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Humane Veränderung als Leitbild
„Benedikt Herles: Leistung ist in diesem System die einzige Religion. Wer das Risiko scheut, überlebt am besten. Die Leute sind ängstlich und brutal ehrgeizig, Statussymbole sind ihnen wichtig. Und man muss technokratisch veranlagt sein, sonst langweilen einen die Analysen und scheinrationalen Prognosen. […]
Karriere-Spiegel: Welche Charaktere kommen ganz nach oben?
Herles: Auf jeden Fall keine Menschen, die ich in Führungsrollen in unserer Wirtschaft sehen wollte. Daraus kann nur eine Gesellschaft entstehen, in der ich nicht leben möchte.“
Benedikt Herles (29) im Interview mit Karriere-SPIEGEL: „Bluffen gehört zum Geschäft“, 8.10.2013.
„Ihren Bildungsauftrag sieht die Universität in der Entwicklung von Sachkompetenz, Urteilsfähigkeit und der Fähigkeit zu argumentativer Verständigung auf wissenschaftlicher Grundlage. Für alle Menschen will sie ein Ort lebenslangen Lernens sein und ein öffentlicher Raum der kulturellen, sozialen und politischen Auseinandersetzung.“
Leitbild der Universität Hamburg.
Der Unternehmensberater Benedikt Herles hat Wirtschaft an sogenannten Eliteuniversitäten studiert und als Unternehmensberater gearbeitet. Jetzt ist er ausgestiegen und hat ein Buch geschrieben, „Die kaputte Elite“: Die Ausbildung ist ein besinnungsloses Hin-und-her zwischen Paukstudium und Sauftouren, die Praktika sind sinnleere Schufterei; Powerpoint wird praktiziert wie ein Gottesdienst, denn die Berater blenden, die Manager wollen geblendet werden. Niemand hat soziale Verantwortung. Die Arbeitsbedingungen sind hart, die Löhne hoch, Kollegialität, Ethos, Rückgrat und „Glück“ nicht vorhanden. Die „Eliten“, Manager der Marktgesellschaft, sind so roh, wie die Geschäfte, die ohne sie nicht möglich wären - mit dem Krieg, der Nahrung, dem Wohnraum, der Gegenwart und der ungewissen Zukunft ganzer Gesellschaften.
Offenkundig führt Egoismus zu tiefem Verdruß. Das Beispiel zeigt auch, daß zu jeder Zeit ein Ausstieg in Richtung Aufklärung möglich und sinnvoll ist.
Ökonomie, Politik und Kultur sowie die Bildungseinrichtung und Wissenschaften – die ganze Gesellschaft braucht in allen Bereichen ein menschenwürdiges Ethos.
„Bildung“ ist darum kritisch, kooperativ, orientiert auf die Lösung von Problemen und – in jedem Fall – die unendliche Entfaltung von Persönlichkeit in Übereinstimmung mit der Entwicklung des allgemeinen Wohls.
Mit diesem Leitbild gelingt es auch, daß die Wissenschaften einen rationalen relevanten Beitrag zur Zivilisierung und Kultivierung der Gesellschaft leisten.
Die kooperative, demokratische Entwicklung der Hochschulen ist dafür ebenso erforderlich wie ihre verbesserte öffentliche Finanzierung. Aufgeklärte Opposition wirkt in diesem Sinn.
Dabei verbessert die engagierte Mitwirkung der Hochschulmitglieder mit dieser Richtung auch die Alltagskultur. Solidarität ist menschlich.
In dieser prinzipiellen „Kalkulation“ kommt es auf alle an.