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Am besten: Die Einheit von Wissenschaft und Leben

„Ich schlage vor, daß wir uns damit befassen, eine neue Konzeption von menschlicher Gleichheit zu entwickeln. Die Notwendigkeit ist groß, weil die hoch spezialisierte und fragmentierte Akkumulation von Faktenwissen des vergangenen Jahrhunderts das Gegenteil befördert hat - basierend auf dem Postulat der unabsetzbaren Ungleichheit. Die Standards zum Einlaß in die Welt der Erkenntnis sind stetig leistungsorientierter geworden und wurden abgetrennt vom Bewußtsein der Mehrheit. Wir haben Bildung in einen Prozeß verwandelt, Menschen auf ein Konfektionskleid elitärer Züchtungen und zu ihrer Ausbeutung zuzuschneidern, anstatt Erkenntnis zur Entwicklung und Zier ihrer natürlichen Geistesgröße zu gestalten und für die brüderliche, kreative Kooperation. [...] Wir müssen die kulturelle Zumutung der sogenannten entwickelten Zivilisationen aufgeben, andere für primitiv zu halten. [...] In Kürze müssen wir das Erkenntnisabenteuer zu einem machen - nicht als utopisches Ideal, sondern als praktische Wirklichkeit -, in dem alle Menschen an der unendlichen Vielfalt seiner Entdeckungen, Veröffentlichungen und
Anwendungen teilhaben.“

E.G. Edwards (1914-1996; Chemiker und Vize-Präsident der University of Bradford UK), Einleitung zum Symposium „Interdisciplinarity - The relation between objective knowledge, moral purpose und social practice“ des International University Center Dubrovnik, 1983.

Seit 40 Jahren wirkt die Universität Hamburg in dem „Internationalen Zentrum“ in Dubrovnik mit. Dieses Jahr hat sie ihre Mitgliedschaft an diesem Verbund vorerst beendet. Es mangele an Aktualität, interessierten Studierenden sowie an Kapazität. Letzteres mag zutreffen. Jedoch ist das Erfordernis, diese Systeme, Kulturen und Kontinente übergreifende Friedens-Programmatik zu verwirklichen, nicht geringer geworden. Das gesellschaftliche Leben erfordert alle diese Aufgaben.

Dagegen drückt die „Schuldenbremse“ spaltend auf Europa und auf ihr Wissenschaftssystem. Für die Uni Hamburg soll diese nun bedeuten: bis 2016 weitere 50 Professuren abbauen und 450 Studienanfängerplätze streichen. Weil aber eine menschenwürdige Antwort auf die fortwährende Krise der internationalen Gesellschaft eine neue Aufklärung und kluge Partizipation aller erfordert, muß eine neue Entscheidung durch die öffentliche Auseinandersetzung herbeigeführt werden.

Der Akademische Senat (AS) am 2. Mai 2013 dazu: „Der Jahresbericht 2012 [des Präsidiums] zeigt erneut den Widerspruch zwischen den entwickelten Maßstäben für die notwendigen Reformen innerhalb der Universität (z.B. Studium, Räumlichkeiten, Verwaltung) und den zu knappen Finanzmitteln der Universität. Besonders kritisch bewertet der Akademische Senat, dass weiterhin das Problem des Übergangs vom Bachelor- zum Masterstudium, wie es in der Hochschulvereinbarung verankert ist, nicht gelöst ist. Der Akademische Senat nimmt dies zum Anlass, noch einmal zu verdeutlichen, dass der Mangel an finanziellen Mitteln nicht hinnehmbar ist und fordert den politischen Senat auf, hier einen Kurswechsel vorzunehmen. Der Akademische Senat ruft alle Universitätsmitglieder auf, sich gemeinsam für einen solchen Wechsel zu engagieren und begrüßt die mögliche Unterstützung durch den Hochschulrat.“ Darüberhinaus sieht der AS die derzeitige Struktur- und Entwicklungsplanung unter restriktiven Haushaltsvorgaben als vorläufig an. Damit schließt er sich einer Forderung des Fakultätsrats EPB an, die auf eine Initiative von Kritischen Fachschaftsaktiven zurück geht.

Das soll anregen, in einen Diskussionsprozeß einzusteigen: Wie kann und will die Universität künftig zum Allgemeinwohl beitragen?

Sozialkritische Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, inklusive Bildung, geschichtsbewußte Geisteswissenschaften, Friedens- und Konfliktforschung, eine humanistische Orientierung für Kommunikations- und Naturwissenschaften sowie die Medizin neu aufzubauen, ist nötig. Auch die Studienreform erhält daher ihren Sinn.

Im Fakultätsrat MIN haben Kritische MIN-Studierende diese Initiative weiterentwickelt: Dort werden nun in einer Sondersitzung alle Fachbereiche die gesellschaftliche Relevanz und Entwicklungsperspektiven ihrer Forschung und Lehre zur Debatte stellen.

Die Universität sollte sich solidarisch entwickeln. An dieser Einheit von Wissenschaft und Leben können alle mitwirken. Vernunft setzt alles in Bewegung. Der Gedanke geht der Tat voraus.