur durch Zusammenarbeit können wir Schritt für Schritt das Problem des Überlebens der Menschheit lösen und ihre Zukunft sichern. (…) Die wechselseitigen Anstrengungen dürfen nicht auf eine Konfrontation gerichtet werden, sondern auf den gemeinsamen Kampf gegen die Viren, den Krebs, den Herzinfarkt und andere Erkrankungen, auf vorbeugende Maßnahmen gegen das Vordringen der Wüsten, auf die Abwendung eines Wärmetodes der Erde. Dies ist umso wichtiger, als viele, die gesamte Menschheit berührende Probleme rasch und erfolgreich nur mit vereinten Anstrengungen gelöst werden können.“

Diese Herausforderungen sind größer geworden. Die globale Entfesselung des Kapitalismus verschärft die unerträgliche Ungleichheit, zerstört soziale und natürliche Lebensgrundlagen und schafft Kriege. Die Unzufriedenheit der Bevölkerungen mit diesem System wird anlässlich des Weltwirtschaftsforums in Davos derzeit vielstimmig zum Ausdruck gebracht. Erst die Befreiung von Profitorientierung im Wirtschaften, die Überwindung einer marktkonformen Lebensweise bzw. die Entwicklung solidarischer Kooperation wenden das Blatt der Geschichte zum Guten.

In dieser historischen Entscheidungssituation ist die Frage, wie wir alle die Universität verstehen und entwickeln wollen, von wachsender Bedeutung. Eine Wahlbeteiligung von etwas über 9 Prozent bei der Wahl zum Akademischen Senat (AS) kann da niemanden zufriedenstellen!

Zwar hat unser Bündnis für Aufklärung und Emanzipation (BAE!) 793 Stimmen (+179) erzielt. Wir ziehen dennoch nicht in den AS ein. Trendige Wahlgewinner sind CampusGrün mit 1908 Stimmen und zwei Sitzen. Den dritten Sitz erhält das Konglomerat aus Staatsjugend und Libertären unter dem täuschenden Namen „Linke Listen“ (881 Stimmen). Die Konservativen (RCDS/CDU, LHG, Fakultätenlisten) haben sich derzeit so sehr in eine Demokratiephobie verrannt, daß sie zu kandidieren vergaßen. So erhielt der indifferente Einzelkandidat Yichi Zhang 216 Stimmen. Bei den Wahlen in den nicht-studentischen Gruppen werden gewerkschaftliche und humanistische Positionen leicht gestärkt.

Die Lage in der Universität ist also unausgegoren. Die Erfordernisse selbstbewußter studentischer und kollegialer Aktivität an der Universität bleiben: Wissenschaft und Bildung mit sozialem Sinn und globaler Verantwortung; nachdrücklich argumentatives Engagement für eine bessere staatliche Hochschulfinanzierung; die flächendeckende Verwirklichung einer Studienreform für forschendes Lernen und lernendes Forschen (ohne Angst); die Förderung von Allgemeinbildung, Geschichtsbewußtsein und Zivilcourage sowie eine lebendige, aufgeklärte Streitkultur für gemeinsamen Erkenntnis- und Zukunftsgewinn.

Mit dieser Ambition werden wir auf allen Ebenen der Universität weiter wirken und laden alle ein, es mit uns zu tun.

Liste Stimmen Prozent Sitze
Bündnis für Aufklärung und Emanzipation! (BAE!) 793 (+179) 20,9 (+6,6) 0 (+/-0)
CampusGrün 1908 (+463) 50,2 (+16,5) 2 (+1)
Staatsjugend und Libertäre als Fake-„Linke“* 881 (+1) 23,2 (+2,7) 1 (+/-0)
Einzelkandidat Yichi Zhang 216 (n.A.) 5,7 (n.A) 0 (n.A.)
Wahlbeteiligung 3879 (-452) 9,3 (-0,9)

* „Linke Listen (Jusos, Schöne Zeiten, Unicorns, AL)“