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Von Menschen und gegensätzlichen Möglichkeiten

Aus der Geschichte lernen

„‚Richard III.‘ [Erscheinungsjahr 1597], das als einer der ersten großen Erfolge aus [William] Shakespeares Feder reüssierte, erkundet, wie ein abstoßendes, perverses Monstrum tatsächlich den englischen Thron besteigen konnte. Für jeden, der dem Stück folgt, ist Richards Niedertracht offensichtlich. Das Drama macht kein Geheimnis aus dem unergründlichen Zynismus, der Grausamkeit, der Treulosigkeit. Es sparte sich jede noch so feine Andeutung über eine mögliche Wiedergutmachung und bot keinen einzigen Grund für die Annahme, dass Richard den Staat wirksam regieren könnte. Sein Erfolg, die Krone tatsächlich zu erlangen, hing einzig ab von dem fatalen Zusammenspiel unterschiedlicher, jede auf ihre Weise zerstörerischen Reaktionen jener Personen, die sich um ihn gruppierten. (…)
Es ist offenkundig, dass Shakespeare das Element des Konsenses in Richards Aufstieg unbedingt herausstellen wollte. Richard erhält keine überwältigende Zustimmung. (…) Aber die anderen, die aus Gleichgültigkeit, Angst oder einem katastrophalen Fehlschluss heraus annehmen, dass es zwischen Richard und den Alternativen ohnehin keinen Unterschied gibt, schweigen –‚wie stumme Bilder, unbelebte Steine‘. Die Stimme nicht zu erheben – keine Stimme abzugeben – das allein reicht aus, um dem Monstrum zur Macht zu verhelfen.“

Stephen Greenblatt (lehrt englische und amerikanische Literatur in Harvard): „Wie kommt ein Soziopath zur Macht?“, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.10.2016, S.9.

Das eigentlich Menschliche: Das Lernen für ein besseres Leben Aller.

Geschichte, Philosophie, Kultur, die Künste und menschliche Qualifikationen sind zugleich Quellen und Ausdruck dieser erfreulichen und sinnstiftenden Tätigkeit.

In jüngerer Zeit wird dies zuweilen als wenig „effizient“ gebrandmarkt.

Der Neoliberalismus – ökonomisch gescheitert und kulturell so primitiv wie konsequent – hat in den USA ein medial hofiertes Paradepferd in Donald Trump. Hier soll Skrupellosigkeit durch sich selbst legitimiert werden: Das gnadenlose Recht des Stärkeren. Selbstbedienung, die Verneinung von Würde und Anstand, Hass und Hässlichkeit gehen einher mit einem Programm zur Bankenbegünstigung, absoluter Freiheit der Trusts, verschärfter Ausbeutung, Militarismus sowie populistischer Manipulation der Verunsicherten.

In dieser Lage – auch angesichts der AfD – richtet sich der Appell des Literaturwissenschaftlers Greenblatt an Alle: Für Gegenwart und Zukunft können wir den Gegensatz zum Guten wenden – wenn wir aus Geschichte lernen.

Jedes Desaster kann beendet werden, noch bevor es beginnt: mit einer Erneuerung humanistischen Gemeinsinns und internationaler Solidarität, des Muts der Aufklärung für Abrüstung und Kriegsbeendigung, für die gleiche Würde aller, auch für vernünftig gesicherte und bezahlte Arbeit, für demokratische Bildung und erhellende Kultur für alle.

Diese Alternative wächst durch das Engagement der Vielen.

In der zunehmenden gesellschaftlichen Ablehnung von Kriegseinsätzen und Waffenexporten, in der Kritik an kommerziellen Großevents (Olympia) oder den Protesten gegen sogenannten „Freihandel“ sowie in der anhaltenden Solidarität mit Flüchtlingen kommt dies deutlich und wirksam zum Ausdruck.

Menschenwürdige Bedingungen zu schaffen, ist eine persönliche Angelegenheit.

Die Zukunft beginnt jetzt.