HomePublikationen › Flugblatt von Liste LINKS und harte zeiten mit SDS* vom

Partizipation! Wider die Verdunkelung

Studentische Wahlen zum Akademischen Senat

„FAZ: Herr Busch, der Krieg in der Ukraine, Inflation, Lieferkettenprobleme, Klimawandel – die großen Themen der Zeit haben das Weltwirtschaftsforum in Davos bestimmt. Wie herausfordernd wird das Jahr 2023 aus Ihrer Sicht?
Busch: Sicherlich, es gibt große Herausforderungen. Meine Wahrnehmung ist aber, dass die Welt nicht so schwarz ist, wie sie oft gemalt wird. Das sehen auch viele meiner Gesprächspartner so. Die Einschätzung entspricht unserem starken Wachstumsausblick von 6 bis 9 Prozent für Siemens im Geschäftsjahr 2023. Unser Auftragsbestand ist auf Rekordniveau, die Liefer- und Logistikketten erholen sich langsam, und selbst die Chipsindustrie ist auf einem guten Weg. Das gibt schon Grund zum Optimismus.“

Der Siemens-Vorstandsvorsitzende Roland Busch im Interview mit „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ („FAZ“), 21.1.2023, S. 28.

„Zu den kulturellen Merkmalen entwickelter kapitalistischer Gesellschaften gehört seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs der Aufstieg der Ratgeberliteratur. Wissenschaftlich-technische Fortschritte der Produktionsmethoden, Produktinnovationen und der soziale Wandel erzeugen bis heute Orientierungsbedürfnisse, denen Menschen in diesen Gesellschaften schon lange nicht mehr allein mit lebensgeschichtlichen Erfahrungen beikommen können. Ratgeber für die verschiedenen Bereiche der Daseinsbewältigung nehmen immer mehr Platz in den Regalen der Buchhandlungen ein. Sie bezeugen die Notwendigkeit lebenslangen Lernens im Dschungel der Warenwelt und unter dem Diktat der Selbstoptimierung. (…)
Die Lohnarbeiterexistenz ist dabei vor allem vom Herausfallen aus den Individualitätsformen der Arbeitstätigkeit in die Arbeitslosigkeit bedroht. Arbeitslosigkeit, prekäre Beschäftigung und das Altern bei unzulänglicher Rente, Krankheit und fortschreitender Gebrechlichkeit sind in entwickelten kapitalistischen Gesellschaften die Hauptursache sozialer Isolation und strukturelle Einsamkeitsgeneratoren. Diese Isolation ist einmal Resultat der mit diesen Existenzformen verbundenen Ressourceneinschränkung bis hin zur Verarmung.“

Dr. Hans Otto Rößer, „Ungesellige Geselligkeit“, „junge Welt“, 21.1.2023.

„Denn Freiheit: das ist die Gemeinsamkeit aller Ziele des Geistes, aller menschlichen Ideale. Freiheit ist Bewegung, Loslösung von der Scholle und Erhebung über das Tier: Fortschritt und Menschlichkeit. Frei sein heißt, gerecht und wahr sein; heißt, es bis zu dem Grade sein, daß man Ungleichheit nicht mehr erträgt. Ja, Freiheit ist Gleichheit.“

Heinrich Mann, „Voltaire/Goethe“, 1910.

Die Wahlen zum Akademischen Senat sind ausgezählt.
Die Grünen haben nicht kandidiert. Das ging wesentlich zu Gunsten der Listenkombination von Fridays for Future, Jusos (Scholz-Jugend) und anderen. Wir haben leicht dazu erhalten und uns prozentual auch leicht gesteigert. Das hat leider nicht gereicht, um vor die Rechten zu gelangen.
Auch die Wahlbeteiligung ist schlechterdings gesunken. Hartnäckige Unsicherheiten sind noch nicht überwunden. Da bleibt viel zu tun.
Wir werden weiterhin wirken.

Das macht die gesellschaftliche Lage nur zu deutlich. Dazu sei im Folgenden einiges gesagt (und getan): Wie schön, daß der Vorstandsvorsitzende von Siemens (s.o.) – konfrontiert in Davos mit den meisten Weltproblemen – optimistisch in die nähere Zukunft blicken kann. Maßstab dafür sind die Umsatz- und Gewinnerwartungen des von ihm geleiteten Konzerns.
Wer allerdings – wie die meisten – nicht Manager oder Aktionär ist, hat doch gewisse Probleme. Und selbst die Spitzen oder Anteilseigner von Siemens sind von den globalen Krisen (Krieg, Umweltzerstörung, Armut) und ihren möglichen negativen Folgen berührt.

Wie dem auch sei: Die Probleme müssen gelöst werden; die Potentiale dafür sind vorhanden; ein vielfaches gesellschaftliches Engagement geht in diese richtige Richtung. Von den Konzernzentralen ist dafür nur wenig zu erwarten. Davos, ein mondäner Kur- und Skiort, ist recht abgehoben.
In den sogenannten Niederungen der Welt wächst hingegen das Bewußtsein für eine nachhaltig humane Gestaltung der sozialen globalen Welt.

Das beinhaltet die Schaffung von Frieden, Abrüstung und ziviler Entwicklung, die Bewältigung der Klimakrise, die Überwindung von Hunger und Elend sowie sinnvolle Arbeits- und Lebensbedingungen und das Lernen aus der Geschichte.

Auch die Wissenschaften sind nicht frei von diesem Zusammenhang und seinen Herausforderungen.

So hat sich die Universität Hamburg positiv den 17 Nachhaltigkeitszielen der UNO (Sustainable Development Goals/SDGs; Frieden, Umwelt, Ernährung, Gesundheit etc.) zugeordnet.
Damit sind verbunden und sollte weiterhin verbunden sein die gesteigerte Orientierung hin auf wirksame gesellschaftliche Verantwortung der Wissenschaften, die fortgesetzte Studienreform von Bachelor und Master (weniger Restriktionen, mehr Interdisziplinarität, der Master als Regelabschluß) sowie eine aktive Ausweitung der demokratischen Partizipation.

Auf diese Weise lassen sich auch die noch nicht überwundene Eindämmung bzw. manche Niedergestimmtheiten überschreiten. Der Mensch ist ein soziales Wesen. Das läßt sich erfreulich gestalten. Partizipation.

Liste - Stimmen - Prozent - Sitze -
Bündnis für Aufklärung und Emanzipation! (BAE!): 837 (+13) 21,1 (+2,6) 0 (+/-0)
"Linke Listen und Klimabündnis: 2209 (+425) 56 (+15,6) 2 (+/-0)
BWL, VWL, Jura, MIN, RCDS und ZFW Liste: 920 (+248) 23,1 (+8,0) 1 (+1)
Wahlbeteiligung: 3976 (-488) 9,2 (-1,5)

Die Liste "CampusGrün" hatte im Vorjahr mit 1182 Stimmen (26,5%) einen Sitz und ist zu dieser Wahl nicht wieder angetreten.