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Strategische Perspektive?
Heißer Herbst!

„Wissenschaft und Forschung sind die zentralen Faktoren für die Zukunftsfähigkeit Hamburgs im 21. Jahrhundert. Es gehört zu den wichtigsten Aufgaben einer modernen Metropole, durch die Gewährleistung von exzellenten Rahmenbedingungen für Wissenschaft und Forschung angemessene Möglichkeiten von individueller Bildung und akademischer Ausbildung zu sichern. Wissenschaft und Forschung befördern zugleich den gesellschaftlichen und kulturellen Fortschritt, sie sichern nachhaltig einen hohen Beschäftigungsgrad und ermöglichen innovative Wirtschaftsleistungen mit dem daraus resultierenden gesellschaftlichen Wohlstand.“

Senat der Freien und Hansestadt Hamburg: Strategische Perspektiven für die Entwicklung der hamburgischen Hochschulen, Juni 2014.

Seit dem Kampf um die Zukunft (2011) gegen geplante Kürzungen und verstärkt durch die Diskussion über das Hochschulgesetz haben die Hochschulen ihre Vorstellungen klar artikuliert: „Die Hamburger Hochschulen verstehen sich als Einrichtungen dieser Stadt für die Bevölkerung. Sie dienen mit Bildung, Wissenschaft und Künsten der ganzen Gesellschaft. Sie sind jedoch seit langem erheblich unterfinanziert. Jetzt will der Senat die Hochschuletats um weitere 6-10% kürzen.
Entschieden weisen wir die Kürzungsvorhaben des Senats zurück. Sie gefährden die Hochschulen und damit die Bildung und Ausbildung der Hamburgerinnen und Hamburger substantiell, blockieren innovative Forschung und behindern den Erkenntnisfortschritt, der für eine zivile, ökologisch nachhaltige, sozial verantwortliche und demokratische Entwicklung der Gesellschaft nötig ist. Der Schaden der Hochschulen wäre ein Schaden der Allgemeinheit.“

So hieß es im Aufruf zum hochschulübergreifenden Sternmarsch am 7. Juni 2011. Über 15.000 Menschen nahmen teil. Seither ist diese Haltung bestimmend für die Reform an den Hochschulen und die Kritik an dem Kürzungsinstrument Schuldenbremse.

Im Unterschied zu den triftigen Ansprüchen steckt der SPD-Senat in einer überwundenen Ära fest. Die „strategischen Perspektiven“ sind eine wissenschaftspolitische Absichtserklärung. Diese ist den Gremien nun zur Stellungnahme vorgelegt.
Mit ihnen würden die Prämissen der von 2003-2011 gültigen „Leitlinien“ des CDU/FDP/Schill-Senats fortgeschrieben. Dieser gebot den Hochschulen eine rigorose Ertragsorientierung anhand von Wirtschaftsclustern (Welthandel/China, Lifesciences, Medien, Hafen/Logistik, Luftfahrt, Ostseeraum). Außerdem sollte das demokratisch-wissenschaftliche Bildungswesen der Gesamtuniversität durch die Konstruktion konkurrierender Großfakultäten zerschlagen werden. Dazu dienten auch die Trennung der Forschung von der Lehre sowie tiefe Schnitte in die kritischen Gesellschafts- bzw. Geisteswissenschaften. Das konsekutive Bologna-Studium und Studiengebühren gehörten zu diesem Diktat. Dabei führte die Handelskammer dem Rathaus die Feder.

Die Hochschulen haben in den letzten Jahren im Widerspruch dazu in kollegialer Bewegung ihre Potentiale für eine humanistische Entwicklung von Forschung, Lehre, Studium, (Selbst-)Verwaltung und Arbeit im öffentlichen Dienst wirksam verteidigt. Teilweise wurden sie neu ausgebaut. Wachsender gesellschaftlicher Widersprüche und Kritik zum Trotz wird an der betriebswirtschaftlichen Doktrin festgehalten. Die schlichte Umbenennung von „Humankapital“ in „Erwerbspersonenpotential“ macht nur wenig besser.

Aufklärung, Nachhaltigkeit und die soziale Kultivierung des (internationalen) Alltags entwickeln sich aber im Gegensatz zu jeder Wettkampfideologie.
Die Universität bereitet sich auf einen „Heißen Herbst“ vor. Verbesserungen beginnen...