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Worauf es weiter ankommt
„Der moderne Krieg verschlingt enorm viel Vernunft. (...) Sie benötigen zur Aufrechterhaltung ihrer Herrschaft ebensoviel Vernunft bei den Massen, als zur Beseitigung dieser Herrschaft nötig ist.“
Bertolt Bertolt Brecht, „Rede über die Widerstandskraft der Vernunft“, 1937.
Menschenwürde, Demokratie, soziale und ökologische Perspektive sind mit einem „Weiter so“ des globalen Kapitalismus nicht möglich. Auch für die Uni in der internationalen Hafenstadt Hamburg ist damit das Spannungsfeld bestimmt. Im Jahr 2019 wird es darauf ankommen, bereits begonnene humanistische, demokratische, solidarische Initiativen zu stärken.
Zum Beispiel ist die Uni schon länger ein Zentrum der gesellschaftlichen Bewegung gegen die „Schwarze Null“. Hier wird für eine bedarfsgerechte staatliche Finanzierung von Bildung, Kultur, Wissenschaft, Sozialem und Infrastruktur eingetreten. Das Engagement zeitigt Wirkung: Obgleich die Doktrin des „Sparens“ gilt, werden überall, wo gemeinsam ambitionierte Forderungen erhoben werden, politische Zugeständnisse gemacht. Jetzt kommt es darauf an, durchzusetzen, dass nicht mehr die zynische Kennziffer „Null“ das höchste Staatsziel ist, sondern das Wohlergehen der Bevölkerung und die Entwicklung sozialer Strukturen Bedeutung gewinnen. So können auch an der Uni bessere Arbeitsbedingungen, mehr Studienplätze, ein vernünftiges Verhältnis von Lehrenden und Studierenden und andere Notwendigkeiten erreicht werden. (Das wird auch kritisch zu thematisieren sein, wenn der ehemalige Finanzminister Dr. Wolfgang Schäuble zum Uni-Jubiläum hier zu Gast ist.)
Zu den Notwendigkeiten der Änderung gehört eine grundlegende Reform des Studiums. Widerstand gegen das Bachelor-/Mastersystem hat es immer gegeben; manche Härten wurden beseitigt; dennoch gleicht der Alltag noch einer Maschinerie, die ein entfaltetes Lernen erschwert. Universität sollte aber ein Ort für Persönlichkeitsbildung, internationale Verständigung, solidarisches Lernen und Engagement sein. Dafür müssen die Rechte der Studierenden gestärkt und wissenschaftsfremde Leistungsmessungen abgeschafft werden. Vor allem ist der Diskurs um einen sinnbringenden Inhalt von Lernen und Lehre wichtig. Freude sei der Maßstab des Gelingens.
Auch mehr als eine Geld-Frage ist die Bewerbung der Universität als „Exzellenz-Universität“: Der Mangel an staatlicher Mittelzuweisung soll so kompensiert werden; damit werden aber auch hohle Mechanismen öffentlicher Selbstdarstellung und Wettbewerbsverhalten bedient. Dass die Uni im Unterschied dazu stärker ihre kooperative Schaffenskraft entfaltet, muss erstritten werden – für Wissenschaften, die zu Aufklärung, Demokratie, ökologischer Nachhaltigkeit und Frieden, zu einem vernünftigen Umgang mit Digitalisierung, zu sozialer Gerechtigkeit und Verwirklichung der Menschenrechte besser beitragen.
Als höchstes demokratisches Gremium hat der AS Verantwortung dafür, dass aus Geschichte gelernt wird: Ein Europa der Solidarität, fußend auf Menschenrecht, Weltoffenheit und Demokratie (eben: Aufklärung!), fundiert durch soziale Entwicklung und wissenschaftliche Kenntnisse, muss noch realisiert werden. Die EU-Wahl und die Umtriebe der Parteien der äußersten Rechten, die menschenverachtende Flüchtlingspolitik, die Zerstörung der sozialen Perspektive und Bildungschancen für hunderttausende Europäer, der Brexit – all dies sind Themen, die Universität etwas angehen und wo sie sich eindeutig auf Seiten von Humanität und Wahrheit positionieren sollte. Frieden ist machbar.
Der Akademische Senat sollte solche Debatten und Positionierungen anstoßen; er sollte dafür wirken, dass möglichst viele in der Hochschule und in der Stadt daran teilhaben. Er sollte sich gegen die politisch geschürte Konkurrenz für eine solidarische Zusammenarbeit stark machen.
Dafür wirken wir und dafür kommt es auf unser aller Initiative, Beteiligung und Ambition zur Veränderung an: Wähle selbst aktiv zu werden!