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Dokumentation von Grundsatzpapieren zur Arbeit im Akademischen Senat (AS) aus dem Jahre 2018

„Zum Geleit“

Über Verantwortung, Vernunft und Vergnügen der Veränderung

O Lust des Beginnens
O Lust des Beginnens! O früher Morgen!
Erstes Gras, wenn vergessen scheint
Was grün ist! O erste Seite des Buchs
Des erwarteten, sehr überraschende! Lies
Langsam, allzuschnell
Wird der ungelesene Teil dir dünn! Und der erste Wasserguß
In das verschweißte Gesicht! Das frische
Kühle Hemd! O Beginn der Liebe! Blick, der wegirrt!
O Beginn der Arbeit! Öl zu füllen
In die kalte Maschine! Erster Handgriff und erstes Summen
Des anspringenden Motors! Und erster Zug
Rauchs, der die Lunge füllt! Und du
Neuer Gedanke!“

(Bertolt Brecht)



Inhalt

Editorial

1. Zum Geleit CXXVI – Mit dem vereinbarten Gesetz
2. Zum Geleit CXXVII – Die Kraft der Erkenntnis
3. Zum Geleit CXXVIII – Vernunft & Heiterkeit
4. Zum Geleit CXXIX – Bewegungslehre
5. Zum Geleit CXXX – Bestimmung
6. Zum Geleit CXXXI – Die Besserung in Aussicht nehmen!
7. Zum Geleit CXXXII – Souveränität oder Der Wille zur Humanität
8. Zum Geleit CXXXIII – Lesen, Schreiben, Handeln
9. Zum Geleit CXXXIV – Grundkurs für Fortgeschrittenes
10. Zum Geleit CXXXV – Achtung oder Die Bedeutung der Kultur (Produktive Kontroverse)

Die Kandidat_innen


Editorial

Liebe Kommilitoninnen und Kommilitonen, liebe Kolleginnen und Kollegen!

So viel Bewegung war schon lange nicht mehr. 2018 sind Hunderttausende auf die Straßen gegangen: #unteilbar ist das Motto, das viele bewegt, weil es darum geht, gegen eine reaktionäre Rechte Asyl, Menschenwürde und soziale Entwicklung für Alle in neuer Qualität möglich zu machen. Auch die Proteste im Hambacher Forst gegen profitgierige Energiewirtschaft und hörige Politik verbreitern die Einheit progressiver Bewegungen, weil ökologische, ökonomische und soziale Nachhaltigkeit nicht mehr gegeneinander ausgespielt werden können sollen. Die Proteste für eine vernünftige öffentliche Finanzierung des Pflege- und Gesundheitsbereichs sowie gegen Spekulationen und Mietwucher für soziales Wohnen und Stadtentwicklung zeigen an, dass die Hegemonie ungebremster Geschäftspolitik bröckelt.

Dies alles ist nicht unumstritten. Diese gesellschaftlich bewegenden und vernünftig begründeten Ansprüche und Aufbrüche treffen mit dem Erstarken der AfD, mit der plumpen Stimmungsmache auf Kosten von Migrantinnen und Migranten auch in den Parteien der sogenannten Mitte und besonders durch die technokratische Lebensferne der „Schwarzen Null“ auf harte Widerstände, die zu überwinden sind.

Diese Kontroverse um die gesellschaftliche Entwicklung hat 2018 auch den Akademischen Senat beschäftigt. Die Universität als Ort der aufklärenden Initiative musste und konnte sich hier – in ihrem höchsten demokratisch gewählten Repräsentativorgan – damit befassen. So sind Diskussionen über den Sinn und Unsinn von „Exzellenz“ der Wissenschaften in Gegenüberstellung zu Forderungen nach einer bedarfsgerechten, demokratisch verfügten öffentlichen Grundfinanzierung geführt worden. Die Bedeutung der Wissenschaften gegen antidemokratische und autoritäre Tendenzen und „alternative Fakten“ wurde reflektiert. Die internationale Verantwortung von Bildung und Wissenschaft zur Verwirklichung der Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen – also für Frieden, Inklusion sowie sozialen, ökonomisch und ökologisch nachhaltigen Fortschritt für Alle – wird zunehmend mit der Studienreform und der Kritik an der Konkurrenz um knapp gehaltene Mittel verbunden.

Dies könnte alles noch lebendiger, kritischer und beteiligungsorientierter geschehen – nicht zuletzt seitens der Hochschullehrerinnen und Hochschullehrer. Um dies anzuregen und den Zusammenhang von vermeintlich dröger „akademischer Selbstverwaltung“, mit der persönlichen Bedeutung der Uni-Mitglieder in der und für die Demokratie in einer weltoffenen und weltweit wirkenden Stadt zu verdeutlichen, veröffentlichen wir zu jeder Sitzung des Akademischen Senats die hier dokumentierten programmatischen Schriften: „Zum Geleit“.

Wir positionieren uns hiermit für eine geschichtsbewusste, gemeinsame Orientierung in kontroversen Zeiten. Jeder und jede kann die hier reflektierten reichen Quellen humanistischer Wirkungsweise zur Stärkung der Verbundenheit mit der Geschichte, zur Entwicklung der Bedürfnisse und Erweiterung des Horizonts begreifen: Jede Persönlichkeit wächst im solidarischen Zusammenhang.

Jedem „Geleit“ ist hier eine Einordnung des jeweiligen Arbeitszusammenhangs des Akademischen Senats vorangestellt. So ist auch ein Überblick über die wesentlichen Kontroversen des Gremiums im Jahr 2018 möglich.

Wir wünschen anregende Lektüre!

Liste LINKS, harte zeiten – junge sozialisten, SDS* sowie zahlreiche Freunde
– Zusammen das Bündnis für Aufklärung und Emanzipation! (BAE!) –


Zum Geleit CXXVI

Zur AS-Sitzung am 25. Januar 2018

Ein veritabler Streit im Akademischen Senat flammt immer wieder auf. Die progressiven Studierenden wollen eine Rahmenprüfungsordnung, die verbindlich für die Mitglieder aller Fakultäten die Prüfungslast reduziert, positive Rechte in Studium und Lehre definiert, Willkür beseitigt und vor allem überall gleichermaßen Zwangsexmatrikulationen und selektive Prüfungen beendet. Aus der Fakultät für Betriebswirtschaft wird sich – vor allem von Professor_innen – dagegen giftig gewehrt. Da ist Klarheit und Mut für mehr Gerechtigkeit erforderlich:

Mit dem vereinbarten Gesetz

„Frei sein heißt, gerecht und wahr zu sein; heißt, es bis zu dem Grade zu sein, daß man Ungleichheit nicht mehr erträgt. Ja, Freiheit ist Gleichheit. Ungleichheit macht unfrei auch den, zu dessen Nutzen sie besteht. Wer die Macht übt, ist ihr Knecht nicht weniger, als wer sie duldet.“

Heinrich Mann, „Voltaire – Goethe“, 1910.

1) Garantie

Positives Recht:
sichere Ermöglichung
gemeinsamen Tuns.

2) Erfahrung

Positives Recht
als bewußte Aufhebung
freundlicher Absicht.

3) Schutz

Positives Recht
enthält so die Aufgabe,
gleich und frei zu sein.

4) Entwicklung

Positives Recht
impliziert Möglichkeiten
der Verbesserung.



Zum Geleit CXXVII

Zur AS-Sitzung am 22. Februar 2018

Zwar haben sich die Professor_innen (sie stellen im Akademischen Senat – ganz im Gegensatz zur Universität im Alltag – die Mehrheit) in Bezug auf die Rahmenprüfungsordnung verrannt. Aber insgesamt wird immer deutlicher, dass die Konkurrenz in der Universität und allgemein in den Wissenschaften überwunden werden muss: Es wurden Beschlüsse zur Kritik an kostspieligen und bürokratisch-markthaften Akkreditierungsverfahren und zur Milderung des Drucks auf Nachwuchswissenschaftler_innen gefasst.

Die Kraft der Erkenntnis

1) Es geht doch immer weiter

„Nur ja keine Materie für erschöpft anzusehn; es gibt überall noch etwas.“ (179)

Georg Christoph Lichtenberg, „Sudelbücher“, Heft H, 1784-1788.

Immer wenn volltönend angemahnt wird, es gebe keine Alternative, wir hätten gemeine Sachzwänge, es sei alles schon gut, dann werden mit großer Not mögliche, erforderliche, hörbar klopfende Veränderungen zum Besseren zu verbergen versucht. Obacht!

2) Geist und Tat

„Der deutsche Gelehrte hält die Bücher zu lange offen, und der Engländer macht sie zu früh zu. Beides hat indessen in der Welt seinen Nutzen.“

Georg Christoph Lichtenberg, „Sudelbücher“, Heft G, 1779-1783.

Geistige Gründlichkeit ist nicht falsch, sie muß aber zum Handeln orientieren, also selbst zur Handlung kommen.

3) Nie ohne Aufklärung

„Aber wenn sie [die Aufklärung] im Geistigen gelegentlich sündigte – im Menschlichen und Politischen schuf sie die Grundlage aller modernen Entwicklung im Guten und Besten: Humanität, Toleranz, Demokratie, Wissenschaft und Philosophie. Sie gab dem Menschen ein neues Gefühl seiner Würde.“

Arnold Zweig, „Versuch über Lessing“, 1922.

Die gemeinsame Einsicht in strukturelle Bedingungen, Möglichkeiten und Entfaltungsoptionen der gesellschaftlichen Existenz bzw. individueller Bildung ist Voraussetzung für die Wirksamkeit leidenschaftlicher Rationalität.

4) Einlösung

„Es wird sich zeigen, daß es sich nicht um einen großen Gedankenstrich zwischen Vergangenheit und Zukunft handelt, sondern um die Vollziehung der Gedanken der Vergangenheit. Es wird sich endlich zeigen, daß die Menschheit keine neue Arbeit beginnt, sondern mit Bewußtheit ihre alte Arbeit zustande bringt.“

Karl Marx, September 1843, Briefe aus den „Deutsch-Französischen Jahrbüchern“, Marx-Engels-Werke (MEW), Band 1, S. 346.

Frieden, soziale Gerechtigkeit, demokratische Partizipation, kultivierte Verhältnisse, ein rationales Verhältnis zur Natur und eine erfreuliche menschliche Entwicklung bleiben auf der sozialen Agenda.



Zum Geleit CXXVIII

Zur AS-Sitzung am 5. April 2018

Der Akademische Senat ist neu zusammengesetzt. Wir sind wieder vertreten. Eine neue Etappe demokratischer Erörterung beginnt damit, dass unproduktive Spannungen mit Blick auf die gesellschaftliche Bedeutung wissenschaftlicher Bildung und Aufklärung produktiv gelöst werden können:

Vernunft & Heiterkeit

1) Selbstbewußtsein

„Ich distanziere mich vom modischen Irrationalismus“

Thomas Mann, Tagebuch vom 20.2.1934. (Im Exil in der Schweiz.)

Wer an die „unsichtbare Hand des Marktes“ glaubt, hat seinen Verstand in andere (irdische) Hände gelegt.

2) Weltverständnis

„Die Saat, so deine Jagd zertritt,
Was Roß und Hund und du verschlingst,
Das Brot, du Fürst, ist mein“

Gottfried August Bürger, „Der Bauer“, 1773.

Die Wahrnehmung der sozialen Realität fundiert einen Standpunkt zur drängenden Realisierung der Menschenwürde.

3) Tatsächlichkeit

„Es wimmelt von verkappten Königen, die inkognito leben. Vielleicht braucht jeder diesen kleinen Privatstolz, sonst könnte er es ja wohl nicht durchstehen; vielleicht muß diese Bezugnahme auf einen tieferen, oft nur vermeintlichen Wert da sein, man könnte sonst nicht leben. Es gibt so viel Verhinderte...“

Kurt Tucholsky, „›eigentlich‹“, 1928.

Bei der Verinnerlichung hat die Größe wenig Raum. Echte Statur entsteht erst durch die gemeinschaftliche Verwirklichung humaner Realität.

4) Heitere Spannung

„Jede Ungereimtheit, jeder Kontrast von Mangel und Realität ist lächerlich. Aber lachen und verlachen ist sehr weit auseinander. Wir können über einen Menschen lachen, bei Gelegenheit seiner lachen, ohne zu verlachen.“

Gotthold Ephraim Lessing, „Hamburgische Dramaturgie“, achtundzwanzigstes Stück, 4. August 1767.

Ungenügenheiten können nicht nur Ärger, Kritik, Argumente und Änderungswillen hervorrufen, sondern auch Heiterkeit. Eine neue Stufe ist erreicht.



Zum Geleit CXXIX

Zur AS-Sitzung am 26. April 2018

Universitäten werden mittlerweile von über 50 Prozent eines Abiturjahrgangs besucht. Inklusion, also die alle zu aufgeklärter Partizipation ermächtigende Gestaltung des universitären Lebens, bekommt immer größere Bedeutung. Das wird auch bei der Wiederbestellung der Behindertenbeauftragten der Uni erörtert. Vorbildlich:

Bewegungslehre

Der Mensch als Individuum
Dreht sich um sich im Kreis herum;
Hat Sorgen, immer, Tag und Nacht,
So er die Zeit mit sich verbracht.
Die Drehung, das ist ja ihr Sinn,
Hat Tempo und geht nirgends hin;
Richtet sich im Kern nach oben,
Soll den kreisend Stillstand loben.
Das Innehalten bringt sodann,
Daß Mensch sich neu erfassen kann;
Nimmt Zweck und Ziel in seinen Blick,
Erkennt die ander’n, ihr Geschick.
Hinausgelangt aus engem Rund,
Macht sich die Weite wohlsam kund;
Die Sorgen in dem engen Kreis
Sind nun verlassen, wie man weiß.
Bedeutendes hat zugenommen,
Freudiger Sinn Kontur gewonnen;
Die Bewegungsrichtung hat nun Rat:
Er begleitet uns bei jeder Tat.



Zum Geleit CXXX

Zur AS-Sitzung am 7. Juni 2018

Alle wissen es: Der öffentliche Sektor ist streng unterfinanziert. Überall wo gesellschaftlich erforderliche Arbeit unternommen wird, ist Überforderung Alltag. Die Uni sieht sich seit langem durch unsere Initiative in der Verantwortung, stadtpolitisch für die Überwindung der Mangelfinanzierung öffentlich und solidarisch einzutreten. Angesichts der Haushaltslesungen, die im Herbst beginnen sollen, ist nun der Zeitpunkt, diese Initiative zu stärken:

Bestimmung

„Die Menschheit steht vor einer großen Entscheidung. Sie kann, durch den Triumph betrügerischer Gewalt, um Jahrhunderte, ja um Jahrtausende in ihrer Entwicklung zurückgeworfen werden und der moralischen Verzweiflung an sich selbst verfallen. Oder sie kann, durch schwere Heimsuchung belehrt, einen großen Schritt vorwärts tun in ihrer sozialen Bildung und Vervollkommnung.“

Thomas Mann, vor dem „American Rescue Committee“, 1940.

Gesellschaftliches Wesen
Die Einsamkeit kein Ruhekissen,
Isolation ohne Bestand;
Gemeinsamkeit als hö’hres Wissen,
in gutes Handeln Eingang fand.
Sobald der Mensch solche Zwecke trifft,
kann er im Nu sich entdecken;
kann ganz befreit von der Dummheit Gift,
so er denn will, Kräfte wecken.
Die Einzelheit ist aufgebrochen,
die Angst vermindert mit Verstand,
das Wort zur Tat wird frei gesprochen.
Der Jammer weicht Humor und Freude,
die Mittel liegen leicht zur Hand,
sodann er keine Zeit vergeude.



Zum Geleit CXXXI

Zur AS-Sitzung am 28. Juni 2018

Der Akademische Senat ist zu Beginn des Monats noch einmal durch die Konkretionen des Unbefriedigenden (Enge bei der Gleichstellung, bei den Beschäftigungsverhältnissen und Qualifikationsmöglichkeiten des „Nachwuchses“, Studienabbrecherquoten…) gegangen und fasst sich nun ein verständiges Herz, für größeres öffentliches Engagement:

Die Besserung in Aussicht nehmen!

1) Das Ungeheuerliche erkennen

„Dennoch war es, seltsam genug, auch und gerade dies mechanisch und automatisch weiterlaufende tägliche Leben, was verhindern half, daß irgendwo eine kraftvolle, lebendige Reaktion gegen das Unge–heuerliche stattfand.“

Sebastian Haffner, „Geschichte eines Deutschen/Die Erinnerungen 1914-1933“, 1939/2002, S. 135.

Sicheres Gespür
falschester Wiederholung
bricht den Alltag auf.

2) Ablenkung?

„Das Eigentliche wird durch noch einmal entfachten nationalistisch–en Rausch aus dem Bewußtsein verdrängt: das Problem des Kapitals und der Arbeit, der Güterverteilung, das vom Nationalen her nicht zu lösen ist.“

Thomas Mann, Tagebücher, Basel, 2.5.1933.

Die Konzentration
auf die soziale Frage:
Gebot der Vernunft.

3) Ein verbindliches Beispiel

„der künstler hat nicht nur eine verantwortung vor der gesellschaft, er zieht die gesellschaft zur verantwortung. kurz, die gesellschaft verliert den instanzcharakter, der künstler hat sie voll zu repräsentieren.“

Bertolt Brecht, „Arbeitsjournal“, 16.1.1942.

Die Kunst des Lebens
wird persönlich gebildet
durch Allgemeinwohl.

4) Neue Fundamente

„Ja, wie im Mittelalter alles, die einzelnen Bauwerke ebenso wie das ganze Staats- und Kirchengebäude, auf den Glauben an Blut beruhte, so beruhen alle unsere heutigen Institutionen auf den Glauben an Geld, auf wirkliches Geld. Jenes war Aberglauben, doch dieses ist der wahre Egoismus. Ersteres zerstörte die Vernunft, letzteres wird das Gefühl zerstören. Die Grundlage der menschlichen Gesellschaft wird einst eine bessere sein, und alle Herzen Europas sind schmerzhaft beschäftigt, diese neue bessere Basis zu entdecken.“

Heinrich Heine, „Die romantische Schule“, Drittes Buch, 1835.

Das stets Wirkliche,
Wesen der Menschenwürde:
Solidarität.



Zum Geleit CXXXII

Zur AS-Sitzung am 13. September 2018

Die sogenannte „Exzellenz“ – Sondermittel von Bund und Ländern für als besonders herausragend bewertete, kooperative Forschungsleistungen – soll nicht alle blenden und irritieren. Vielmehr bedarf die Universität einer kollegialen und auf Besserung gerichteten strategischen Planung, die die Bedürfnisse der Gesellschaft und aller Bereiche der Wissenschaften sowie der Studierenden und Mitarbeiter_innen vernünftig berücksichtigt. Man tritt in die Diskussion eines Struktur- und Entwicklungsplanes für die kommenden 10 Jahre ein:

Souveränität
oder
Der Wille zur Humanität

„Frei sein heißt, gerecht und wahr zu sein; heißt, es bis zu dem Grade zu sein, daß man Ungleichheit nicht mehr erträgt. Ja, Freiheit ist Gleichheit. Ungleichheit macht unfrei auch den, zu dessen Nutzen sie besteht. Wer die Macht übt, ist ihr Knecht nicht weniger, als wer sie duldet.“

Heinrich Mann, „Voltaire – Goethe“, 1910.

1) Sozialer Irrtum

Die Isolation,
gefühlt, gedacht und gemacht,
wiederholt sich stets.

2) Produktive Irritation

Die Erfahrung lehrt
den Sinn für Gemeinsamkeit
im Nonkonformen.

3) Systematik

Profunde Brüche
mit weiter Sicht und Reife
gestalten das Jetzt.

4) Auch heiter

Die Seele wird licht
in der Kooperation
humanen Wirkens.



Zum Geleit CXXXIII

Zur AS-Sitzung am 18. Oktober 2018

In der Diskussion zur Struktur- und Entwicklungsplanung wird deutlich, was die wesentlichen Hindernisse einer gedeihlichen Entwicklung für Alle sind: Seitens der Uni-Leitung eine seitwärts blickende Fixierung auf das öffentliche Ansehen der Institution, innerhalb der Uni – besonders bei den Hochschullehrer_innen – eine erstaunliche Selbstbezüglichkeit. Wir wirken weitend:

Lesen, Schreiben, Handeln

1) Das Buch

„Wer sich leicht ablenken lässt oder Texte nur noch überfliegt, wird weder beschriebene Figuren in sich zum Leben erwecken noch den Abwägungen einer differenzierten Darstellung nachgehen können.“

Fridtjof Küchemann, „Die verlorene Zeit“, „Frankfurter Allgemeine Zeitung („FAZ“), 13.10.2018, S.1 (Leitkommentar).

1) Lebensmittel

Eng’ Befangenheit
verlassen, vertieft im Nu,
erschließt sich die Welt.

2) Volle Fahrt mit Sinn

„Die Verachtung des ›seelenlosen Rationalismus‹ wirkt nur darum negativ, weil sie noch Volldampf voraus gegen den Rationalismus bedeutet, während längst der Augenblick gekommen ist, aus allen Kräften Gegendampf zu geben.“

Thomas Mann, Tagebücher, 16.3.1935.

Die kritische Vernunft, vereint im gemeinsamen Handeln, bildet Menschen, Strukturen und Werke.

3) Gesteigerte Ansprüche

„Es ist wahr, alle Menschen schieben auf, und bereuen den Aufschub. Ich glaube aber, auch der Tätigste findet so viel zu bereuen, als der Faulste; denn wer mehr tut, sieht auch mehr und deutlicher, was hätte getan werden können.“ (78)

Georg Christoph Lichtenberg, „Sudelbücher“, Heft G, 1779-1783.

Das Wachstum der Persönlichkeit besteht nicht nur in den höheren Zwecken, sondern auch in den entsprechenden Aufgaben: die Veränderung bringt Veränderung hervor.

4) Tatsächlich

„Die einzig praktisch mögliche Befreiung Deutschlands ist die Befreiung auf dem Standpunkte der Theorie, welche den Menschen für das höchste Wesen des Menschen erklärt.“

Karl Marx, „Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie“ Einleitung, 1844, Marx-Engels-Werke (MEW), Band 1, S. 391.

Ein würdiges soziales Leben ist schwer möglich, ohne den Krieg zu beenden und alle Abwertungen praktisch aufzulösen.



Zum Geleit CXXXIV

Zur AS-Sitzung am 8. November 2018

Sehr grundsätzlich geht es bei der Wahl der neuen Mitglieder des Hochschulrats (externes Aufsichtsgremium der Uni) und in einer Diskussion mit der Wissenschaftssenatorin zu. Eine Herausforderung, die von den Gästen gerne aufgegriffen und von den Mitgliedern des AS reflektiert wird, ist die gestiegene Verantwortung aufklärerisch gegen Rechts zu wirken und für Humanität und Wahrheit heiter zu streiten:

Grundkurs für Fortgeschrittenes

Allgemeinwohl?
Nicht partikular!

Bildung?
Zur Vertiefung gar.

Chancen?
Zumeist riesengroß.

Deutung?
Stets der Lügen bloß.

Erfolge?
Dann gemeinsam nur.

Fortkommen?
So auf breiter Spur.

Gültigkeit?
Mittels Weltbezug.

Humanität?
Sei niemals genug.

Identität?
Ohne Selbstbetrug.

Jedermensch?
Ist aufgerufen.

Kooperation?
Auf allen Stufen.

Langeweile?
Sei abberufen.

Mühe?
Nicht abzuweisen.

Nähe?
Gleichwohl durch Reisen.

Organisation?
Schafft Möglichkeiten.

Praxis?
Bewegt beizeiten.

Qualität?
Aussicht betreiben.

Ruhe?
Nicht stille bleiben.

Stärke?
Den Krieg besiegen.

Taten?
Sich nicht verbiegen.

Unvernunft?
Soll Haue kriegen.

Vernunft?
Hat Nahrung nötig.

Widerstand?
Nicht ehrerbötig.

Xylophon?
Die Luft beschwingen.

Youngster?
Auch später klingen.

Zeitgenuß?
Gemeinsam singen.



Zum Geleit CXXXV

Zur AS-Sitzung am 13. Dezember 2018

Internationalität, Kooperation, die Kritik an exzellenter Oberflächlichkeit, die Verbesserung der Arbeitsprozesse, die Nutzung externer Förderung dafür, die Gefahr der Anpassung, die souveräne Bestimmung über Inhalt und Kultur der Wissenschaften sind als Jahresresümee Thema dieser Sitzung. Es geht um:

Achtung
oder
Die Bedeutung der Kultur

„– Ferner könnte man sagen, wenn die kriegerischen Eigenschaften durch die Gemeinmachung der Wissenschaften verschwinden, so ist es noch die Frage, ob wir es für ein Glück oder ein Unglück zu halten haben. Sind wir deswegen auf der Welt, daß wir uns untereinander umbringen sollen? Und wenn ja den strengen Sitten die Künste und Wissenschaften nachteilig sind, so sind sie es nicht durch sich selbst, sondern durch diejenigen, welche sie mißbrauchen.“

Gotthold Ephraim Lessing, „Kritische Briefe“ (Neunter Brief), 1751.

Produktive Kontroverse

Aufklärung ist eine starke Kraft –
der Unwissenheit zur Gegnerschaft.
Sie twittert nicht und straft auch Lügen
mit Heiterkeit in großen Zügen.
Sie zaudert nicht und ist bereit
für den Disput im Wahrheitsstreit.
Der Mensch, mit allen seinen Dingen,
soll mit Vernunft zum Wohl gelingen.
So hat er stets die Möglichkeit:
Gemeinsam engagiert – gescheit.