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Konditionierung oder gute Bedingungen?
„(3) Die Hochschulen und die Freie und Hansestadt Hamburg, vertreten durch die zuständige Behörde, treffen verbindliche Ziel- und Leistungsvereinbarungen über die Wahrnehmung ihrer Aufgaben. Die Vereinbarungen sind jährlich oder zweijährlich fortzuschreiben. Die Ziel- und Leistungsvereinbarungen regeln für die Globalzuweisung nach § 6 Absatz 1 deren Aufteilung sowie die anzuwendenden Kennzahlen und Indikatoren. Die Ziel- und Leistungsvereinbarungen sollen die Verfahren für die Feststellung des Zielerreichungsgrades und die sich aus dem Zielerreichungsgrad ergebenden Konsequenzen regeln.“
Hamburgisches Hochschulgesetz, Abs. 2 „Rechtsstellung, Ziel- und Leistungsvereinbarungen“.
„Das Mißverhältnis der Welt scheint tröstlicherweise nur ein zahlenmäßiges zu sein.“
Franz Kafka (1883-1924): Aphorismen (41), 1970.
In der Zeit französischer Kolonialherrschaft lobten die Behörden in Hanoi Prämien zur Bekämpfung einer Rattenplage für die Herbeischaffung toter Ratten aus. Die Leute, in Mangelbedingungen lebend, begannen Ratten zu züchten.
„Anreizsysteme“ oder „Belohnen und Bestrafen“ sind Handlungskonzepte, die einer den Menschen unfreundlichen Ideologie entspringen. Sie setzen Unterdrückung voraus und behindern Neugier und Freude an der vernünftigen Erkenntnis oder ästhetischen Gestaltung – soziale Verantwortung und Sympathie werden von vornherein als Triebkräfte menschlicher Aktivität negiert. Egoistisch und affekthaft reagiere der Mensch auf „Reize“.
Diese unrealistische Konzeption dominiert nicht nur in den Unternehmensführungen. Sie ist im Zuge des „New Public Management“ seit spätestens 2001 tief in die Hochschulen eingesickert. Ihre Grundfinanzierung wurde zugunsten öffentlicher und privater Förderer, die Mittel in wettbewerblichen Verfahren vergeben, ausgehöhlt.
Seither sollen sich alle auf die Jagd nach Drittmitteln, nach Punkten in Rankings und Reviews und Output-Quoten begeben. Das ist wie Ba/Ma für Hochschullehrer/innen. In Jahrzehnte lang unterfinanzierten Hochschulen ist dies der Versuch, durch verschärfte Konkurrenz und Oberflächlichkeit alle Wissenschaft zu unterwerfen.
Unterwerfen? Ja, unterwerfen.
Abtrainiert werden soll, was das Wesen von Wissenschaft ist: Aufklärung! Weltoffenheit! Zusammenarbeit! Verdächtigt wird in Frage zu stellen, was als unumstößlich gilt. Markt? Standort? Ego? Verdrängt werden soll, couragiert zu sagen, was ist und wie es sein sollte: das anregende und anteilnehmende Gespräch.
Dagegen die kritische Initiative: Wie gelingt der Wandel zu nachhaltiger und gerechter Produktion, zu guter Gesundheit und Bildung für alle, zu sozialem Fortschritt und friedlichem Miteinander? Wie begreifen wir uns als gesellschaftliche Akteure und steigern unsere humanistische Wirksamkeit? Wer ist und wer wirkt gegen die allgemeine Geltung des Menschenrechts? ...
Es ist der Widerspruch, der belebt:
— für die Befreiung von Verwertungs- und Bewährungsdruck in Forschung, Lehre, Studium und Verwaltung!
— für eine bedarfsgerechte öffentliche Grundfinanzierung!
— für Entwicklungsoffenheit statt Controlling!
— für kooperative wissenschaftliche Arbeit an einer menschenfreundlichen Zivilisation!
Das ist auch bei den Wahlen zum Akademischen Senat und dem Studierendenparlament zu berücksichtigen.