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Das nötige „Mehr“

Qualität braucht Mittel

„Eine Gleichheit und Freiheit festsetzen, so wie sie sich jetzt viele Menschen gedenken, das hieße ein elftes Gebot geben, wodurch die übrigen zehn aufgehoben würden.“ (153)

Georg Christoph Lichtenberg, „Sudelbücher“, Heft K, 1793-1796.

Die Entwicklung in Hamburg ist politisch erfreulich.
Mit dem Wintersemester haben Studierendenschaften sowie das Uni-Präsidium für eine bedarfsgerechte Steigerung der öffentlichen Bildungs- und Wissenschaftsausgaben Ansprüche formuliert und Zeichen gesetzt. Medien, Politik und „Wirtschaft“ sind eilfertig dabei, das Thema oberflächlich aufzugreifen. Der Vorsitzende des „Wirtschaftsrats in Hamburg“, Jörg Debatin, macht das im Hamburger Abendblatt (21.10.’14) so: „Die führenden Repräsentanten dieser Stadt müssen sich an die Spitze der Bewegung setzen. Der Erste Bürgermeister muss sagen: Ja, ich will Hamburg zu der Wissensmetropole im Norden machen. Das darf nicht ein Thema unter vielen sein, sondern muss ein zentraler Fokus der Senatsarbeit werden. Neben dem Senat müssen sich auch die Handelskammer und der Industrieverband mit ganzer Kraft dahinterstellen.“ Der so spricht, war ab 2003 für zehn Jahre „Ärztlicher Direktor“ des UKE und als solcher für eine rohe Kommerzialisierung des letzten in staatlicher Hand verbliebenen Hamburger Krankenhauses verantwortlich. Das ist politisch stark umstritten. Er mußte gehen.

Die Zivilisationskrise (Kriege, wachsende Profite bei sinkenden Masseneinkommen, Ressourcenraubbau etc.) ist Ergebnis systematischer Strategielosigkeit des Establishments. Neoliberalismus oder gesteigerte Konkurrenz aller gegen alle sind rundum schädlich. Die sozialen und kulturellen Bedürfnisse der Mehrheit der Menschen werden so keinesfalls befriedigt. Darum reift eine grundlegende Wandlung der globalen Verhältnisse ins Humane heran. Sie zu verwirklichen, gelingt durch die solidarische Arbeit und aufgeklärte Aktivität der Mehrheit. Dafür haben Wissenschaft und Bildung ihre tiefere Bedeutung.

Was heißt das für die Universität?

In Studium und Forschung weltzugewandt Probleme zu analysieren und zu lösen;
in der Lehre selbst zu lernen und alle intellektuell zu ermuntern;
in der Verwaltung Studierenden und Hochschullehrern den (internationalen) Zugang zur Hochschule sowie Arbeit und Kommunikation miteinander zu erleichtern und
in der Selbstverwaltung durch eine Studienreform den Ba/Ma-Parcours zu verlassen und zudem kollegiale, fachübergreifende Zusammenarbeit zu fördern.

Das hießt auch für alle: Erkenntnisse durch Kritik und Kooperation zu gewinnen;
dafür die Hochschulen sozial weiter zu öffnen;
insgesamt mehr Zeit zur Reflexion zu haben;
mehr Gelegenheiten zum anregenden Austausch und allgemein nützlicher Zusammenarbeit mit „der Praxis“ zu schaffen. (Kitas, Schulen, Medien, Theater, Krankenhäuser, Sozialeinrichtungen, Verkehrswesen und Hafen sind Praxis mit Bedeutung für ein gutes Leben Aller.)

Und last but not least geht’s darum, neugierig, solidarisch und also wirksam vernünftig zu sein.

Die Universität ist im besten Fall ein Ort der Weltverbesserung.
Dafür braucht sie auch eine deutliche Erhöhung der staatlichen Grundfinanzierung.