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Wie wird es wirklich besser?
Universität kann viel bewegen

„Man verachtet keinen Baum wegen seiner unansehnlichen Blüte, wenn er wegen seiner Frucht zu schätzen ist.“

Gotthold Ephraim Lessing, „Briefe, die neueste Literatur betreffend“, siebenter Brief, 18. Januar 1759.

Die Universität soll eine große Verwaltungsreform bekommen. Dafür wurde eine sogenannte Expertenkommission beauftragt, ein Gutachten zu erstellen. Da die „erfahrenen Hochschulmanager“ noch Gläubige neoliberaler Konfession sind, ist vorwiegend für die Dokumentation einer vergangenen Phase gearbeitet worden: „New Public Management“ – die Stärkung von „Wettbewerbsgedanken“ und „Hierarchie“ – ist Teil des Problems, nicht der Lösung. Deutlich wird einzig, daß in dem sozialen Gefüge Universität Mißtrauen dominiert.

Die Ursache des schlechten Arbeitsklimas liegt in der Kommerzialisierung der Alltagskultur durch Leistungsorientierung und Verbetriebswirtschaftlichung. Sie beengen alle Gruppen der Universität und können als gescheitert angesehen werden, weil „Koof mich“ als Modus der sozialen Bezugnahme nicht menschlich ist. Mündigkeit, Kritik, wirkliche Erkenntnis, Kooperation, Innovation und kulturbejahende Produktivität kommen so niemals zustande.

Darum wurde jüngst im Akademischen Senat das Erfordernis eines gemeinsamen Mentalitätswechsels und seiner strukturellen und sozialen Grundlagen erörtert:
Notwendig ist, die Universität als Einheit und nicht im Gegeneinander von Fakultäten (und allgemeiner Verwaltung) zu entwickeln. Dafür müssen alle ihren republikanischen Charakter stärken: Die Mitglieder der Universität sollten mündige gleichberechtigte Subjekte der Gestaltung von Wissenschaft, Institution und Gesellschaft sein – also eines demokratischen Gemeinwesens universeller, kooperativer Weltaneignung. Auf allen Ebenen der Universität, auch im Alltag von Lehre und Studium, sollten darum alle einander mindestens formal gleich begegnen, um in der gemeinsamen Arbeit ebenbürtig sein zu können. Eine Rekultivierung der argumentativen Auseinandersetzung und analytischen Problemlösung fördert tendenziell konsensuale und sozial verantwortliche Entwicklung von Bildung und Wissenschaft. Dafür ist besonders die Aufwertung gewählter Gremien gegenüber den Leitungsorganen nötig, ebenso wie eine gründliche humanistische Neuorientierung des Studiums in Inhalten und Struktur. Es sind also große strategische Fragen für die Universität in nächster Zeit zu klären:
Wie beantworten wir das Scheitern von „Bologna“?
Wie gelingt demokratische Partizipation aller Uni- Mitglieder?
Wie überwinden wir das Desaster des „New-Public- Management“ im bewußten, kollegialen Zusammenhang von Studium, Lehre, Forschung, Selbstverwaltung und Verwaltung?
Wie lösen wir die Schuldenbremse?

Jede dieser Herausforderungen ist auch gesamtgesellschaftlich beispielhaft, weil überall die mentale und praktische Überschreitung der neoliberalen Beschränkung ansteht. Humane Ansprüche weiterzuentwickeln und sich für ihre soziale Durchsetzung zu engagieren, ist bereits ganz alltäglich praktisch eine Wendung zum Besseren. Der Mensch schafft seine Verhältnisse selbst. Das gilt auch im Verhältnis zur wenig lernfreudigen Senatspolitik: Opposition wirkt.

Wie lösen wir die Schuldenbremse?

Jede dieser Herausforderungen ist auch gesamtgesellschaftlich
beispielhaft, weil überall die mentale und
praktische Überschreitung der neoliberalen Beschränkung
ansteht. Humane Ansprüche weiterzuentwickeln
und sich für ihre soziale Durchsetzung zu engagieren,
ist bereits ganz alltäglich praktisch eine Wendung zum
Besseren. Der Mensch schafft seine Verhältnisse selbst.
Das gilt auch im Verhältnis zur wenig lernfreudigen
Senatspolitik: Opposition wirkt.