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Eine heilvolle Allianz
Von der Wissenschaft für den Frieden

,,Wissenschaft und Politik bedürfen einander, aber naturwissenschaftliche Fakten können nicht von politischer Strategie bezwungen werden. Als Physiker bin ich der Überzeugung, daß Nuklearwaffen nicht unerfunden gemacht werden können; aber ihre Funktion muß einmal - wie angedeutet - minimiert werden und dann ist der Weg für ihr internationales Verbot bereitet. Ich nehme zur Kenntnis, daß so ein Verbot heute für chemische und biologische Waffen erreicht ist, aber Verbot und Beseitigung nicht dasselbe sind; auf einem schmalen unentdeckten Grad ist Umgehung noch möglich. Aber die Reduzierung der Rolle von Nuklearwaffen bis auf die letzte Funktion der Abschreckung von ihrem eigenen Gebrauch ist eine Notwendigkeit, auch wenn das die Behinderung ihrer globalen Verbreitung und auch andere nukleare Gefahren einschließt und auch wenn der Schaden, den Nuklearwaffen anrichten können, nur minimiert werden kann. Weniger dürfen wir nicht tun.“
Wolfgang K.H. Panofsky (1919-2007), Ehrensenator der Universität, Rede zur Eröffnung des ZNF*, Hamburg, Juli 2006.

Bei seiner Amtseinführung betonte der neugewählte Präsident der Vereinigten Staaten ein weiteres Mal, daß er nukleare Abrüstung anstrebe. Eine Welt ohne Atomwaffen wäre um ein vielfaches reicher, sicherer - und friedlicher. Nicht zuletzt im Nahen und Mittleren Osten wird mit der Möglichkeit der massenhaften Auslöschung menschlichen Lebens drohend hantiert. Unterprivilegierten Ländern erscheint die Atom-Bombe als ,,großer Gleichmacher“ und damit als Option, eingeschränkte Landesinteressen machtpolitisch zu realisieren.

Um dieser Tendenz zu entgegnen, hilft einzig die rasche und konsequente Zivilisierung der Konflikte. Nukleare Nicht-Weiterverbreitung und Abrüstung sollten von den großen Industrienationen vorbildlich - nicht ohne massive Hilfeleistung durch die Friedensbewegung - begonnen werden.

Sicher ist, daß nach Erfolg dieser Initiative ungeheure finanzielle und wissenschaftliche Kräfte, die bisher für die Wartung und Entwicklung von über 30.000 Atomsprengköpfen weltweit verschwendet werden, für eine menschenwürdige Entwicklung genutzt werden könnten.

Das Vorhaben nuklearer Abrüstung entspricht einer internationalen gesellschaftlichen Notwendigkeit. (Seit den desaströsen Erfahrungen von Hiroshima und Nagasaki ein unhintergehbares Muß.)

Die neue Friedenstendenz sollte überall hohes Gewicht haben, denn ihre Verwirklichung kann nur gelingen, wenn international die öffentliche Sensibilität und die politische Bereitschaft hierfür geschaffen werden. Dabei haben Wissenschaften als Teil der Friedensbewegung besonders aufklärende, initiierende und zusammenführende Funktion. Politik und Wissenschaften können gemeinsam grenzüberschreitend der Gesellschaft eine humane Entwicklungsrichtung geben.

Sie können dies fern schmutziger Geschäfte sein. Wahrheit und Allgemeinwohl zahlen sich anders aus.

* Carl Friedrich von Weizsäcker-Zentrum für Naturwissenschaft und Friedensforschung Universität Hamburg