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Mensch, Universität, Gesellschaft

Zur Bedeutung und Möglichkeit, Gutes zu verallgemeinern

„Forschung und Entwicklung sind der entscheidende Hebel für zukünftiges Wachstum.
In diesem Zusammenhang erinnere ich daran, dass der Senat geplant hatte, über sechs Jahre je 200 Millionen Euro, also insgesamt 1,2 Milliarden Euro, in die Olympischen Spiele zu investieren. Herr Bürgermeister, Frau Bürgermeisterin, ich schlage vor, den Elan der Kampagne »Feuer und Flamme für Hamburg 2024« in eine Kampagne für den Bildungs- und Wissensstandort Hamburg umzulenken: Hamburg ist Feuer und Flamme für Wissenschaft und Innovation! [...]
Anknüpfungspunkte für die Vermarktung des Wissenschaftsplatzes Hamburg bieten das breite Angebot unserer Hochschullandschaft, die existierenden wissenschaftlichen Leuchttürme wie das DESY oder die innovativen Cluster in den Bereichen »Life Science«, »Erneuerbare Energien« und »Luftfahrt«.“

Fritz Horst Melsheimer, Präses der Handelskammer, Jahresschlußansprache zur „Versammlung eines Ehrbaren Kaufmanns“, 31.12.2015.

„Aber der Mensch, das ist kein abstraktes, außer der Welt hockendes Wesen. Der Mensch, das ist die Welt des Menschen, Staat, Sozietät. Dieser Staat, diese Sozietät produzieren die Religion, ein verkehrtes Weltbewußtsein, weil sie eine verkehrte Welt sind“

Karl Marx: „Einleitung zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie“, 1844 (MEW Bd. 1, S. 378).

Kapitalismus als Religion und die Hochschulen als Bethäuser der Handelskammer?

Die Verwertung des Menschen, die Käuflichkeit der Wissenschaften, der Künste und jeder erweiterten Produktivität sind negativ: Das Leben – Frieden und Arbeit, Brot und Musik – läßt sich nur in aufgeklärter Opposition dagegen vernünftig, nachhaltig und global entwickeln bzw. erhalten. Deshalb steht eine Befreiung vom Verwertungsdogma auf der gesellschafts- wie wissenschaftspolitischen Tagesordnung.

Im Akademischen Senat (AS) hat sich die Uni in den letzten Jahren auf studentische Initiative zunehmend darauf verständigt, eine Hochschulreform für Humanität und Wahrheit zu erkämpfen. Erste Fortschritte in der Demokratisierung der Mitbestimmung und in der Lockerung des Ba/Ma-Korsetts sind erreicht. In allen Fächern werden häufiger die Möglichkeiten erörtert, wie durch kritischen Weltbezug der Wissenschaften sowie problemlösungsorientiertes Lernen und gemeinschaftliche Themenbestimmung zu Frieden, Gerechtigkeit, ökologischer Nachhaltigkeit und Demokratie wirksame Beiträge zu leisten sind.

Bildung als wissenschaftliche Weltaneignung soll darauf zielen, daß die Studierenden sich als selbstbewußte, weltoffene, solidarisch couragierte Menschen aller Orten verallgemeinern: in Wissenschaft, Medien, Künsten, sozialem Engagement, Medizin, Rechtspflege, Sport, Ingenieurs- und Rechnungswesen, Produktion und Politik – gemeinsam mit anderen und zum Wohle aller.

Diese Entwicklung erfordert bessere Bedingungen. Für die Universität (ebenso für Sozialarbeiter, Theatermacher und Stadtplaner) ist deshalb kontinuierliche Opposition zu der mentalen und finanziellen „Schuldenbremse“ entscheidend. In der letzten Sitzung des AS wurde berichtet, daß die Universität bis 2020 in ein strukturelles Defizit von 20 Mio € hineingetrieben wird. Diese politische Falschorientierung dient der Erpressung: Die Hochschulen bzw. ihre Mitglieder sollen käuflich gemacht werden für eine verfehlte Politik der ökonomischen Vorteilsnahme – auf Kosten der Bevölkerung hier wie auf Kosten anderer Weltregionen.

Deshalb kommt es darauf an, daß wir uns die Universität zunehmend als Ort aneignen, an dem es um gemeinsame, sozial progressive Verbesserungen und eine zivile Kultur internationaler Entwicklung geht. Relevant ist, zur Sprache zu bringen, was wesentlich für die Vermenschlichung des gesellschaftlichen Lebens ist – an den Mensa-Tischen, in den Seminaren, in den Gremien, auf den Fluren…immer.

So wächst die positive Bedeutung Aller.