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Den Schaden abwenden, die Nützlichkeit mehren:

Die Universität in Gegnerschaft zum zerstörerischen Technokratismus.

„Er war eitel wie ein Chirurg, rechthaberisch wie ein Jurist und gutmütig wie ein Scharfrichter nach der Hinrichtung.“

Kurt Tucholsky, „Schnipsel“, 1932.

Die Senatorin Herlind Gundelach (CDU) hat sich dogmatisch auf den Umzug der Universität fixiert.

Unter dem Druck einer äußerst kritischen Öffentlichkeit -aus Wissenschaft, Politik, Architektur, Stadtplanung und sogar der nur rechnend rationalen Kaufmannschaft – sollen nun trotzdem die Fakultäten MIN und WiSo die abgelegene Marschinsel mit instabilem Grund und in lärm- und abgasreicher Luft bevölkern. Ein neues Milliardengrab rette das Ansehen der Senatorin und die in mancher Hinsicht abwegige Hafen-City. Es gäbe, so meinte Frau Gundelach vor dem Wissenschaftsausschuß der Bürgerschaft jüngst, „keine Hinweise, daß die Pläne organisatorisch oder logistisch nicht machbar sind“.

Hört, hört! Gleiches gilt auch für den Porsche Cayenne, die Elphilharmonie und das Dubai-Hotel Bardsch-Chalifa. Vernunft wird Unsinn, Wohltat Plage.

Mit verantwortlicher Wissenschaftspolitik und Bildung zur kooperativen Befähigung, die Gesellschaft vernünftig und lebenswert zu gestalten, hat dies jedoch ungefähr so viel gemein wie ein sommerlich in der Hosentasche klebrig zerdrücktes After-Eight.

Was braucht also die Universität – für Land und Leute – wirklich?

Einen geistigen und baulichen Standpunkt, der geschichtsbewußte bzw. zukunftsfrohe Krisenbewältigung ermöglicht:

An die Stelle des hektischen Kaufens und Verkaufens ist der Wert produktiver wissenschaftlicher Arbeit für ziviles, sozial gerechtes und demokratisches Leben zur Geltung zu bringen. Gemeinsames Forschen, Lernen und Lehren als erkenntnisfreudige Interdisziplinarität ist als Alternative zu langen Wegen, eigenbrödlerischer Verantwortungsabwehr und einer Politik des Teile-und-Herrsche durchzusetzen. Naturwissenschaft und Ökonomie müssen und sollten – auch räumlich – keine Parallelwelt zur bewußten Ergründung und Entwicklung von Kultur, Geschichte und sozialer Struktur der menschlichen Gesellschaft sein. Die humane Zivilisation ist unteilbar.

Unverzichtbar dafür ist eine bedarfsgerechte öffentliche Finanzierung und demokratische Mittelverteilung statt der Marktanbindung der Wissenschaften, kritische Bildung statt Lernen nach (permanenten) Noten und in selektiver Zweiteilung. Auch kollegiale Offenheit und echte Partizipation (von der Institutsebene an) statt einem konkurrenzgetriebenen „Gemeinschaftsgeist“, angeleitet durch den aufgesetzten Hochschulrat, sind nötig.

Und dabei immer noch: Gebührenfreiheit!

Baulich sind eine zügige, substanzerhaltende Sanierung, eine Erweiterung rund um die Bundesstraße und eine universitäre Nutzung des Postgebäudes in der Schlüterstraße ohne sinnvolle Alternative. Damit könnte ohne neue, aufwendige Genehmigungs- und Planungsverfahren jederzeit begonnen werden. Mit zu erwartenden Gesamtkosten in Höhe von knapp 700 Mio. Euro ist dies auch für den Stadtstaat schonender als ein insularer Neubau, bei dem schon die Bodenarbeiten eine runde Milliarde Euro verschlingen würden.

Bürgerschaft und Senat haben angekündigt, im Juni über die weitere Entwicklung zu entscheiden. Eine rasche Einigung innerhalb der Universität für einen aussichtsreichen Verbleib in Eimsbüttel steht nunmehr an. Der Akademische Senat hat dafür herausragende Verantwortung.

Eher soll die Senatorin gehen und ein weiterer schwarz-grüner Dominostein fallen, als auch nur der kleinste Stein der Uni von kalter Hand angerührt wird.

By the way: Die Initiative „Uni bleibt!“ hat mittlerweile 20.000 Unterschriften gesammelt.

Ist die CDU eine „Volkspartei“?