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Frieden wagen

Für eine erweiterte Verantwortung der Wissenschaft

„Nachts darf der Schriftsteller die Sterne begucken. Aber wehe ihm, wenn er nicht fühlt, daß sein Haus in Gefahr ist. Dann muß er posaunen, bis ihm die Lungen platzen.“

Wolfgang Borchert (1921-1947), „Der Schriftsteller“.

Frieden ist zunehmend eine globale Notwendigkeit.
Bei der diesjährigen Absolventenfeier des Studiengangs „Master of Peace an Security Studies (M.P.S.)“ des Instituts für Friedensforschung und Sicherheitspolitik (IFSH) kam diese zur Sprache.

Wissenschaftssenatorin Stapelfeldt drückte Anteilnahme an den zahlreichen Flüchtlingen aus: „Diesen Menschen werden wir begegnen. Auf der Straße, in unseren Quartieren. Diesen Menschen müssen wir helfen: beim Umgang mit ihren traumatischen Erinnerungen, mit ihren Zukunftsängsten, mit ihrem Kulturschock.“ Daraus leitet sie ab, daß Wissenschaftler gebraucht werden, „die die Konflikte analysieren, die die Ursachen dieser ungeheuren Flüchtlingsströme zurzeit sind. Wir brauchen mehr denn je Expertinnen und Experten, die in internationalen Organisationen helfen, diese Konflikte zu lösen oder zumindest zu beeinflussen.“ Die offen zu Tage tretenden machtpolitischen Ursachen von Krieg und Flucht sind so nicht benannt. Aber die Senatorin mißt den Wissenschaften diesen Aufklärungsbeitrag und die Erarbeitung von zivilen Konfliktlösungsmöglichkeiten zu. Gut, wenn Wissenschaft und Politik dann zusammenarbeiten.

Der ehemalige Uni-Präsident Jürgen Lüthje (Amtszeit: 1991-2006) stellte sich zum selben Anlaß der Frage: „Können Universitäten den Frieden fördern?“ und bejaht sie. Er hob dabei das Leitbild der Uni Hamburg hervor. Ein Ziel darin ist die „Internationalisierung von Bildung und Wissenschaft für eine friedliche und menschenwürdige Welt.“ Dies sei ein positiver Auftrag, ein „substantieller Kern der Verantwortung“ von Universität. Aktuell sei zu beantworten, ob und wie dem „Terror des IS“ zivilisierend und nicht-militärisch entgegengewirkt werden könne. „Militär löst keine Konflikte.“ Das habe besonders der „Sieg der Beteiligten, der USA und ihrer Verbündeten“ über den Irak bewiesen. Und so sei an alle die Frage gestellt, wie „Konfliktlösung, die Annäherung an Frieden, der Aufbau von Frieden“ oder der Aufbau von Staaten, die Frieden und Menschenwürde sichern, mit nicht-militärischen Mitteln erreicht werden könne. Diese Herausforderung gelte, so der ehemalige Uni-Präsident, angesichts vielfältiger Konfliktursachen (Machtansprüche, soziale und Ressourcenkonflikte, Klimawandel, neue Informationstechnologien, „tiefgreifende Kulturkonflikte“) allen Wissenschaften. Aufgabe der Universitäten sei, durch Bildung zur Aufklärung und einem rationalen Weg der Verständigung beizutragen und damit Demokratie und Menschenwürde auch international zu stärken.

Die Friedensbewegung geht weiter: Sie ist die couragierte Initiative für Aufklärung, Widerstand und konkrete Forderungen für globale zivile Entwicklung. Sie ist praktizierte internationale Solidarität. Sie geht nicht nur von der gleichen Würde aller Menschen aus, sondern beginnt sie auch als kooperative Verbesserung der Welt durch die große Mehrheit zu realisieren. Das schließt Wissenschaft und Politik mit ein.
In Hamburg, international verbunden und reich, wirken dagegen nicht unerheblich Rüstungsindustrie und Exportinteressen. Die Hochschulen sind davon nicht unversehrt. Deshalb brauchen wir – auch im Hochschulgesetz – eine Zivilklausel, damit Bildung und Wissenschaft für die Bedürfnisse der Mehrheit der Menschen an der Lösung globaler Probleme arbeiten können: Für Forschung, Lehre und Studium, die friedensstiftend, demokratisch, sozial, ökologisch und kulturell weltoffen verändernd eingreifen!


Zivilklausel-Zukunftskongress 2014
Für eine Wissenschaft und Kultur des Friedens

24. – 26. Oktober 2014 in Hamburg
Programm und Infos:
www.ak-friedenswissenschaft.de/zivilklauselkongress-2014