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Hoffnung?

Nur mit kritischer Distanz!

Vorsichtiger Realismus
„Die einzige Branche, die derzeit fl􀀁oriert, ist die Rüstungsbranche
So wie heute: Gerade war Robert Habeck, eigentlich Wirtschafts- und Klimaminister in Berlin, zum Besuch in Kiew. „Wir müssen der Ukraine helfen, möglichst schnell möglichst viele Waffen zu bekommen“, sagte der Grüne da.
Mit an seiner Seite die einzige Branche, die in Deutschland noch wächst: die Rüstungsindustrie. Selbst die Öko-Energien haben schon auf Kriegswirtschaft umgestellt: Der Präsident des Bundesverbands Solarwirtschaft, Jörg Marius Ebel, sieht in der Ukraine viel Potenzial.
Solarenergie sei gegen „zukünftige Angriffe sehr, sehr gut geeignet, weil sie nicht mit einem Schlag bedroht oder gar ausgeschaltet werden kann.“
Wehe, man schlägt das „Einfrieren des Konfliktes“ vor Egal, wo man hinhört, hinsieht, hinliest: Die Falken haben übernommen – und wagt sich eine Taube hervor, wird sie gleich einen Kopf kürzer gemacht. Da hilft es auch nicht, Altbürgermeister, SPD-Fraktionschef oder Papst zu sein. Pardon wird nicht gegeben, wenn jemand sich für Verhandlungen stark macht, für Diplomatie, für das Einfrieren des Konflikts.(…) Wir sollten zumindest diskutieren, ob unsere Eskalationspolitik der Weisheit letzter Schluss ist, ob wir nicht weniger auf den Krieg und mehr auf einen Waffenstillstand setzen sollten. Ein Nachdenken ist nicht verboten, die Debatte demokratisch notwendig. Auch wenn Diplomatie derzeit chancenlos erscheint, könnte gerade die Situation im Nahen Osten zeigen, was in ihr steckt. Offenbar hat der Druck vieler Beteiligter dazu beigetragen, einen heißen Krieg zwischen dem Iran und Israel zu verhindern. Wer aber mit den Mullahs reden kann, darf auch mit Putin das Gespräch suchen.“

Matthias Iken, „Krieg in Europa: Die weißen Tauben sind müde“, „Hamburger Abendblatt“, 27.4.´24, S.2.

Oh, diese Jugend!
„Es stimmt, Jugendliche sind allzu oft vereinzelt, social-media-abhängig, frustriert, konzentrationsunfähig. Da braucht es aber keinen Nanny-Staat, sondern engagierte Eltern, gute Freunde, engagierte Lehrer, vielleicht auch schulpsychologische Dienste und umsichtige Ärzte. Oft helfen schon Rückhalt, Unterstützung und Motivation: etwas tun, rausgehen, sich verabreden, schwimmen gehen, tanzen lernen, gemeinsam Hausaufgaben machen, abends das Mobiltelefon weglegen. Und schon mischt sich in die schlechte Stimmung Zuversicht. Ob das die Jugendforscher dann erkennen?“
Alfons Kaiser, „Wo bleibt das Positive?“, „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ („FAZ“), 27.4.´24, S. 1 (Leitkommentar).

Überlegungen nach einem Zoobesuch
„Ob die Affen einen Präsidenten haben? Und eine Reichswehr? Und Oberlandesgerichtsräte? Vielleicht hatten sie das alles, im fernen Gibraltar. Und nun sind sie eingegangen, weil man es ihnen weggenommen hat. Denn was ein richtiger Affe ist, der kann ohne so etwas nicht leben.“
Kurt Tucholsky, „Affenkäfig“, 1924.

Eine alte Platte wird immer wieder neu aufgelegt: Selten war „die“ Jugend so, wie sie sein sollte. Meist sind die Jungs und Mädels zu frech oder nicht genau passend. Und meist drangsaliert unter dem drohenden Zeigefinger (wenn nicht gar Rohrstock) verschiedener Instanzen. Heutzutage sollen die Heranwachsenden von Kindesbeinen an „kriegstüchtig“ werden. Im Zweifel helfen da Therapien oder strenge Eltern. Das Bestehen nach dem alles durchdringenden Konkurrenzgebot – auch lächelnd - steht dabei an oberster Stelle. Danach sollen Melodie, Rhythmus, Tanz und Takt gehen.

Das entspricht dem leider weit verbreiteten Unsinn dieser Tage.

Allerdings ist dagegen einzuwenden, daß die Tauben nicht müde sind, sondern nur leiser – jedoch auch klüger – als alles Kriegs- und Rüstungsgetöne.
Dahinter stecken große Geschäfte, machtpolitische Absichten und keinerlei positive Perspektive.

Ja, wo bleibt denn aber oder ist das Positive?

Zuerst in der Beendigung von Kriegen - was auch inländisch angenehme Entspannung bringt. Dann in der zivilen Konfliktlösung – was jegliche demokratische Entwicklung befördert. Weiterhin die strikte Begrenzung von Rüstungsexporten – was eine internationale Tendenzwende bedeutet. Ferner die Konversion der Rüstungsindustrie – was der Bewältigung des gefährlichen Klimawandels zugute kommen kann.
Darüber hinaus ist nicht nur für Kinder und Jugendliche von Vorteil, wenn die Arbeitsbedingungen tariflich, mitbestimmend und sinnvoll (um-)gestaltet werden. Desgleichen steigt das Allgemeinwohl bei bedarfsgerechter Finanzierung und Ausstattung der öffentlichen Bereiche (Gesundheit, Bildung, Kultur, Soziales und Infrastruktur). Diese erforderlichen Vorhaben mindern in erheblicher Weise den negativen Streß und die aufreibende Ratlosigkeit. Das gilt für jede Altersstufe sowie alle gesellschaftlichen Bereiche. Diese Probleme, Herausforderungen und Aufgaben lassen sich nicht allein auf die Jugend projizieren. Das geht Alle etwas an. Da helfen auch nicht Sport, Therapie und gutes Zureden.

Somit sind auch die Hochschulen, Bildung und Wissenschaft, in ihrer gesellschaftlichen Verantwortung, in ihrem Wesen für Wahrheitsfindung, Aufklärung, die Bildung mündiger Persönlichkeiten bzw. zwecks rationaler Einmischung in die positiv zu gestaltende sozio-kulturelle Entwicklung gefordert.

Krieg und Elend sind die selbst verschuldete Unmündigkeit. Frieden und Allgemeinwohl die Kategorien einer menschenwürdigen Entfaltung bei entsprechenden Lebensbedingungen.

Der Mensch ist ein soziales, politisches und kulturelles Wesen. Diese Tatsache sollte zunehmend bewußt und gemeinsam wahrgenommen werden. Dabei mag auch das Mobiltelefon immer öfter weggelegt werden. Wirkliches Lernen und die direkte Begegnung gewinnen auf diese Weise neu und erfreuliche Relevanz.