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Zusammen!
Eine zu bildende Tatsache
„Als soziale Wesen waren und sind wir immer noch darauf angewiesen, Teil einer sozialen Gruppe zu sein. (…) Einsamkeit geht mit sehr viel Stress einher, der sich nicht nur psychisch, sondern auch körperlich bemerkbar macht und sich auf das Herz-Kreislauf-System auswirkt. (…) Einsamkeit ist außerdem einer der wichtigsten Risikofaktoren für Depressionen. (…) Zugleich sind gesundheitliche Probleme ein primärer Faktor, der Einsamkeit begünstigt. Wer angeschlagen ist, ist weniger mobil, hat weniger Kraft und Energie, geht weniger unter Leute: ein Teufelskreis.
Was ist Einsamkeit überhaupt: ein Gefühl oder eine soziale Lage?
Ein Gefühl. Sonst ginge es ja nur um die Frage, ob man alleine ist oder Menschen um sich hat.
Stimmt das denn nicht? Je mehr Freunde und Bekannte ich habe, desto weniger einsam bin ich?
Tendenziell ist das schon so. Aber man kann auch alleine sein, ohne sich einsam zu fühlen. Und man kann sich auch trotz vieler sozialer Kontakte sehr einsam fühlen. Einsamkeit ist deshalb nicht die objektive Anzahl vorhandener Kontakte, sondern das Gefühl, dass die Qualität dieser Beziehungen nicht ausreicht.“
Prof. Maike Luhmann, Psychologin an der Ruhr-Uni Bochum im Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, 21. Januar 2017.
„Einsamkeit“ ist ein Problem, das Alle treffen kann. In Großbritannien leiden etwa 13 Prozent der Bevölkerung dauerhaft darunter, etwa 32 Prozent zumindest in längeren Lebensphasen. Viel mehr Menschen fürchten sie. Hierzulande ist es ähnlich. Die Briten schaffen nun – auf öffentlichen Druck – ein Ministerium gegen Einsamkeit.
Einsamkeit ist nicht „nur“ ein Gefühl. Sie ist eine massenhaft schädliche Folge neoliberaler Politik: Untergrabung gesellschaftlicher Solidarität, kaum Demokratie in der Entwicklung von Gesellschaft und Arbeitsalltag, heftige Konkurrenz, Demütigungen am Arbeitsmarkt, Propaganda des Egoismus sowie die vielbeschworene „Flexibilität“ (fit, smart, happy …) schüren Mißtrauen. Solidarische Gemeinschaftsaufgaben sind privatisiert: „There is no such thing as society, but only individual men, women and family.“ (Margaret Thatcher) So wird Einsamkeit auch zur Drohung: Wer nicht eifrig marktkonform strebe und „privat“ brav sei, müsse sie besonders fürchten.
Von dieser Entmenschlichung haben immer mehr Menschen die Nase voll. Im „Vereinigten Königreich“ formiert sich beispielhaft rund um Jeremy Corbyns Labour-Party eine befreiende Gegenbewegung. Es wächst: Widerspruch zu Rüstung und Krieg, zur Aushöhlung des Sozialstaats, gegen Privatisierung und Steuerhinterziehung und die obszöne Macht größten Reichtums. Ein „Weiter-so“ gibt es nicht mehr; eine solidarische Zeitenwende.
Jede soziale Kritik, jedes artikulierte Unbehagen ermöglicht gemeinsame Verständigung und erhellt den Alltag. Eine aufrichtige Haltung und weite Ambitionen für ein gelingendes, soziales und kulturell vernünftiges Miteinander im Alltag, in der Politik und den internationalen Beziehungen schaffen eine bessere Wirklichkeit. Verbesserungen gelingen durch gemeinsames Handeln. Der Mensch ist dem Menschen ein Freund, kein Raubtier.
Dafür wirken wir an der Universität. Im Bündnis verschiedener linker Weltanschauungen, Jugendverbände und Parteien, als Aktive in Fachschaftsräten, in der Flüchtlingssolidarität und Friedensbewegung, als antifaschistisch Engagierte und künstlerisch Aktive, als Internationalisten aus etlichen Ländern, quer durch alle Fakultäten: ein bess‘res Leben für alle, mit allen und durch alle.
„Die Möglichkeit ist nicht die Wirklichkeit, doch auch sie ist eine Wirklichkeit: daß der Mensch eine Sache tun oder lassen kann, hat seine Bedeutung, um zu bewerten, was wirklich getan wird. Möglichkeit bedeutet ›Freiheit‹. Das Maß der Freiheit geht in den Begriff des Menschen ein. Daß es objektive Möglichkeiten gibt, nicht Hungers zu sterben, und daß dabei Hungers gestorben wird, hat anscheinend seine Bedeutung.“